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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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hängte sich der Köstlbacher mehr und mehr dran auf. Und
prompt bekam die Klein auch den Auftrag, ›Rotlichtmilieu‹ in Schriftgröße 48 zu schreiben und zu
laminieren, vorläufig noch in 48, weil ja noch nicht definitiv fest stand, wie
wichtig der Begriff wirklich war. Immerhin konnte die Vorliebe vom Gruber für
die tschechische Dusana gleich hinter der Grenze in der Tschechei eine
eigenständige Sache gewesen sein, die mit dem Regensburger Oberloddel Tischke
nichts zu tun hatte, auch wenn sich die beiden in der Tschechei getroffen
hatten.
    Woher der Informant vom
Köstlbacher sein Wissen hatte, das wollte er nicht preisgeben, weil so ein
Informant ja immer einen gewissen Nebel um seine Kenntnisse verbreitet.
    Und wieder stand der Köstlbacher
vor seiner Pinnwand und rieb sich die Stoppeln um sein Kinn. Nicht dass du
jetzt denkst, der Köstlbacher fand es schick, so einen Dreitagebart zur
Schau zu stellen. Nicht einmal die Anna fand das prickelnd. Zwar bestand schon
lange keine Gefahr mehr, dass ihr Mann sie mit so einer Reibeisengesichtsmatte
an empfindlichen Körperstellen kratzen könnte, weil psychische Probleme und so,
aber auch die ganz normalen Zärtlichkeiten hatten die beiden auf ein
Minimum reduziert. Und für so ein Minimum, da wäre ein Dreitagebart durchaus
erträglich! Aber die Anna fand, dass ihr Edmund sowieso nur noch überarbeitet
aussah. Und so einen Eindruck, den verstärkte ein Dreitagebart auch noch. Darum
zankte sie ihn auch immer wieder an, wenn er das Rasieren ausgelassen
hatte.
    Und heute, da hatte er es
ausgelassen, sogar schon zum dritten Mal in Folge. Beim ersten Mal, da war er
nach einer kurzen Nacht zu Hause nicht mehr dazu gekommen, sich seinen Stoppeln
zu widmen, weil er es einfach nicht mehr erwarten konnte, seine digitalen
Abspeicherungen mit der Pinnwand abzugleichen und danach, falls alles in
Ordnung war, neu hereingekommene Daten in sein Pinnwandgeflecht einzuarbeiten.
    Und die zwei darauf folgenden
Nächte, die hatte er hier in seinem Büro verbracht. Das soll jetzt nicht
bedeuten, dass der Köstlbacher zwei Nächte durchgearbeitet hat. Sein Büro, und
darin unterschied es sich von dem Büro seiner Mitarbeiter, bzw. damit war
es ähnlich dem vom Dr. Huber, sein Büro hatte eine Sofa-Ecke mit zwei Sesseln,
wo er ›höherem Besuch‹ zu einer Tasse Kaffee einen Platz anbieten konnte.
    Du weißt schon, ›höhere Besuche‹ , die sitzen nicht so
gerne auf den unbequemen Stühlen, mit denen beispielsweise ein rangniederer
Kollege, eine Aussage oder eine Verdächtigung vorlieb nehmen muss. So ›höhere Besuche‹ , die thronen in ihren
eigenen Büros in Funktionssesseln, für dessen Preis du dir eine ganze
Büroeinrichtung kaufen könntest. Dass diese Leute prozentual gesehen dann doch
noch weitaus öfter als du einen Termin beim Physiotherapeuten wahrnehmen müssen,
weil sie beim Aufstehen ihr Kreuz nicht mehr gerade bekommen, das liegt daran,
dass sie ihren Funktionssessel den ganzen Tag über kaum verlassen und weniger
daran, dass der Sessel sein Geld vielleicht doch nicht wert ist. Dass solche
Bürohengste von bösen Zungen ›Sesselfurzer‹ genannt werden, darüber müsstest du dich eigentlich nicht wundern, weil das
mehr eine reale Beschreibung und kein Schimpfwort ist.
    Der Köstlbacher hat in den
vergangenen Tagen keinen ›höheren Besuch‹ gehabt, außer den vom Dr. Huber, und der war immer in Eile und hat sich nie
hingesetzt, nicht auf einen Holzstuhl und auch nicht auf einen Sessel. Kann
sein, dass der Dr. Huber schnellstmöglich wieder zurück auf seinen
Funktionssessel wollte. Weil so einen hatte der nämlich als einziger im ganzen
Kripogebäude.
    Der Dr. Huber war auch der einzige
Beamte in der Bajuwarenstraße, der sich regelmäßig während der Dienstzeit
zu seinem Physio fahren ließ. Der bereitete ihm zwar dann in einer 40 minutigen
Behandlung höllische Qualen. Aber dann empfand er den Schmerz beim Aufstehen
aus seinem Funktionssessel eine Zeit lang nur noch halb so schlimm, zumindest
im Vergleich zu den Schmerzen beim Physio.
    Die Sofa-Ecke hatte dem
Köstlbacher die vergangenen beiden Nächte jedenfalls als Kurzzeitschlafplatz
gedient. So richtig in Tiefschlaf konnte der Köstlbacher dort allerdings nicht
verfallen, weil zum einen ging ihm einfach zu viel durch den Kopf und zum
andern fehlte eine Decke, ohne die er nicht das richtige Schlaffeeling bekam.
Und seine Sommerjacke war nur ein schlechter Ersatz.
    Die Anna fand zwar, dass ihr
Edmund es schon

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