Koerpersprache Der Erotik
den ersten Blick Realität. Jeder hat sie schon mindestens einmal erlebt.
Ist das ein Blitz, der aus unserer Seele kommt? Die moderne Wissenschaft sieht das viel nüchterner: »Die Liebe«, sagt der Innsbrucker Physiologe Dr. GERHARD CROMBACH, »ist eine
chemische Formel – C8H11N = Phenyläthylamin.«
Die Liebesdroge mit dem zungenbrecherischen Namen wird im Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns, gebildet. Der Produktionsprozeß läuft nach einem Drei-Stufen-Programm ab: Stufe eins: Das Auge holt Informationen über Haar- und Augenfarbe, Größe, Figur, Frisur, Hände und Kleidung des »Zielobjekts« ein. Die Informationen gelangen mit der Spitzengeschwindigkeit von 432
Stundenkilometern zum Großhirn.
Gleichzeitig beginnt das Ohr, wichtige akustische Signale - wie Stimmenklang oder ein Lachen - aufzunehmen.
Die Nase erfaßt schließlich den von der Haut, den Schweißdrüsen und den Geschlechtsorganen des Gegenübers ausströmenden individuellen Geruch.
Stufe zwei: Das Großhirn sortiert die bei ihm eingehenden Mitteilungen, vergleicht sie mit von Geburt an im Gehirn archi-vierten Eindrücken. Dabei können beispielsweise ein Duft, der von der Mutter ausging, die wohlklingende Stimme des Vaters oder die Haarfarbe der ersten Liebe für den weiteren Prozeßablauf eine entscheidende Rolle spielen.
Tauchen aber nun unangenehme Erinnerungen auf, schaltet das Großhirn automatisch auf »Normalbetrieb« um. Liebe ist in diesem Fall kein Thema mehr!
Stufe drei: Sie »zündet«, wenn die soeben eingeholten Informationen zu den gespeicherten »Werten« passen.
Der erbsengroße Hypothalamus beginnt mit der Produktion des Liebesstoffs Phenyläthylamin, es kommt zu einer Kettenreaktion weiterer chemischer Prozesse.
Professor Dr. ZWI NAOR von der Universität Tel Aviv fand heraus: Ein an den Wänden der haselnußgroßen Hirnanhangdrüse haftendes Eiweiß leitet die Liebesdroge in feiner Verteilung weiter. Der israelische Wissenschaftler vermutet, daß dadurch auch andere für Liebe und Lust mitverantwortliche Hirnzellen aktiviert werden.
Vom ersten Blick bis zur Vollbestätigung des chemischen Gehirnlabors sind genau vier Sekunden vergangen! Der Herzschlag hat sich in dieser Zeit um etwa fünfzig Prozent beschleunigt, der Atem geht schneller, bei den Frauen fangen die Augen an zu glänzen.
Die Verhaltensforscher CHRISTIANE DOERMER und Dr. KARL
GRAMMER vom Max-Planck-Institut München gingen bei der
Gegenüberstellung von Mann und Frau den geschlechtsspezifischen, äußerlich erkennbaren Reaktionen auf die chemischen Gehirnprozesse nach. Testpersonen waren dreihundert Abiturienten. Die Erkenntnisse beider Wissenschaftler:
Wenn's gefunkt hat, dann beugen sich die Frauen nach vorn, werfen das Haar zurück, lachen ihn auffordernd an. Männer lehnen sich im Stuhl zurück, erwidern sofort das weibliche Lächeln.
Phenyläthylamin - eine Chemikalie, die wildfremde Menschen innerhalb von Sekunden zu Liebenden macht ... Vielleicht - so meint Professor Naor -
gelingt es in Zukunft, diesen
Eiweißstoff aus dem Gehirn zu isolieren, um eine Liebespille daraus herzustellen.
Bis er allerdings soweit ist, sind wir auf anregende Hilfsmittel wie Romantik und Musik angewiesen.
Und das ist ja auch nicht das Schlechteste - oder?
Bei aller Wissenschaft und den aus ihr resultierenden chemischen Formeln
- bleiben wir lieber bei dem, was wir sehen, fühlen, riechen können und was wir daraus erfahren.
IV
Der Duft der Liebe
Ich kann dich nicht riechen!
Die Gerüche, die ein Körper ausströmt, sprechen eine sehr beredte Sprache der Liebe!
Oder ist es Ihnen noch nie passiert, daß Sie jemanden getroffen haben, ihn auf den ersten Blick unheimlich sympathisch fanden und dann bei näherem »Beschnuppern« feststellten: Ich kann diesen Menschen - leider
- nicht riechen? Weil eben die ganz normalen Körperdüfte, die von einem Mann oder einer Frau ausgehen, Ihrer Nase überhaupt nicht zusagen. Und das Fatale dabei: Das Parfüm, das er oder sie zusätzlich dazu benutzt, paßt überhaupt nicht.
Unter einem solchen Gesichtspunkt ist es doch geradezu ideal, daß unsere Nase, unser Geruchssinn, eine solch wichtige Rolle für das Zustandekommen der erotischen Anziehung spielt.
Der Geruchssinn bringt sofort alle Erinnerungen zum Klingen, er ist Warn- und Schutzsinn zugleich, gibt uns die Möglichkeit, Gerüche zu genießen, zu prüfen und zu bestimmen!
Eine Kollegin hat mir einmal folgendes erzählt: »Gerd, mein geschiedener
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