Koestlbachers erster Fall
sehr übertrieb mit seinen Engagement, aber was wusste die
Anna schon, was so ein Leiter einer SOKO zu leisten hatte!
Inzwischen konnte er sich vom
Benni Tischke schon ein vages Bild machen. Der Benni stammte aus Hessen und
wuchs als Sohn des Hausmeisters der ›Schloss
von Waldemar‹ Internatsschule heran. Seine Mutter, ja was seine Mutter betraf,
da gab es noch so einige Unklarheiten. Als der Benni 15 war, da hat sie sein
Vater hinausgeworfen. Das Wissen um diese Familiengeschichte beruhte allerdings
nur auf Gerüchten. Vielleicht ist sie ja auch ohne Rauswurf ganz von
selbst gegangen. Zu einer Scheidung kam es offensichtlich bis heute nicht.
Momentan arbeitet die Mutter vom
Benni als Bedienung in einer Hamburger Kneipe. Soviel konnte ermittelt werden.
Die Verbindung zwischen ihr und dem Rest der Familie war offensichtlich seit
damals völlig abgebrochen. Die Nachricht vom Tode ihres Sohnes, die ihr ein
Hamburger Kollege von der Regensburger Kripo überbrachte, nahm sie mit versteinertem
Gesicht entgegen und bat nur, der Beamte solle gehen. Sie wolle alleine sein.
Der Vater vom Benni war nach wie
vor Hausmeister der ›Schloss von
Waldemar‹ Internatsschule in Hessen, stand aber schon kurz vor der Rente.
Als er vom Tode seines Sohnes erfuhr, reagierte er so gut wie gar nicht,
zumindest nicht emotional. Seine einzige Frage war:
»Muss ich ihn identifizieren?«
»Das bleibt Ihnen erspart, weil
bereits eine persönliche Bekannte von Ihrem Sohn dies zweifelsfrei getan hat!«,
antwortete ihm ein Kollege, der die Nachricht von der Ermordung
seines Sohnes überbracht hatte.
»Eine seiner Weiber?«, fragte der
Hausmeister Tischke und verzog dabei verächtlich seine Mundwinkel.
»Was wollen Sie damit sagen?«,
fragte der Beamte, der zum Zeitpunkt der Überbringung der Todesnachricht noch
nicht wusste, dass der Benni als Loddel sein Geld verdient hatte.
»Nichts! Nichts, was Sie nicht
auch ohne mich herausfinden werden!«, antwortete der Hausmeister Tischke
und war zu keiner weiteren Äußerung mehr zu bewegen.
So oder zumindest so ähnlich stand
es in den Protokollen der hessischen Polizei und der aus Hamburg, die dem Köstlbacher
vorlagen.
Der Benni Tischke wurde wenige
Tage vor seinem 27sten Geburtstag ermordet. In Regensburg war er offiziell seit
3 Jahren gemeldet, weil immer korrekt, der Benni. Zumindest was seine Meldepflicht
anging. Beruflich gab er beim Finanzamt ›Kunsthändler‹ an. Ab und zu kaufte er auch einmal Bilder von einem
noch wenig bekannten Maler aus Harting, weil der Tischke überzeugt war, die
würden eines Tages noch viel Geld bringen. Als Zwischenlager nutzte der Benni
die Wände des Etablissements in der Adolf-Schmetzer-Straße, und du wirst es mir
nicht glauben, aber schon ein paar Mal hatte ein Freier die Bilder bewundert
und das eine oder andere konnte der Benni sogar gewinnbringend abgeben.
Weil eines musst du wissen, der
Benni ein Geschäftsmann durch und durch. Das Umdenken von seinen Hasen auf den
Kunstmarkt für ihn kein Problem.
Und für’s Finanzamt auch nur gegen
Rechnung, weil irgendwas musst du schon vorweisen, wenn du als Beruf ›Kunsthändler‹ angibst. Und wenn du
seit einiger Zeit auch als Prosti besteuert werden kannst, weil dein Job ja
inzwischen legal, aber eine Loddelsteuer gibt’s trotzdem nicht, weil Loddel
immer noch illegal. Personenschutz, quasi Leibwächter, legal, aber nicht
Loddel. Da ist unser Staat wieder mal nicht konsequent in seiner
Gesetzgebung! Aber gut so, weil, was sollte eine neue Regierung noch für
Gesetze machen, wenn die alte schon alle gemacht hätte?
Und gewohnt hat der Benni ja nicht
in der Adolf-Schmetzer-Straße. Ich meine, das hätte er natürlich
trotzdem tun können, wenn es nicht gerade in dem entsprechenden Etablissement
gewesen wäre. Aber der Benni immer saubere Trennung zwischen Arbeitsplatz
und Wohnung! Gewohnt hat er in der Privatwohnung von der Monika.
Aber was jetzt kommt, das wirst du
mir nur mit einem Kopfschütteln abnehmen. Trotzdem! So war’s wirklich! Der
Köstlbacher hat’s erst auch nicht glauben wollen, weil noch so eine Verbindung
von Personen, mit der er zunächst nichts anfangen konnte, und wegen der er nur
der Edith Klein wieder einen neuen Druck- und Laminierauftrag erteilen
musste.
Der Benni Tischke hatte einmal für
ein paar Wochen bei der Gisela von der Wurstkuchl als Untermieter gewohnt, ganz
bescheiden in einem Zimmer ohne großem Pipapo. Du erinnerst dich bestimmt
noch an die Gisela von der
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