Köpfe
will.«
»Sie ist noch verrückter als ich«, sagte William mit einem Seufzen. »Sie hat mir erzählt, daß du anfangs auch nicht gerade begeistert warst.«
»Es ist ziemlich schauderhaft«, gab ich zu.
»Aber dich interessiert es allmählich?«
»Kann sein.«
»Diese Frau von Task-Felder hat dein Interesse noch verstärkt?«
Ich nickte.
William klopfte mit den Fingerspitzen gedankenverloren gegen das dicke Glas. »Mickey, Rho wurde immer schon durch Sandoval geschützt, durch ihr Leben hier auf dem Mond. Der Mond hat sie stets ermutigt; die freie Denkungsart, die geringe Bevölkerung, der richtige Ort, an dem junge Geister leuchten können. Sie ist ein bißchen naiv.«
»Wir sind nicht anders«, entgegnete ich.
»Du vielleicht nicht, aber ich habe einiges Schwere durchgemacht.«
Ich neigte den Kopf zur Seite und sah ihn zweifelnd an. »Wenn du mit naiv meinst, daß sie nicht weiß, wie es ist, wenn man im Dreck steckt, dann irrst du dich.«
»Sie weiß es mit dem Verstand«, sagte William. »Und sie ist scharfsinnig genug, daß das für sie möglicherweise reicht. Aber sie weiß nicht, was ein echter dreckiger Kampf ist.«
»Meinst du, es wird dreckig zugehen?«
»Es ergibt keinen Sinn«, sagte William. »Vierhundert Köpfe sind etwas Schauerliches, aber nichts Gefährliches, und seit einem Jahrhundert wird so etwas auf der Erde geduldet…«
»Weil nie etwas daraus geworden ist«, sagte ich. »Und anscheinend nutzt sich die Duldung allmählich ab.«
William rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Wangen und kniff die ohnehin schmalen Lippen noch fester zusammen. »Warum sollte jemand Einwände dagegen haben?«
»Vielleicht aus philosophischen Gründen«, mutmaßte ich.
William nickte. »Oder aus religiösen Gründen. Hast du jemals logologistische Literatur gelesen?«
Ich mußte zugeben, daß ich das nicht hatte.
»Ich auch nicht, und ich bin sicher, daß Rho es auch nicht hat. Es wird Zeit, daß wir einige Recherchen anstellen, meinst du nicht?«
Ich zuckte zweifelnd die Achseln, dann schüttelte ich mich. »Ich glaube nicht, daß mir gefallen wird, auf was ich da stoßen werde.«
William schnalzte mit der Zunge. »Ein Vorurteil, Micko. Ein reines Vorurteil. Erinnere dich an meinen Ursprung. Vielleicht sind die Task-Felders gar nicht so widerwärtig.«
Der Voreingenommenheit beschuldigt zu werden, paßte mir nicht. Ich beschloß, das Thema zu wechseln und meine juckende Neugier zu kratzen. Er hatte mir den QL schon mal gezeigt, doch hatte er es offenbar absichtlich vermieden, mir den Denker vorzuführen. »Kann ich mit ihm sprechen?«
»Wie bitte?« fragte William, dann folgte er meinem Blick und sah hinter sich zum Tisch. »Warum nicht. Er hört uns jetzt gerade zu. QL, ich möchte dir gern meinen Freund und Kollegen, Mickey Sandoval, vorstellen.«
»Sehr erfreut«, sagte der QL mit einer geschlechtsneutralen Stimme, wie sie den meisten Denker-Stimmen eigen war. Ich sah William mit einer fragend hochgezogenen Augenbraue an. Ziemlich normal, stubenrein, fast häuslich. Er verstand meinen Ausdruck gelinder Enttäuschung.
»Kannst du mir Mickey beschreiben?« fragte er, da er sich jetzt herausgefordert fühlte.
»In Gestalt und Form ist er dir nicht unähnlich«, antwortete der Denker.
»Was ist mit seinen Erweiterungen?«
»Sie unterscheiden sich von deinen. Sein Zustand ist frei und dynamisch. Seine Verbindung mit dir ist nicht primärer Natur. Soll er bedient werden?«
William lächelte triumphierend. »Nein, QL, er ist kein Hilfsmittel. Er ist wie ich.«
»Du bist ein Hilfsmittel.«
»Stimmt, aber nur aus Bequemlichkeit«, sagte William.
»Denkt er, du bist ein Teil des Labors?« fragte ich.
»So arbeitet es sich viel leichter mit ihm«, versicherte mir William.
»Darf ich noch eine Frage stellen?«
»Herzlich gern«, sagte William.
»QL, wer ist hier der Boss?«
»Wenn du mit Boss einen Führungsknoten meinst, es gibt hier keine Führung. Ein Anführer wird sich zu einem späteren Zeitpunkt erheben, wenn die Hilfsmittel integriert sind.«
»Wenn wir Erfolg haben«, erklärte William, »dann wird es einen Boss geben, einen Führungsknoten; und darin wird der Erfolg an sich bestehen.«
»Heißt das, der QL denkt, wenn du den absoluten Nullpunkt erreichst, dann wird das der Boss sein?«
William lächelte. »So etwa. Danke, QL.«
»Keine Ursache«, antwortete der QL.
»Nicht so schnell«, warf ich ein. »Ich habe noch eine Frage.«
William deutete mit einer
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