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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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dem Wagen.
    Brian schaltete den Jammer ein, griff nach einem kurzläufigen Gewehr und folgte ihm. Die Upgrader waren mit ihren Chips über das Mobilfunknetz miteinander verbunden; der Jammer würde sie, so der Plan, erst mal außer Gefecht setzen.
    Kyle und Brian rannten um das Haus herum, zur Terrassentür. Sie erhaschten noch einen Blick auf Russel Stoker und Anthony Finney, die auf die Vordertür zueilten, jeder eine Hand unter dem Hemd, was mehr als deutlich darauf hinwies, dass sie darin ebenfalls Waffen hielten.
    Die Terrasse. Jeder Schritt auf dem Holz klang überlaut in Kyles Ohren. Er schob die Tür auf, presste die Lippen zusammen bei dem schabenden Geräusch, das dabei entstand.
    Und rein. An der Wand entlang, zum Flur.
    Und schnell, vor allem.
    »Langsam«, hauchte Brian hinter ihm. »Lass mich vor.«
    Kyle schüttelte grimmig den Kopf. »Das ist meine Mutter.«
    »Eben.«
    Schließlich spähten sie beide zugleich um die Ecke. Was sie sahen, war alles andere als beruhigend.
    Die Upgrader erwarteten sie.
    Sie bewegten sich seltsam, fast, als wären sie betrunken. Aber sie hielten Waffen in den Händen.
    Das hieß: Der Jammer funktionierte nicht richtig.
    Das wiederum hieß: Die Kohärenz war jetzt gewarnt. Die Upgrader hier drinnen hatten ganz offensichtlich mitgekriegt, dass jemand im Anmarsch war. Das konnten sie nur gewusst haben, wenn irgendwo draußen noch andere Upgrader waren, die das Haus beobachteten.
    »Shit«, stieß Brian hervor.

11 | Christopher starrte in die Flammen und wurde allmählich müde. Er sah zu seinem Vater hinüber, aber der wirkte noch hellwach. Kein Wunder, er verschlief ja auch den halben Tag. Und nun unterhielt er sich offenbar blendend mit Dr. Connery. Überhaupt hatten alle viel zu reden. Drüben die beiden Mädchen: Serenity erklärte gestenreich irgendetwas, ihre Freundin hörte ihr mit großen Augen zu, fragte immer wieder nach und vergaß dabei zu essen.
    Nur er hatte nichts zu reden. Außerdem war er müde. Vielleicht, weil es schon spät war und er die letzte Nacht lange wach gelegen hatte. Vielleicht hatte er auch zu viel gegessen. Oder einfach, weil er gerade so genug davon hatte, über die Zukunft der Menschheit nachzudenken. Schlafen. Einfach nur schlafen und seine Ruhe haben. Zurzeit hatte er in manchen Augenblicken das Gefühl, seit Monaten nicht wirklich tief geschlafen zu haben.
    Er schrak hoch, als sich unvermittelt jemand neben ihn setzte. Es war das Indianermädchen Madonna Two Eagles, die gerade eben noch neben Serenity gesessen hatte.
    Sie hielt die Gitarre in der Hand, auf der sie vorhin noch mit den anderen gespielt hatte, sah ihm forschend ins Gesicht und sagte: »Du. Ich muss dich mal was Ernsthaftes fragen.«
    »Okay?« Christopher hatte das Gefühl, sich kratzig anzuhören.
    Sie sah ziemlich gut aus. Also, eigentlich unglaublich gut, wenn man’s genau nahm. Sie war ein Mädchen aus der Kategorie, die in der Schule jemanden wie ihn nicht mal registriert hätte, aber anders als seine ehemaligen Mitschülerinnen gab sie sich völlig locker und unkompliziert.
    Aber, klar, dass sie ihn was fragen wollte, hatte natürlich mit dem Chip in seinem Kopf zu tun, nicht mit ihm persönlich.
    »Musik«, sagte sie. »Wie ist das eigentlich mit Musik in der Kohärenz? Gibt’s das noch, wenn man da dazugehört?«
    Christopher hob überrascht die Brauen. Gute Frage! Er überlegte, versuchte, sich zu erinnern, an damals, als er selber noch ein Teil der Kohärenz gewesen war. Musik? War das ein Thema gewesen?
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Gar keine Musik?« Sie schien regelrecht entsetzt.
    »Ich kann mich nicht erinnern. Weder Musik noch sonst irgendeine Kunstform.« Christopher blickte an ihr vorbei in die tanzenden Flammen und verstand plötzlich, warum das so war. Er hätte es schon die ganze Zeit verstehen können, es hatte nur die Frage gefehlt. »Die Kohärenz ist aus dem Zusammenschluss von Tausenden von Gehirnen entstanden; im Grunde ist sie ein einziges Gehirn, das viele Körper bewohnt. Bei dieser Verbindung vermischen sich alle Geschmäcker, gleichen sich aus, bis kein Geschmack, keine Vorliebe mehr übrig ist. So, wie wenn man alle Farben miteinander vermischt – das ergibt am Ende nur Grau. Die Kohärenz hat keinen Sinn für Musik, keinen für Malerei oder Literatur; sie hat nicht einmal mehr Vorlieben, was das Essen anbelangt. Den Upgradern ist egal, was sie essen; es geht nur darum, den Körper mit lebensnotwendigen Nährstoffen zu

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