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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ich.
    Thomas sah in Rhos angespanntes Gesicht und lächelte beschwichtigend. »Das hier ist kein Besuch bei einem Dentalmechaniker«, sagte er. »Rho, ich fühle, daß ein Gewitter aufzieht, und ich möchte, daß Sie mir verraten, was für ein Gewitter das sein könnte und warum wir unser Schiff hineinsteuern.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Rho standhaft.
    »Mickey?«
    »Ich habe Ihren Text gelesen, Sir. Ich bin ebenso ratlos.«
    »Der MB Task-Felder steckt hinter dem Ganzen, das versichert mir jeder. Ich habe Freunde im Senat der Vereinigten Staaten der Westlichen Hemisphäre. Freunde mit guten Verbindungen zur Kalifornischen Logologie, der Mutterkirche. Der MB Task-Felder ist weniger unabhängig, als er erscheinen möchte; wenn die kalifornische Logologie mit dem altehrwürdigen Kopf nickt, dann springt Task-Felder. Nun, wie Sie wissen, soll kein Mond-MB als Vertreter einer terrestrischen Interessengruppe handeln noch rein religiöse Prinzipien fördern… So steht es im Vertrag der Lunaren Multiplen Bünde. Der Verfassung des Mondes.«
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    »Doch der MB Task-Felder hat es geschafft, einen Großteil dieser Vorschriften zu umgehen oder zu mißachten, und niemand hat die Leute deswegen zur Rechenschaft gezogen, denn kein MB will in den Ruf geraten, einen anderen voll konzessionierten MB beim Rat angeschwärzt zu haben, nicht einmal einen mit terrestrischen Verbindungen. Kurz gesagt, das wäre schlecht fürs Geschäft. Wir alle sehen uns gern als ausgeprägte Individualisten, für die zuerst die Familie kommt, als zweites der Mond, als drittes das Tripel – und zum Teufel mit dem Tripel, wenn es hart auf hart geht. Verstanden?«
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    »Ich diene dem MB Sandoval nun schon seit neunundzwanzig Jahren als oberster Syndikus und Direktor, und während dieser Zeit habe ich beobachtet, wie die Task-Felders immer mächtiger wurden, trotz der Mißbilligung der älteren, auf Familienbanden basierenden Multiplen Bünde. Sie haben einen scharfen Verstand, sie lernen schnell, sie besitzen einen eindrucksvollen finanziellen Hintergrund, und sie sind von einer Direktheit und einem Schwung, der einem Angst einjagen kann.«
    »Das habe ich bemerkt, Sir«, sagte ich.
    Thomas kräuselte die Lippen. »Ihre Unterhaltung mit Janis Granger war demnach nicht angenehm?«
    »Nein, Sir.«
    »Wir haben etwas getan, das sie beleidigt, und aus meinen Quellen auf der Erde habe ich erfahren, daß sie bereit sind, in den Ring zu treten, in die Hände zu spucken und den Kampf aufzunehmen, wenn es sein muß. Sie schrecken vor nichts zurück.«
    »Ich verstehe nicht, warum, Sir«, sagte Rho.
    »Ich hatte gehofft, einer von Ihnen oder Sie beide könnten mich aufklären. Sie haben sich mit der Zusammenfassung ihrer Geschichte und ihrer Glaubensgrundsätze beschäftigt. Ist Ihnen dabei nichts aufgefallen?«
    »Mir bestimmt nicht«, sagte Rho.
    »Haben unsere eingefrorene Urgroßoma und unser Urgroßopa nichts getan, das ihnen gegen den Strich geht?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Rho, wir haben es bei unseren Kollegen in den anderen Familien-MBs mit einer gewissen Heuchelei zu tun, meinen Sie nicht? Nernst und Cailetet sind bereit, etwas für uns zu bauen und unser Geld zu nehmen, aber es ist nicht gesagt, daß sie uns im Rat zur Seite stehen.« Er rieb sich mit dem Finger über das Kinn und verzog das Gesicht. »Ist sonst noch jemand Interessantes in der Liste der Köpfe, außer Urgroßmama und Urgroßpapa?«
    »Ich habe meine Unterlagen mitgebracht, einschließlich der Liste von Personen, die von StarTime konserviert wurden. Es gibt darin eine Textlücke, die mir anfangs nicht aufgefallen ist, Sir. Es geht um drei lebensfähige Individuen, und ich habe beim Notar der Firma StarTime in New York um Vervollständigung gebeten, aber bis jetzt habe ich noch keine Antwort bekommen.«
    »Haben Sie die Liste verglichen?«
    »Wie bitte?« fragte Rho.
    »Haben Sie eine Wechselbeziehung hergestellt zwischen Logologie-Verbindungen und der Liste? In der Geschichte?«
    »Nein.«
    »Mickey?«
    »Nein, Sir.«
    Thomas warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. »Dann lassen Sie es mich jetzt tun«, sagte er. Er nahm Rhos Tafel und schob sie in seinen Desktop-Denker. Verdutzt bemerkte ich, daß dieser kleine grüne Würfel Ellen C war, der Sandoval-Denker, Ratgeber für alle Syndikatsmitglieder. Ellen C war einer der betagtesten Denker auf dem Mond, inzwischen reichlich veraltet, aber zweifellos ein Teil der Familie. »Ellen,

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