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Köpfe

Köpfe

Titel: Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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was haben wir hier?«
    »Nichts Auffälliges, keine Wechselbeziehungen ersten oder zweiten Grades«, berichtete der Denker. »Ende.«
    Thomas runzelte die Stirn. »Vielleicht eine Sackgasse.«
    »Ich werde mir mal die Namenlosen vornehmen«, sagte Rho.
    »Tun Sie das. Jetzt möchte ich ein paar Dinge mit Ihnen durchexerzieren, meine Lieben. Kennen Sie Ihre Schwäche – Ihre eigene Schwäche? Und die Schwäche des lunaren MB-Systems?«
    In meiner Naivität fiel mir auf diese Frage nicht sofort eine Antwort ein. Rho war ebenso ratlos.
    »Dann erlauben Sie einem älteren Narren, Sie ein wenig zu unterweisen. Opa Ian Reiker-Sandoval hatte ein starkes Faible für Rho, er war direkt vernarrt in sie. Sie konnte von ihm alles bekommen, was sie wollte. Rho bekam also auch den Mann, den sie wollte, jemanden von außen, der nicht den üblichen Sandoval-Kriterien für akzeptable Partner entsprach. Trotzdem, William hat bewundernswert gute Arbeit geleistet, und wir alle freuen uns auf seinen Durchbruch. Allerdings…«
    »Ich bin verwöhnt«, kam Rho ihm zuvor.
    »Wir wollen mal sagen… daß Sie den Spielraum eines reichen Mädchens haben, ohne durch den freien Zugang zu märchenhaftem Wohlstand verdorben zu sein«, sagte Thomas. »Nichtsdestoweniger stehen Ihnen wesentliche MB-Quellen zur Verfügung, und Sie bringen uns in Schwierigkeiten, ohne daß Sie die Folgen überblicken.«
    »Ich bin nicht sicher, ob das ganz fair ist«, warf ich ein.
    »Was die Beurteilung betrifft, ist das außerordentlich fair«, sagte Thomas und musterte mich mit einem scharfen Blick. »Dies ist nicht das erste Mal… oder haben die jüngeren Sandovals ein so schlechtes Gedächtnis?«
    Rho blickte zur Decke, dann sah sie mich an, dann Thomas. »Die Tulpen«, sagte sie.
    »Sandoval verlor damals eine halbe Million Tripel-Dollar. Zum Glück gelang es uns, die Farmen auf Designer-Pharmazeutika umzustellen. Doch das war vor Ihrer Heirat mit William, und es war eine Lappalie… wenn auch typisch für Ihre frühen Abenteuer. Sie sind seither um einiges reifer geworden, worin Sie mir sicher beide zustimmen werden. Trotzdem, Rho war noch nie in eine richtige Schlammschlacht verwickelt. Sie hatte stets den MB Sandoval fest hinter sich. Zu ihren Gunsten muß gesagt werden, daß sie noch nie so viel Ärger verursacht hat, daß es sich für den MB ungünstig hätte auswirken können. Wenigstens bis jetzt, und ich kann sie dafür nicht verantwortlich machen, außer daß sie nicht schrecklich voraussehend ist.«
    »Geben Sie ihr in irgendeiner Hinsicht die Schuld?« fragte ich, unter Thomas’ lässigem Blick immer noch in der Verteidigung.
    »Nein«, sagte Thomas nach einer spannungsvollen Pause. »Ich gebe Ihnen die Schuld. Sie, mein lieber Junge, sind ein ausgemachter Fachidiot, sehr gut in Ihrem Bereich, also was die Eisgrube betrifft, aber ohne breitgefächerte Erfahrung. Sie haben nicht Rhos Ehrgeiz, und Sie zeigen keine Spur ihres innovatorischen Funkens… Sie haben nicht einmal Ihren Studienaufenthalt auf der Erde zu Ihrem Vorteil ausgenutzt. Micko, ganz im Vertrauen gesagt, Sie haben Ihren Job als Manager der Eisgrube recht gut gemacht, wir können uns absolut nicht beklagen, doch Sie hatten von Anfang an sehrwenig Erfahrung in der größeren Arena des Tripels, und Sie sind da draußen auf Ihrem Posten ein bißchen nachlässig geworden. Sie haben Rhos Plan nicht überprüft.«
    Ich richtete mich auf meinem Stuhl auf. »Er war durch eine MB-Vollmacht abgedeckt…«
    »Sie hätten ihn trotzdem überprüfen müssen. Sie hätten riechen müssen, daß da etwas auf uns zukommt. Vielleicht gibt es nicht so etwas wie die Gabe der Vorsehung, aber ein scharfer Instinkt ist in unserem Spiel entscheidend, Micko.
    Sie haben sich in der reichlich bemessenen Zeit, die Ihnen zwischen Ihren Ausbrüchen wirtschaftlicher Aktivität zur Verfügung stand, mit der Kultivierung der schönen Literatur – terrestrischer Literatur –, guter Musik und ein wenig Geschichte beschäftigt. Sie sind so etwas wie der Hahn im Korb bei Tanzveranstaltungen geworden. Na schön, Sie sind in einem Alter, in dem solche Dinge natürlich sind. Doch jetzt ist die Zeit gekommen, daß Sie Muskeln ansetzen. Ich möchte, daß Sie sich dieser Angelegenheit als mein Gehilfe annehmen. Sie werden an den Ratsversammlungen teilnehmen – eine ist in einigen Tagen angesetzt –, und Sie werden sich mit den Schwachpunkten in unserem Schutzsystem vertraut machen.«
    Ich lehnte mich zurück, plötzlich von

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