Köpfe für Carlita
beschwingten Schritten den Tisch an, blieb dicht vor ihm stehen und berührte den Rand der Platte.
Sie neigte den Kopf und auch den Oberkörper etwas vor. Ihre Augen bekamen beinahe den gleichen Glanz, den auch die Klinge des auf dem Tisch liegenden Schwerts abgab, obwohl auf ihr noch der Widerschein und das Licht der Kerzen tanzte.
Es war ihr Schwert. Sie liebte es über alles. Sie kam sich vor, als sei sie nicht mit der Flasche großgezogen worden, sondern mit dem Schwert.
Ein verzücktes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die schwere Waffe anhob. Die schien überhaupt kein Gewicht zu haben. Carlita drehte sich, hob die Arme an, behielt den Griff nach wie vor umklammert und schaute an der scharfen Schneide entlang, deren Spitze zu Boden wies.
»Du bist mein Freund«, flüsterte sie. »Mein einziger Freund.« Sie hob die Waffe an, um sie zu küssen. Das kalte Metall tat ihren warmen Lippen gut, und so wiederholte Carlita den Kuß noch einmal.
Auf dem Weg zum Schrank behielt sie die Waffe in der Hand. Die Wände waren mit hellem Rauhputz bedeckt, und vor einer dieser Wände stand ein Schrank aus schwerer Eiche. In dem alten, dunklen Schloß steckte ein großer Schlüssel, den die Frau einmal herumdrehte und dabei dem Knarren lauschte, das einfach dazugehörte. Mit der freien Hand zog sie die schwere und breite Schranktür auf. Das Möbelstück war so groß, daß sie in den Schrank hineinsteigen konnte, was sie auch tat.
Carlita stemmte die Schwertspitze gegen das Holz. Mit der linken Hand hielt sie die Waffe fest. Die rechte bewegte sich auf einen kleinen Schalter zu. Sie drückte auf den Stift, und unter der Schrankdecke flammte eine Lampe auf.
Carlita schob noch einige Kleidungsstücke nach links, bevor sie sich um die Rückwand des Möbelstücks kümmerte. Mit dem rechten Fuß, der, ebenso wie der linke, in einem flauschigen Badeschuh steckte, drückte sie gegen einen winzigen Kontakt, den nur sie kannte.
Eine schmale Tür öffnete sich. Ihr unteres Ende schabte dabei über den Boden, aber das störte die Frau nicht.
Auch nicht die kalte und feuchte Luft, die ihr entgegenwehte. Carlita duckte sich mit dem Schwert durch die Tür, sah eine Steintreppe vor sich, die sie aber jetzt nicht interessierte. Auf der engen Fläche drehte sich Carlita nach rechts, hob das Schwert an und steckte es in die Metallhalterung.
Es war nicht die einzige Waffe, die dort ihren Platz gefunden hatte.
Daneben stand noch ein mächtiges Beil mit einem sehr langen Griff. Es war wirklich ein Beil der besonderen Art, eine furchtbare Waffe. Die breite Klinge abgerundet wie ein Pendel und an zwei verschiedenen Stellen durch Eisenringe mit dem Griff verbunden.
Carlita Moreno leckte ihre Lippen blank, als sie beide Waffen betrachtete. Sie konnte sich nicht entscheiden, welche sie nehmen sollte. Die eine war so gut wie die andere, und beide warteten darauf, aktiv werden zu können.
Schließlich nahm sie das Beil.
Damit verließ sie den Schrank. Sie schloß ihn ab, aber sie ließ die hintere Tür offen.
Das Beil hielt sie mit beiden Händen fest, als sie das Wohnzimmer durchquerte. Im Licht der Kerzen wirkte ihre Gestalt mehr wie ein Schatten, der sich durch den Raum bewegte, und auch das mörderische Beil sah noch größer aus, als es dies in Wirklichkeit war.
Dem Schrank gegenüber war der Kamin aus Natursteinen gebaut worden. Auch er warf einen Schatten. Carlita entschloß sich für die linke Ecke, wo die Mauer des Kamins mit der Wand zusammentraf.
Genau da stellte sie das Beil ab.
Sie pfiff durch die Zähne. Mit einem guten Gefühl betrachtete sie ihr Werk. Aber es wurde auch Zeit für sie, sich umzuziehen, denn Juan war pünktlich…
***
Juan Perez fuhr einen dieser alten englischen Spitfire in knallroter Farbe.
Es bereitete ihm stets ein besonderes Vergnügen, mit diesem Wagen unterwegs zu sein, vor allen Dingen dann, wenn er über irgendwelche Serpentinen fahren und die guten Kurveneigenschaften des Oldtimers dabei ausnutzen konnte.
Und natürlich fuhr er damit gern zu den Frauen.
Sie waren in seinem Leben schon immer das Wichtigste gewesen. Vor drei Monaten war er fünfzig geworden, und an diesem Tag hatte er sich vorgenommen, noch mehr auf den Putz zu hauen. Es wuchsen immer wieder zu viele schöne Frauen nach, als daß man an ihnen vorbeigehen konnte. Dafür war das Leben einfach zu kurz. Und wenn man, wie er, Geld hatte, war das tolle Leben kein Problem.
Die Firma, eine Fischfabrik für Fast food am Stadtrand
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