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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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Anfang langsam, danach aber immer schneller werdend fügten sich die Puzzlestücke aneinander. Mike war, wie es aussah, noch viel durchgeknallter, als ich es bisher für möglich gehalten hatte. Er war nicht nur ein einfacher Sammler, sondern hatte wohl die Obsession, die Realität für immer zu archivieren. Und zwar in Form von Flashspeichern! Dabei ging es ihm sicher nicht nur um das prahlerische Zur-Schau-stellen seiner Verflossenen auf dem Bildschirmschoner seines Firmenrechners, er wollte wohl auch die Kopulationsszenen seines Lebens für die Ewigkeit erhalten. Er wurde zum Voyeur seines eigenen Treibens und dem von unzähligen Frauen, die garantiert nichts von alledem wussten.
    Und inmitten dieser bizarren Sammlung steckten vier Flashspeicher mit dem Namen Sunny und davon mindestens einer mit Sunny und mir. Und die Flashspeicher hatten eine andere Farbe als der gesamte Rest. Sie waren aus bläulich transparentem Kunststoff, sodass man die Elektronik im Inneren sehen konnte. Es waren die gleichen Speicherkarten der Marke Quick-Flash , die auch Sunny immer benutzt hatte. Er war sehr überzeugt von diesen Dingern gewesen: »Du kannst immer auch das billige Zeugs kaufen, aber wenn Du keine Datenverluste riskieren willst, kauf Dir lieber die von Quick-Flash! Die kannst Du sogar in der Waschmaschine mitlaufen lassen und Du kommst immer noch an die Daten ran!«
    Es waren definitiv dieselben Flashspeicher mit dem gelben Blitz auf der Vorderseite, die auch Sunny benutzt hatte. Und … es waren vier Stück in Mikes “Poesiealbum.« Es waren auch vier Flashspeicher , die in den Kameras gefehlt hatten, die vermutlich Sunnys letzten Tanz bei der Probe mit den Kinderwagenschirmchen aufgenommen hatten! Natürlich gab es die verrücktesten Zufälle im Leben. Aber so viele auf einmal?
    Dennoch geriet meine Argumentationskette zwischen die Beißzange meiner eigenen Zweifel. Angenommen es waren tatsächlich die Speicher, die während des Todeskampfes von Sunny in den Kameras steckten. Was wäre wohl auf ihnen zu sehen? Und was, wenn Mike sie gelöscht oder überspielt hatte? Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Es war bisher der einzige Ansatz für ein Beweismittel, den ich gefunden hatte. Aber es war noch lange nicht der Beweis für meine Unschuld!
    Ich gab mich wieder meinen Vermutungen hin. Was aber wäre, wenn auf den Speichern tatsächlich meine Unschuld bewiesen werden konnte. Und vielleicht sogar der wahre Mörder zu sehen sein sollte? Oder es sich tatsächlich herausstellen sollte, dass Sunny durch einen unglücklichen Unfall gestorben war. Aber alle diese Was-wäre-wenn-Gedanken gipfelten in einer Frage: Angenommen, eine dieser Varianten wäre wahr. An wen sollte ich mich damit wenden? An meinen Anwalt, Thomas Heide?! Er würde mir wohl kaum glauben! Vermutlich würde er mich süffisant fragen: »Und wie bist Du an diese Information heran gekommen?«
    Sollte ich ihm sagen: »Also weißt Du, es mag sich verrückt anhören, aber als ich neulich um Mitternacht im Geiste in Mike`s Appartement herumgegeistert bin, da bin ich auf diesen eigenartigen Alukoffer gestoßen, wo Mike seine private Pornosammlung und den Tod von Sunny archiviert hat.«
    Ich sah Thomas in Gedanken vor mir, wie er die Augen verdreht und sagt: »Nichts für ungut alter Junge, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es nicht ganz einfach ist, in seinem Körper eingesperrt zu sein, aber vielleicht sollte Dir der Onkel Doktor etwas zu Deiner Beruhigung geben …«
    Selbst wenn ich behaupten würde, ich hätte mich daran erinnert, dass ich vor Jahren einmal diesen Alukoffer mit den Flashspeichern bei Mike gesehen hätte, woher sollte ich wissen, dass es dort Beweismittel zu meiner eigenen Unschuld gäbe. Und unterm Strich, wusste ich das ja gar nicht! Es war ja nur eine meiner wilden Vermutungen! Wenn auch eine der besten, die ich diesbezüglich je gemacht hatte! Aber selbst wenn mir Thomas geglaubt hätte, so hätte dies nie im Leben für einen Durchsuchungsbefehl oder gar die Wiederaufnahme meines Verfahrens gereicht. Auch meine beiden Ärzte, Doktor Gralstor und Doktor Gregor, hätten mir sicher nicht weitergeholfen. Die beiden hätten vermutlich auch gedacht, dass meine Phantasie ein wenig überstrapaziert sei.
    Der einzige, der mir vermutlich geglaubt hätte, war Brötchen, mein Pfleger und der hatte ein ernst zu nehmendes Drogenproblem mit Medikamentenmissbrauch. »Wer würde ihn ernst nehmen? Ausgerechnet Brötchen, der im Grunde seines

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