Köpfe für Carlita
leicht rauh klingender Stimme.
»Gut. Auf uns.«
»Richtig.«
»Auf die nächsten Stunden.«
»Einverstanden.«
»Auf die Liebe.«
Sie nickte heftig. »Damit bin ich ebenfalls einverstanden. Auf die Liebe also.«
Beide stießen an. Hell klangen die dünnen Gläser gegeneinander. Das Getränk war wunderbar kalt. Es rann prickelnd die Kehlen hinab, und Juan war so aufgewühlt, daß er sein Glas mit zwei Schlucken leerte, sich danach entschuldigte und davon sprach, daß seine Kehle regelrecht ausgetrocknet gewesen war.
»Das mag am Wetter liegen.«
»Nein, das stimmt nicht. Es liegt an dir. An meiner Vorfreude auf das, was noch sein wird.«
»Meinst du?«
»Deshalb bin ich hier. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, als ich deine Einladung erhielt.« Er wollte auf Carlita zugehen, aber sie streckte ihm die freie Hand entgegen.
»Einen Moment noch, denn ich habe eine Frage.«
»Welche?«
»Hast du dich an unsere Abmachung gehalten, Juan?« Sie sah das Erstaunen auf seinem Gesicht und präzisierte die Frage. »Ich hoffe, daß du niemandem von unserer Bekanntschaft erzählt hast, auch nicht deiner Familie…«
»Keine Sorge. Ich habe mit ihr nicht viel zu tun, denn ich bin ja das schwarze Schaf.« Er kicherte. »Manchmal ist es von Vorteil, wenn man sich nicht um gewisse Dinge kümmert, die das Leben nur schwermachen. Du verstehst?«
»Ja, ich verstehe«, antwortete Carlita leise und schaute kurz zum Kamin hin, wo in seinem Schatten das gewaltige Beil stand.
»Ah, ich brauche noch einen Schluck, um in Form zu kommen«, sagte Juan Perez. Er näherte sich wieder der im Eis steckenden Flasche, holte sie hervor und ließ den edlen Saft in sein Glas schäumen.
Carlita Moreno schaute ihm dabei zu. Sie sah nicht mehr aus wie eine verliebte Frau, denn ihr Blick war kalt und lauernd geworden. Sie dachte an den chemischen Zusatz und wartete darauf, daß er endlich wirkte.
Juan goß das Glas zu voll. Der Champagner schäumte über. Er schimpfte leise, und plötzlich beugte er sich nach vorn und sah dabei aus, als würde er über den Tisch fallen und mit dem Gesicht im Eis landen. So eben noch riß er sich zusammen. Er wuchtete seinen Körper zurück, blieb auf den Beinen, drehte sich Carlita zu, die sofort reagierte und ihr halbleeres Glas hob.
»Auf dich, mein Lieber!«
Juan Perez hörte die Worte. Sie kamen ihm vor, als hätte sie eine Frau gesprochen, die weit entfernt von ihm stand. Ein Schleier hatte sich über sein Gehör gelegt, und er spürte auch den dumpfen Druck in seinen Ohren.
Perez schwankte. Er bewegte zuckend die Arme. Wieder quoll der Champagner über. Der Mann atmete schwer. Er kämpfte mit dem Gleichgewicht und hörte Carlitas besorgt klingende Frage. »He, was hast du denn, Juan? Was ist los mit dir?«
Er schwitzte stark und rang nach Atem. »Weiß auch nicht«, brachte er hervor. »Mir ist so anders, komisch…«
»Ist dir übel?«
»Ich, ich glaube.«
»Oh, ausgerechnet jetzt.«
»Kannst du wohl sagen.« Perez grinste verzerrt. »Ich glaube, ich muß mich mal setzen.«
»Ja, tu das.« Carlita stellte ihr Glas ab. »Warte, ich werde dir helfen.«
Das ließ sogar ein Macho wie Juan zu. Er spürte die Hand der Frau an seinem linken Ellbogen und folgte dem leichten Druck, der ihn auf die Couch zudirigierte.
Dort drückte Carlita ihren Gast nieder, der froh war, in den Polstern versinken zu können. Er saß da und schloß die Augen, während er schwer atmete.
»Was ist denn mit dir?«
»Übel, müde…«
»Und jetzt?«
Es bereitete ihm schon Mühe, den Kopf nach links zu drehen. So konnte er die Frau sehen, die gebeugt neben ihm stand und auf ihn niederblickte. Den besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht nahm er nicht wahr, denn einiges stimmte nicht mit seinen Augen. Das Bild der Person verschwamm, und Carlita selbst sah für ihn aus, als wäre sie dabei, sich aufzulösen.
Als sie lachte und er dieses Lachen wahrnahm, da blitzte für einen Augenblick ein Gedanke in seinem Kopf auf. Plötzlich glaubte er an eine Falle, in die er gestolpert war. Er wollte noch etwas sagen, den Arm heben, um nach Carlita zu fassen, doch selbst diese Bewegung war zuviel für ihn.
Der Mann bekam nicht mal den Arm hoch. Er sackte nach unten und blieb auf der Sitzfläche der Couch liegen. Nichts ging mehr.
Carlita aber lachte hell auf. Sie trat zurück, nahm ihr Glas und prostete dem Mann zu. »Du hast dir viel vorgestellt, Amigo, aber auch ich habe meinen Plan gehabt. Er hat sich erfüllt. Du wirst
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