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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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riss mich aus meinen Gedanken. »Hallo Herr Schirmer, ich habe eine tolle Überraschung für Sie!« Doktor Gralstor schien geradezu euphorisch zu sein. »Raten Sie doch mal, was ich heute für Sie dabei habe?«
    »Die Möglichkeit, meine Gedanken auszudrucken?«, antwortete ich mit einer mechanischen Roboterstimme?!
    Er sah mich etwas irritiert an und schüttelte dann den Kopf. »Sie hatten sich doch über die Sprachqualität der Stimmausgabe über das Kehlkopfpflaster beschwert …?«
    »Bekomme ich heute das Upgrade , welches das keuchende Röcheln von Darth Vade r simuliert?«, fragte ich ihn in einem blechernen C3-PO- Gequäke, das sich anhörte, als ob ich in einen leeren Blecheimer sprechen würde.
    »Sie haben schon einen eigenartige Humor, Herr Schirmer … Ich habe nicht die Stimme von Darth Vader im Gepäck, sondern Ihre eigene!«
    »Was soll das heißen, Herr Doktor, meine eigene Stimme?«
    »Schön, dass ich sie wenigstens damit noch überraschen kann. Ich habe alte Sprachaufzeichnungen von Ihnen von Ihrem Anrufbeantworter, alten Präsentationsaufzeichnungen und so weiter so weit extrahiert, dass sie ab sofort mit Ihrer gewohnten Stimme reden können!«
    »Das ist nicht ihr Ernst?!«
    »Doch!«, antwortete er knapp und spielte das Update auf.
    Keine zwei Minuten später sagte ich in meiner alten, wohlbekannten, aber lange nicht gehörten Stimme: » Mann Doc, Sie sind ja besser, als das echte Leben! Einfach umwerfend!« Er strahlte wie ein kleines Kind über das ganze Gesicht, gerade so, als hätte er seinen ersten Fußball bekommen. Ich hingegen wurde zum Spielball der eigenen Emotionen. Einerseits lief es mir kalt den Rücken hinunter, nach Jahren, meine eigene Stimme wieder zu hören. Andererseits hörte sie sich irgendwie fremd an. Ob es daran lag, dass man sich bei Sprachaufnahmen nie die Ressonanzschwingungen der ausgesprochenen Worte im eigenen Körper spürte? Möglicherweise lag es auch daran, dass Doktor Gregor auf ehemalige Präsentationen und Aufzeichnungen von Anrufbeantwortern zurückgegriffen hatte, wodurch die Stimmmodulation eine andere war als sonst. Vermutlich gab es aber auch aus akustischer Sicht ein stark differenziertes Eigen- und Fremdbild. Ich schüttelte diese kleine Exkursion für Hörgeräteakustiker jedoch schnell wieder ab und freute mich irrsinnig über meine wiedergekehrte Stimme.
    »Vielen Dank, Herr Doktor! Jetzt höre ich mich zumindest nicht mehr so an, als würde ich in einen Blecheimer reden.«
    Doktor Gralstor lächelte. »Und ich freue mich, sie endlich mit ihrer eigenen Stimme reden zu hören.«
    Er nickte zu meinen Zellennachbarn hinüber. »Das gleiche habe ich übrigens für ihre beiden Kollegen im Gepäck, aber bisher waren die ja ein wenig wortkarg. Vielleicht haben sie ja mit ihrer eigenen Stimme etwas mehr Spaß daran zu reden.« Doch diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Als der Doc die Updates aufgespielt hatte, fielen die Antworten der beiden äußerst einsilbig aus, beinahe so, als wären sie gar nicht richtig anwesend …
    Apropos anwesend, als Doktor Gralstor gegangen war, stand mein Entschluss fest. Natalie musste mir helfen! Ich begab mich auf die Zwischenebene und von dort aus direkt in meine alte Agentur! Es war bereits später Nachmittag, was jedoch nicht hieß, dass alle bereits schon zu Hause waren. Im Gegenteil, das war eine der produktivsten Tageszeiten in der Agentur. Zumindest taten alle sehr geschäftig und molken den Kaffeeautomaten, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich hatte mich wieder über das Treppenhaus nach oben geschlichen und mich heimlich, still und leise in den Flur der Agentur begeben.
    Ich hatte Natalie bereits gehört, wie sie in der Kaffeeküche mit einer Kollegin über ein Projekt sprach. Die Mühle des Automaten sirrte und die Brüheinheit stöhnte gequält unter dem Druck, der durch sie hindurch schoss. Und alles nur, um ein paar Agenturjunkies wach zu halten.
    »Isch muss dann mal los!«, hörte ich Natalie gerade sagen, da wackelte sie mit ihrem Latte-Macchiato-Glas auch schon auf mich zu.
    Ich wusste, was ich zu tun hatte. Das war mein Auftritt und ich genoss ihn regelrecht. Theatralisch breitete ich die Arme aus und dachte so intensiv ich nur konnte an die Flashspeicher in Mikes Schlafzimmer und an eine Szene, in der sich Natalie rittlings auf Mike auf und ab bewegte. Ich vergaß auch nicht den vermeintlichen Rauchmelder, der sie dabei aufgenommen hatte. Ich dachte an Sunny, seinen letzten Auftritt und daran, dass

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