Köpfe
MONDES HINSICHTLICH DES AUFKAUFS UND TRANSFERS VON EISLEICHEN DURCH DEN MB SANDOVAL UND DES VERTRAGES MIT6 DER STARTIME KONSERVIERUNGSGESELLSCHAFT IN FRAGE.
ERSTES THEMA: DAS DEM KONGRESS DER VEREINIGTEN STAATEN ANGESCHLOSSENE BÜRO FÜR BEZIEHUNGEN ZUM TRIPEL HAT DEM LUNAREN RAT DER MULTIPLEN BÜNDE IN EINER BERATENDEN ÜBEREINKUNFT ANGEDEUTET, DASS DIE DURCH DEN MB SANDOVAL GETÄTIGTE ÜBERNAHME DER KONSERVIERUNGSVERTRÄGE FÜR VIERHUNDERTZEHN EINGEFRORENEN KÖPFEN VON VERSTORBENEN INDIVIDUEN DES EINUNDZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS UNGÜLTIG SEIN KÖNNTE, UND ZWAR GEMÄSS EINEM GESETZ AUS DER LETZTEN ZEIT DES ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERTS BEZÜGLICH DES VERBLEIBS VON ARCHÄOLOGISCHEN STÜCKEN IN IHREN KULTURELLEN UND NATIONALEN GRENZEN. DIE STARTIME KONSERVIERUNGSGESELLSCHAFT, EINE MAKLERGRUPPE AUF MITGLIEDSBASIS FÜR DIE WAHRNEHMUNG DER ANGELEGENHEITEN VERSTORBENER AUF DER ERDE, DIE INZWISCHEN AUFGELÖST WURDE, HAT BEREITS ›MITGLIEDER, BEWEGLICHES EIGENTUM UND VERANTWORTUNG‹ AN DEN MB SANDOVAL ÜBERGEBEN. DER OBERSTE SYNDIKUS VON SANDOVAL, THOMAS SANDOVAL-RICE, ERKLÄRT, DASS DIE KÖPFE RECHTMÄSSIG UNTER DER VERFÜGUNGSGEWALT SEINES MULTIPLEN BUNDES STEHEN, AUFGRUND…
Der Bericht ging in diesem Stil mit achttausend Worten Text und vier Minuten aufgezeichneten Interviews weiter. Er schloß mit einem Knüller, einem Interview mit der puertoricanischen Senatorin Pauline Grandville: »Wenn der Mond sich einfach über die Gefühle und Wünsche seiner terrestrischen Vorfahren hinwegsetzen kann, dann könnte das die gesamte Form der Beziehungen zwischen Erde und Mond in Frage stellen.«
Ich schaltete auf Thomas’ Leitung um. »Erstaunlich«, sagte ich.
»Keineswegs«, widersprach Thomas. »Ich habe alle LitVids und terrestrischen Pressemeldungen über die Erd-Mond-Beziehung suchen lassen. Sie sind jetzt in Ihrem Trichter.«
»Ich habe die ganze Nacht gelesen, Sir…«
Thomas sah mich eindringlich an. »Das ist das mindeste, was ich von Ihnen erwartet habe. Wir haben nicht viel Zeit.«
»Sir, ich wäre in der Lage, meine Recherchen zu konzentrieren, wenn Sie mich Ihre Strategie, Ihren Schlachtplan wissen ließen.«
»Ich habe noch keinen, Micko. Und Sie sollten auch noch keinen haben. Das sind jetzt erst die Eröffnungsrunden. Man soll nie seine Kanonen abschießen, bevor man sich für ein Ziel entschieden hat.«
»Wußten Sie schon vorher davon? Daß Kalifornien Puerto Rico anweisen würde, so etwas zu tun?«
»Ich hatte einen Hinweis darauf, sonst nichts. Aber jetzt sind meine Quellen versiegt. Von der Erde wird nichts mehr ausgeplappert, fürchte ich. Wir sind jetzt auf uns selbst angewiesen.«
Ich hätte ihn gern gefragt, warum die Informationsquellen versiegt waren, aber ich hatte so ein Gefühl, daß ich meine Ration an Fragen bereits aufgebraucht hatte.
NOCH NIE IN MEINEM LEBEN hatte ich mich einem Problem von interplanetarischer Bedeutung gegenübergesehen. Ich beendete eine volle achtzehn Stunden dauernde Recherche, kaum mehr erleuchtet, als ich es am Anfang gewesen war, obwohl ich jede Menge Fakten herausgefunden hatte: Fakten über die Task-Felders, Fakten über die Ratspräsidentin und ihre Assistentin und noch mehr Fakten über die Logologie.
Ich war bedrückt und wütend. Eine ganze Stunde lang saß ich da, den Kopf in die Hände gestützt, und grübelte, warum es die Welt ausgerechnet mit mir so schlecht meinte. Wenigstens hatte ich eine Teilantwort auf Thomas’ Kritik – da es keine echten Vorzeichen gab, glaubte ich nicht, daß irgend jemand die Folgen von Rhos Unternehmung hätte erahnen können.
Ich hob den Kopf, um einen Anruf auf meiner Privatleitung entgegenzunehmen, der in das Gästequartier durchgestellt wurde.
»Hier ist ein Direktanruf aus Port Yin für Mr. Mikey Sandoval.«
»Das bin ich«, sagte ich.
Die Sekretärin stellte die Verbindung her, und das Gesicht von Fiona Task-Felder, der Ratspräsidentin, erschien im Vid-Bild. »Mr. Sandoval, kann ich Sie für ein paar Minuten sprechen?«
Ich war wie vom Donner gerührt. »Entschuldigung, ich habe keinen… Anruf erwartet. Nicht hier.«
»Ich arbeite gern auf direktem Wege, besonders wenn meine Untergebenen Mist machen, was Jarüs meiner Vermutung nach getan hat.«
»Ähm…«
»Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«
»Bitte, verehrte Präsidentin… es wäre mir entschieden wohler, wenn unser oberster Syndikus bei dieser Unterhaltung eingeschaltet wäre…«
»Mir nicht, Mr. Sandoval. Nur ein paar Fragen, vielleicht können
Weitere Kostenlose Bücher