Köpfe für Carlita
sicherlich Gegenstände finden, mit denen ich mich verteidigen konnte.
Carlita Moreno bewegte sich. Es war ein Zucken der Schultern, als wollte sie sich aus dem Griff lösen, und in der Tat bewegte sich das verdammte Beil.
Es sackte tiefer, ohne allerdings den Boden zu berühren, denn es wurde zuvor abgefangen und schwang dabei wie ein schweres Pendel von einer Seite zur anderen.
Carlita nutzte den Schwung aus, um die schwere Waffe wieder anzuheben, die sich auf einmal wieder zur tödlichen Gefahr für mich entwickelte.
Sie schwebte vor mir in die Höhe, war aber noch nicht nahe genug, um tödlich zu sein.
In diesem Augenblick passierte etwas, womit wohl keiner von uns gerechnet hatte.
Wir hörten ein Stöhnen. Weder Carlita noch ich hatten es ausgestoßen, dafür jemand, den wir beide schon vergessen hatten.
Antonio Sahnas!
***
Auf einmal war alles anders. Carlita vergaß mich, ich vergaß sie, denn dieses schwere Geräusch hatte uns von unseren Problemen abgelenkt.
Es blieb auch nicht bei dieser einzigen Reaktion, denn der Kommissar schaffte es, seine Beine anzuziehen. Er konnte sich nicht hinstellen, dazu fehlte ihm die Kraft, aber er war in der Lage, sich mit den Knien und den Händen abzustützen. So bewegte er sich auch auf die Mitte des Stollens zu.
Carlita schrie wie eine Katze, die wütend war, weil man ihr auf den Schwanz getreten hatte. Ihr Gesicht zeigte einen unglaublichen Ausdruck. Sie konnte nicht begreifen, daß dieser Mann noch lebte.
Ich warf mich ihr entgegen. Blitzschnell. Und ich freute mich darüber, daß ich es überhaupt schaffte. Dabei hielt ich die Arme angehoben und nach vorn gestreckt, denn meine Hände zielten auf ihre Arme.
Ich wollte das Beil.
Da fiel der Schuß.
Ich hatte unwahrscheinliches Glück, nicht von der Kugel getroffen zu werden, aber auch Carlita wurde nicht erwischt, denn Sahnas war einfach zu schwach gewesen, um genau zielen zu können. So hatte die Kugel uns beide verfehlt, war gegen die Gangwand geschlagen und als Querschläger verschwunden.
Ich änderte meine Richtung und tauchte dabei nach rechts weg, als wollte ich in den Boden eindringen. Ich rechnete mit einem zweiten Schuß, aber Sahnas hatte Probleme, sich überhaupt halten zu können.
Er kniete breitbeinig in der Mitte des Ganges. Seine Dienstwaffe hielt er mit beiden Händen fest. Sie schwankte wie sein Körper. Er suchte noch das Ziel, das er einmal geliebt hatte, von dem er allerdings so schwer enttäuscht worden war, daß jetzt der Haß wie eine mächtige Flamme in ihm loderte.
Das wußte auch Carlita Moreno. In diesem Moment war ich vergessen.
Sie sah Sahnas als ihren großen Feind an, und sie sprang auf ihn zu.
Das Beil hatte sie in die Höhe gerissen. Es schwang hoch, streifte sogar die Decke.
Das Flackerlicht der Kerzen huschte über das Metall hinweg und zauberte noch einen gewaltigen Schatten, bevor die Klinge nach unten raste.
Sie traf den Kommissar.
Aber es fielen auch die Schüsse.
Diesmal waren es zwei. Der Mann hatte in einem Reflex abgedrückt, und es war die letzte Bewegung seines Lebens. Die Klinge wuchtete voll und mit mörderischer Kraft in seinen Kopf hinein.
Ich hatte mich gedreht. Der Kerzenschein ließ mich zu einem Zuschauer werden, und ich erlebte, wie mich das blanke Entsetzen dabei packte. Es war einfach furchtbar, mit ansehen zu müssen, wie Sahnas starb, denn dieses breite und mächtige Beil tötete ihn mühelos. Auf eine Beschreibung dessen, was ich da sah, möchte ich verzichten. Hitze und Ohnmacht wechselten sich ab, als sie durch meinen Körper tosten. Blut war in die Höhe gespritzt, aber nicht nur das Blut des Mannes, auch das der Frau.
Sie war bestimmt von beiden Kugeln erwischt worden. Genau sah ich es nicht.
Die eine hatte ihren Kopf erwischt und das schöne Gesicht dicht unter dem Metallnetz auf der Stirn zu einem furchtbaren Anblick gemacht.
Carlita Morena war gefallen und hatte den Kommissar unter sich begraben. Das Beil war ihr aus den Händen gerutscht, es lag ein Stück entfernt, nahe der Nische, als sollte es von den dort stehenden Köpfen schaurig angegrinst werden.
Vorbei – ja, es war vorbei!
Mir schössen die Gedanken durch den Kopf, aber ich konnte sie nicht festhalten. Plötzlich war alles so schnell gegangen, so daß ich mich überlistet fühlte.
Aber es stimmte.
Ich hatte überlebt. Denn die beiden anderen Personen rührten sich nicht mehr.
Es hörte sich schaurig und möglicherweise auch wahnsinnig an, aber meine Spannung
Weitere Kostenlose Bücher