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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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hatte, dass er sie hasste, griff nach Dathnes Hand und rannte los in dem festen Vertrauen, dass die anderen ihnen folgen würden.
    Während Morg hilflos über ihnen baumelte und heulte wie eine gequälte Kreatur, lief er auf die nächste sichere Zuflucht zu: das Gemeinschaftshaus der Schlachtergilde. Die Hälfte des Dachs und ein Teil einer Mauer waren eingestürzt, aber der vordere Teil des Baus war weitgehend intakt. Sie eilten hinein und brachen keuchend auf dem Boden zusammen.
    »Im Wachhaus wären wir sicherer«, sagte Orrick. Die Schulter seines Gewands war feucht von Blut. »Und ich habe dort jede Menge Waffen.«
    Asher schüttelte den Kopf. »Knüppel und Piken können diesem Ding nichts anhaben. Veira? Was geht hier vor?«
    Die alte Frau, die auf einem großen Brocken Mauerwerk saß, tupfte sich mit einem Taschentuch ihren blutenden Arm ab. »Ich weiß es nicht. Aber es ist nützlich. Geht es euch allen gut?«
    Alle bejahten. Selbst Darran, der neben ihr saß und mitgenommen und bleich aussah und dessen Atem laut wie ein Blasebalg pumpte. Gar, dessen vom Hagel verletzte Wange geschwollen und blutverkrustet war, hatte einen Arm fest um die Schultern des alten Mannes gelegt und hielt ihn aufrecht. Matt und Dathne hockten neben ihnen, und Orrick stand der Straße und den Schwierigkeiten draußen am nächsten. Natürlich.
    Er hätte sie nicht mitkommen lassen dürfen. Sie konnten ihm nicht helfen, und ihrer aller Leben war in Gefahr.
    Gar ließ Darran los und kam langsam näher. »Asher. Ich muss mit dir reden.
    Unter vier Augen.«
    Einzelne, aus der Mauer gebrochene Steine bohrten sich ihm scharf in die Knie.
    Er beachtete dieses kleine Ungemach jedoch nicht und hielt den Blick fest auf den Marktplatz gerichtet. Auf Morg. »Weshalb? Es gibt nichts mehr zu sagen.«
    Gar hatte noch nie gewusst, wann er den Mund halten sollte.
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    »Doch, es gibt noch etwas zu sagen. Die Worte des Ungeschehens...«
    Er schenkte dem kleinen Scheißkerl einen ungeduldigen Blick. »Ich habe den Spruch gelernt. Ich kann ihn auswendig. Ihr habt Eure Aufgabe erfüllt. Jetzt haltet den Mund, ja, damit ich meine erfüllen kann. Ich versuche nachzudenken, wenn Ihr damit einverstanden seid.«
    »Aber du verstehst nicht! Ich...«
    Asher sprang an den anderen vorbei und stieß Gar so heftig aus dem Weg, dass dieser ins Taumeln geriet. Der Bastard schlug mit dem Kopf gegen die Wand. »Es gibt nichts mehr zu sagen!«
    Während Darran schrill protestierte und die anderen sich um Gar scharten, beugte Veira sich vor und berührte seine Hand.
    Sie hatte ihre Kapuze abgestreift, und die silberne Schlange ihres Haares war durchnässt und fiel ihr wirr um die Schultern. »Ich werde jetzt den Zirkel zu dir rufen, Kind. Lass sie herein. Lass dir von ihnen helfen. Hab keine Furcht.«
    Er hatte keine Furcht, er hatte verdammte Todesangst. Mit dem Sturz der Mauer war all der quälende Schmerz in ihm beinahe verblasst, aber an seiner Stelle floss jetzt etwas Dunkleres bitter und morastig durch seine Adern, klebrig wie Teer.
    Die Verderbtheit Morgs. Nach dem verzerrten Ausdruck auf Matts Gesicht zu urteilen, spürte sein Freund es ebenfalls. Aber nicht so scharf wie er, nicht so unmittelbar. Matt war nicht der Unschuldige Magier.
    Er ist es nicht... Aber ich bin es!
    Zum ersten Mal akzeptierte Asher es, akzeptierte es wirklich. Bedeutete das, dass er auch den Tod akzeptierte?
    Veira stieß ihn an. »Asher! Was ist los? Stimmt etwas nicht?«
    Er wartete, bis sein Herz zu galoppieren aufhörte und er darauf vertrauen konnte, dass seine Stimme nicht brechen und dass seine Füße ihn nicht von hier forttragen würden, ohne zuerst um Erlaubnis zu fragen.
    »Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut.«
    »Dann sei still und schweige, und ich werde den Zirkel rufen.«
    Asher sah zu, wie sie in die Tasche griff, den blauen Filzbeutel herauszog und einen Kristallsplitter in die Hand nahm. Der
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    Splitter schimmerte in dem fahlen Licht, dann lag er verborgen zwischen ihren Händen. Sie schloss die Augen... ihre Lippen bewegten sich lautlos ‐ und der Kristallsplitter, den sie in seinem Fleisch vergraben hatte, erwachte zu brennendem Leben.
    In seinem Geist hörte Asher einen Chor von Stimmen. Wir sind hier, Asher. Wir sind bei dir. Benutze unsere Stärke, wenn du sie brauchst. Sie gehört dir.
    Die Furcht verebbte und mit ihr ein wenig von der Schwärze in seinem Blut. Er spürte, wie sich seine Macht regte, unbesudelt. Spürte, wie auch der Rest von Schmerz von

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