Köpfe für Carlita
Carlita hell auf und rutschte aus seinem Griff hervor. »Später«, sagte sie. »Du weißt doch, die Vorfreude ist immer die schönste Freude.«
»Das mag sein«, gab Juan zu. »Aber ich habe schon zu lange von der Vorfreude leben müssen.«
»Dann wird es dir später um so besser gefallen.«
Juan hielt ihre Hände noch fest. »Das glaube ich sogar. Wir sehen uns jetzt zum dritten Mal, und aller guten Dinge sind drei.«
»Wie recht du hast – komm.« Carlita übernahm die Initiative, faßte ihn an der Hand, um ihn dorthin zu ziehen, wo sie alles vorbereitet hatte. Für Perez war es neu. Er konnte nur immer schauen. Er sah die Durchgänge zu den anderen Räumen und Zimmern. Es war alles so offen und frei, als hätte man nichts zu verbergen, und er wunderte sich wieder darüber, daß eine Frau dieses Haus allein bewohnte.
»Ich hatte mir gedacht, daß wir uns in den Wohnraum begeben. Dort haben wir den besten Ausblick.«
»Wie du willst.« Juan wußte, wo dieses Zimmer lag, denn er hörte bereits die Musik, die ihm entgegenwehte. Sanfte Melodien, zum Träumen und zum Tanzen.
Die Gastgeberin hatte auch für die entsprechende Beleuchtung gesorgt.
Steh- und Wandlampen gaben ihr Licht ab, waren aber so weit heruntergedimmt worden, daß ihr Licht weder störte noch blendete, sondern als weicher Fluß den großen Raum erfüllte und auch den Blick auf das breite Fenster freiließ.
Auch auf der großen Terrasse mit dem Pool brannten Lampen. Sie streuten ihre Helligkeit über die Wasserfläche und ließen den Hintergrund im Dunkel, wo sich die Büsche als malerische Formationen unterschiedlicher Höhen abhoben und der Blick über sie hinweggleiten konnte – auf das Meer hinaus, das unter dem mächtigen Himmel aus verschiedenen Grautönen lag.
Selbst Juan Perez war beeindruckt. Er vergaß sogar für einen Moment seine Gastgeberin. »Toll«, lobte er. »Es ist wirklich ein toller Ausblick.«
»Das stimmt.«
»Du hast schon gewußt, wo du dein Haus hinsetzt. Es muß ein Vermögen gekostet haben.«
»Es geht«, erwiderte die Frau bescheiden. »Aber darüber wollen wir nicht reden. Ist es dir recht, wenn wir etwas Champagner trinken?«
»Da fragst du noch?«
»Dann bitte.«
Mit diesen Worten hatte sie die Dekoration auf dem Glastisch angesprochen, wo eine mit Eis gefüllte Schale ihren Platz gefunden hatte. Im Eis steckten zwei Flaschen Dom Perignon, und ihre Hälse schauten über den Rand der Schale hinweg. Die Gläser standen auf einem Silbertablett. Knabbergebäck lag in Schalen aus ebenfalls dickem Silber. Kerzenschein fiel über den Tisch hinweg und zauberte Reflexe auf das Glas.
Juan Perez wußte, was er zu tun hatte. Er hatte die Arbeit nicht erfunden, aber das Offnen von Champagnerflaschen bereitete ihm keine Schwierigkeiten, und ein weißes Tuch lag ebenfalls über der Schale.
Carlita schaute ihm zu. Sie sah sich den Gast genau an, ohne daß dieser es bemerkte. Er wirkte verlebt, ein alternder Playboy mit weich und faltig gewordenen Gesichtszügen. Ihm konnte keine Kosmetik der Welt die Jugend zurückgeben, aber er hielt sich noch immer für den Allergrößten überhaupt. Von der Figur her war er auch kein Adonis. Trotz zahlreicher Besuche in den verschiedenen Fitneß-Studios hatte er doch Bauch angesetzt.
Der Korken knallte aus der Öffnung, aber es schäumte nichts über, denn Juan hielt die Flasche schräg. Er drehte den Kopf, um Carlita anzuschauen, deren Gesicht augenblicklich einen anderen Ausdruck annahm, denn Sekunden zuvor hatte sie diesen Mann noch als Opfer betrachtet. Jetzt spielte sie ihm wieder die Verliebte vor.
Sie klatschte sogar in die Hände, als Juan das prickelnde Gesöff in die schlanken Gläser kippte. »Wunderbar, wirklich toll.«
»Ja, ich bin in Übung.«
»Man hat es sehen können.« Carlita ging auf den Tisch zu, hatte bereits eine Hand vorgestreckt, um das gefüllte Glas entgegennehmen zu können, das ihr Juan reichte. Er hatte sein Glas noch nicht genommen, sondern stellte zuerst die Flasche wieder in das Eis.
Genau darauf hatte Carlita gewartet. Ihr Gast war abgelenkt und sah nicht, wie sie blitzschnell eine winzige Tablette in sein Glas fallen ließ.
Sie vermischte sich mit den nach oben steigenden Bläschen des Getränks und löste sich auf, bevor sie noch den Boden des Glases erreicht hatte.
Perez drehte sich um, hob das Glas an und fragte: »Worauf trinken wir, Schönste aller Schönen?«
Carlita hob die Schultern. »Laß dir etwas einfallen«, sagte sie mit
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