Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
selbst gesagt: Du kennst die Beschwörungen in‐ und auswendig. Leite mich durch sie hindurch. Sprich die Worte und forme die Zeichen, damit ich sie kopieren kann.«
    »Ihr seid wahnsinnig«, flüsterte er.
    »Hast du nicht zugehört?« In Gars Augen stand ein fiebriger Ausdruck. »Ich kann mich nicht an die richtige Reihenfolge der Beschwörungen erinnern! Wenn du mir nicht hilfst, wird es heute Nacht nicht regnen, und das wird Conroyd genau den Grund liefern, den er braucht, um meine Tauglichkeit als Wettermacher in Zweifel zu ziehen.«
    144
    »Und wenn ich es tue und er es herausfindet, wird es mein Kopf sein, der einen Holzblock als Kissen benutzt!« »Wie sollte er es herausfinden?«
    Asher öffnete den Mund. Klappte ihn wieder zu. Funkelte Gar wütend an.
    »Ich bitte dich nicht, Barls Erstes Gesetz zu brechen«, sagte Gar mit stiller Eindringlichkeit. »Ich bitte dich, deinem König zu helfen.«
    Scheiße. Scheiße! Er konnte den Ausdruck auf Dathnes Gesicht, wenn er ihr dies hier erzählte, genau vor sich sehen. »Ich weiß nicht.«
    »Bitte.«
    Während sein Magen sich zusammenkrampfte, suchte er Zuflucht in hektischer Bewegung. Er stampfte in der Wetterkammer umher, und Groll stachelte seine Wut an. Er konnte Gars Blick spüren. Seine Anspannung und seine nur mühsam beherrschte Furcht. Die Erinnerung an das Versprechen einem kranken Mann gegenüber stieg in ihm auf. Ich werde auf ihn Acht geben. Er blieb stehen.
    »Also gut. Ich werde es tun, unter einer Bedingung.«
    Gar war außerstande, seine wilde Erleichterung zu verbergen. »Heraus damit.«
    »Morgen früh werdet Ihr gleich als Erstes zu Nix gehen und ihm sagen, dass Euch etwas fehlt. Welch abscheuliches Gebräu er Euch auch in die Hand drücken mag, Ihr werdet es trinken. Und dann werdet Ihr Conroyd Jarralt einen Besuch abstatten und ihm zu seiner Beförderung gratulieren.«
    Ein langes Schweigen. Ein widerstrebendes Nicken. »In Ordnung«, sagte Gar.
    Er sah so aus, als breche ihm das Herz. Es kümmerte Asher nicht. »Dann lasst es uns hinter uns bringen. Bevor ich wieder zur Besinnung komme.«
    »Wie willst du es machen?«, fragte Gar stirnrunzelnd. »Langatmige Erklärungen werden nicht funktionieren.«
    Er zuckte die Achseln. »Habt Ihr jemals ein Spiegelspiel gespielt?«
    144
    »Als ich drei war!«
    »Ihr habt eine bessere Idee? Ich bin ganz Ohr!«
    Sie traten einander gegenüber neben die Wetterkarte, streckten die Arme aus und berührten einander an den Fingerspitzen. Hin und her gerissen zwischen Furcht und dem Gefühl, sich äußerst töricht zu benehmen, schloss Asher die Augen.
    »Seid Ihr so weit?«
    »Ja. Wenn die Macht sich entzündet, solltest du darauf vorbereitet sein, ihr auszuweichen.«
    Asher schnaubte. »Als müsste man mir das sagen.«
    Sie traten langsam beiseite und begannen den Wettertanz. Ohne es eigentlich zu wollen, sah Asher vor seinem inneren Auge das Flache Land in vollem Sonnenschein. Die gewellten Hügel und die sich wiegenden Gräser, die sich unter winzigen Vögeln bogen. Er schmeckte den sauberen Geruch offener Luft und hörte die Brachvögel rufen. Er schloss die Augen und vergegenwärtigte sich die genaue Abfolge von Zeichen, die Regen beschwören würde. Dann hob er zögernd die linke Hand, und Gars Hand ging mit seiner hoch. Gemeinsam zeichneten sie eine Figur in die Luft. »Luknek«, flüsterte er. Gar wiederholte das Wort. Gehen, gehen, gehen. Die rechte Hand heben. Das zweite Siegel zeichnen.
    »Tolnek.« Ein weiteres Echo. Gehen, gehen, gehen. Die linke Hand heben. Das dritte Siegel zeichnen. Irgendwie wurde es einfacher. »Luknek.« Wieder das Echo.
    Asher runzelte die Stirn. War es Einbildung, oder hatten seine Finger soeben gekribbelt? Nein. Es war nichts. Das Blut zirkulierte nicht richtig in seinen Fingerspitzen, das war alles. »Tolnek.«
    Gar räusperte sich. »Asher...« Seine Stimme klang eigenartig.
    »Seid still, ich versuche, mich zu konzentrieren«, knurrte er. Welches war das nächste Siegel? Oh. Ja. Mit neuer Zuversicht zeichnete er es in die Luft. »Luknek.«
    Eine aufkeimende Brise strich mit heißen Fingern über sein Gesicht, und sein Seidenhemd wisperte. Tief in seinem Blut ein Brodeln. »Asher!«, sagte Gar drängend. »Sieh dir das an!«
    Schwitzend hielt Asher inne und öffnete mühsam die Lider. Gar war unberührt, aber blaues Feuer tanzte über seinen Händen und seine Arme hinauf.
    145
    Dann ließ Gar die Arme sinken und trat zurück ‐ aber das blaue Feuer tanzte

Weitere Kostenlose Bücher