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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Serenity plötzlich. »Als meine Eltern noch zusammen waren. Damals dachte ich, unsere Familie wäre etwas Besonderes. Dass wir zusammenhalten. Wir gegen den Rest der Welt.«
    »Ja«, sagte Christopher. Er wusste, was sie meinte. Er hatte dieses Gefühl auch einmal gehabt, damals in Frankfurt, als seine Großeltern noch gelebt hatten. Bevor seine Mutter ihre Stelle verloren und die ganze Geschichte angefangen hatte. Er spürte den Impuls, Serenity davon zu erzählen, aber alle Sätze, die ihm einfielen, klangen einfach nur banal. Besser, er hielt den Mund.
    »Sie haben ja richtig Appetit, Mr Kidd«, sagte eine Frau mit rauchiger Stimme zu seinem Vater. Das war Irene, die das Kommando über die Küche hatte; ihren Nachnamen kannte Christopher nicht.
    Dad grinste breit. »Frische Luft macht eben hungrig.«
    Irene deutete auf Dads Teller. »Möchten Sie noch was?«
    »Na, wenn noch was da ist, gern.«
    Sie nahm seinen Teller, häufte eine weitere ordentliche Portion darauf und reichte ihn zurück. »Bitte sehr. Damit Sie zu Kräften kommen. Wir hoffen ja alle, dass Sie sich bald an etwas Hilfreiches erinnern. Uns einen Tipp geben können. Klar, das ist im Moment viel verlangt, Sie müssen ja erst mal gesund werden…«
    »Erinnern?« Dad blinzelte begriffsstutzig, den Teller in der Hand. »Woran soll ich mich erinnern? Und was für einen Tipp meinen Sie?«
    »Na ja«, meinte Irene. »Irgendeinen Hinweis, der uns hilft, die Kohärenz zu besiegen, natürlich.«
    Dad lachte auf, als hätte sie einen guten Witz gemacht. »Das können wir nicht. Wie soll das gehen?« Er steckte seinen Löffel in das dickflüssige Gemisch aus Fleisch und Bohnen. »Die Kohärenz ist unbesiegbar.«

9 | Christopher konnte spüren, wie Serenity bei diesen Worten zusammenzuckte. Er sah sie an. Lag das am Widerschein des Feuers oder war sie tatsächlich plötzlich so bleich? Jedenfalls hätte er gerade ihre Sommersprossen zählen können.
    Auf der anderen Seite des Lagerfeuers begannen die Musiker, die von alldem nichts mitbekommen hatten, zu spielen.
    »Wie kann er das sagen?«, wisperte Serenity aufgebracht. »Wie kann dein Vater so etwas sagen, wo sich alle derart um ihn bemühen?«
    Christopher sah hinüber zu Dad. Dr. Connery und Irene schauten bedröppelt drein. Der Neurologe hob die Schultern, was vielleicht andeuten sollte, dass Dad seiner Meinung nach noch nicht richtig wusste, was er sagte.
    »Na ja«, meinte er. »Vielleicht sagt er es einfach, weil es stimmt.«
    »Denkst du das etwa auch?«
    Christopher seufzte. Hörte ihm eigentlich niemand jemals richtig zu? »Was soll die Frage? Das sage ich schon die ganze Zeit«, entgegnete er. »Ich hab nie was anderes behauptet.«
    Ihre Hände umklammerten den Rand ihres metallenen Tellers, als habe sie vor, ihn zu zerreißen. »Aber wenn das alles hier zu nichts führt, was soll es dann? Wofür rackern wir uns ab? Wenn es sowieso keinen Unterschied macht, wieso bin ich dann nicht zu Hause bei meiner Mutter, gehe auf die Schule und…« Sie hielt inne, sah ihn mit wütendem Funkeln in den Augen an. »Und wozu Schule, wenn ohnehin die Kohärenz auf einen wartet? Was kann man denn überhaupt noch machen, wenn man das alles weiß?«
    Christopher hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Mann!«, stieß Serenity hervor, stand auf und stapfte ohne ein weiteres Wort davon.
    Er sah ihr hilflos nach. Sie tat gerade so, als sei das seine Schuld!
     
    Serenity war den Tränen nah. Sie musste sich wegsetzen, es ging nicht anders. Es war, als würde ihr jetzt erst allmählich klar… wirklich klar, was all das, was sie in den letzten Wochen erlebt hatte, eigentlich bedeutete. Wie es alles, was sie bisher für ihr Leben gehalten hatte, auf den Kopf stellte.
    Und niemand war da, der sie wenigstens in den Arm nahm und tröstete. Niemand, mit dem sie sich aussprechen konnte. Ihr Vater war nicht da, war schwer beschäftigt, wie immer. Ihre Mutter war auch nicht da. Die hätte ihr wenigstens einen Apfelkuchen gebacken oder so etwas. Und Kyle, ihr großer Bruder, an den sie sich früher immer hatte wenden können, wenn ihr etwas auf der Seele gelegen hatte, war ebenfalls nicht da, war zusammen mit Dad und ein paar anderen unterwegs.
    Und Christopher…
    Nein, von dem war auch nichts zu erwarten. Was wollte sie überhaupt von dem? Das war doch alles Quatsch. Das Einzige, was der in den Arm nahm, war ein Computer.
    Gut, dass sie in Madonna Two Eagles wenigstens eine Freundin hier im Camp hatte, mit der sie reden

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