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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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so ’ner Sache abholten und der Manu dann
in den Knast musste, da hat der Tischke den Laden übernommen. Det ging ratz
fatz! Und soweit ick wees sogar mit Zustimmung vom Manu, weil dem natürlich
daran jelegen war, det der Laden in seinem Sinn weiter läuft.«
    »Aber der Kleber Manuel ist doch
seit längerer Zeit wieder draußen!«, warf der Köstlbacher ein.
    »Ja!   Und nachdem der Tischke abjemurkst worden ist, hat der Manu
das Geschäft wieder übernommen. Musste ja irgendwie weiter gehen! Die
Mädels hatten schon eine Heidenangst, abjeschoben zu werden.«
    »Halt! Halt! Immer der Reihe
nach!«, unterbrach da der Köstlbacher den Redefluss vom Informanten und hielt
ihm abwehrend eine offene Handfläche entgegen.
    »Sie meinen also, dass der Manuel
Kleber nach der Ermordung vom Tischke die Nummer 1 auf dem Kiez geworden
ist?«
    »Jenauso is’et! Nur klingt det nu
komisch aus Ihrem Mund! Hört sich fast so an, als würden Sie den Manu verdächtigen!«,
antwortete der Informant.
    »Muss ich ja wohl auch, so wie Sie
mir die Sache darstellen!«, sagte der Köstlbacher.
    »Nicht doch, Chef, der Manu und
der Benni, det waren Freunde! Versteh’n se wat ick meene? Freunde! Und so ein
Freund, der murkst nicht seen Freund ab! Die beiden hatten ja nich mal ’n
richtigen Streit! Immer nur Friede, Freude, Eierkuchen! Sogar ihre Hasen haben
sie untereinander getauscht. Wegen Angebot und Nachfrage und so. Weil die
meisten Freier steuern immer ins gleiche Puff. Und wer mag schon immer
dieselben Nutten sehen? War ’ne Geschäftsidee vom Tischke. Hat er von
einer Freundin übernommen, einer Schaufensterdekorateurin, die ihm erzählt hat,
dat die Kunden im Schaufenster alle paar Wochen wat Neues sehen wollen.«
    »Und was ist mit der
Abschiebeangst? Waren die Damen illegal?«, wollte der Köstlbacher wissen, ohne
auf die Geschichte mit der Freundschaft näher einzugehen, weil das
natürlich erst mal überprüfungsbedürftig.
    »Na ja, sagen wir mal nich janz
legal. Es jab da nämlich noch eine weitere Auswechselstelle, so ein Puff gleich
hinter der tschechischen Grenze neben dem Casino dort. Det Gros der Hasen
stammte aus der Tschechei. Ick meene, se blieben immer so lange hier in
Regensburg, bis se wieder rüber in die Tschechei mussten. ’S kamen dann wieder
neue. Erst zum Tischke in die Privatappartements, dann zum Manu in die
Adolf-Schmetzer-Straße und dann wieder zurück hinter die Grenze. Funktionierte
wie so ’n CD-Wechsler. Als der Manu dann in Knast ging, übernahm der Tischke zu
seinem Geschäft auch noch das Etablissement vom Manu. Aber det hab’ ick
schon jesacht.«
    »Und das alles vor unseren
Augen?«, fragte da der Köstlbacher, etwas verblüfft, dass in Regensburg
doch mehr los war, als er gedacht hatte.
    »Erstens sind Bullen och nur
Menschen, die ab und zu einen Augenarzt nötig hätten, und zweetens, seit
wann interessiert sich die Kripo für’n Puff, außer natürlich nach Dienstschluss?«,
sagte der Informant und zwinkerte den Köstlbacher an.
    »Ihr kreuzt doch nur dort auf, wo
was Ernsthaftes passiert! Ick meene, wenn ener abjemurkst wird oder so! Nutten
sind in Deutschland doch inzwischen fast normale Arbeitnehmerinnen.
Det is doch keen Tatbestand nich für Leute von der Kripo!«, fügte der Informant
noch hinzu.
    Der Köstlbacher wollte darauf
jetzt keine Antwort geben. Er schlürfte erst mal einen Schluck von dem heißen
Kaffee, den die Klein gerade vorbeigebracht hatte und bat mit einer einladenden
Handbewegung den Informanten, es ihm doch gleich zu tun.
    »Haben Sie eine Ahnung, wie Herr
Hans Gruber in dieses Bild passt?«, fragte er nach einer kurzen Pause. Der
Köstlbacher hatte keine Ahnung, ob der Informant den Gruber überhaupt
kannte oder zumindest etwas über ihn gehört hatte. Aber manchmal muss man
einfach Fragen stellen, weil gerade jemand da ist, den man fragen kann, auch
wenn man nicht unbedingt mit einer Antwort rechnen darf.
    »Interessanter Mann! Hat janz
schön Staub aufjewirbelt, seen Tod!«, sagte der Informant.
    »Sie kennen ihn also, den Herrn
Gruber?«, fragte der Köstlbacher, fast überrascht, nicht die erwartete
Antwort ›Tut mir leid! Nie von dem jehört!‹ erhalten zu haben.
    »Kennen is nich det richtige Wort!
Ick wees, wer det war. Hat im ›Hotel
Ratisbona‹ als Portier jearbeitet. War der einzige, vor dem alle
Schiss hatten, der Tischke trotz seines ›Tae
Kwon Do‹ und der Manu genauso. War nich seene Kraft, weil wat will so’n
Enbeeniger schon ausrichten?

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