Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
versorgen.«
    Sie starrte ihn an. Im Schein der Flammen sahen ihre schwarzen Augen riesig aus. »Okay«, sagte sie und schluckte. »Das heißt, wenn ich Musik machen will, meine eigene Musik… wenn ich das wirklich will… dann sollte ich es besser nicht vor mir herschieben, oder?«
    »Ähm.« Christopher verstand nicht ganz, was sie damit andeuten wollte. »Ich denke, das kann man so sagen.«
    Madonna nickte, die Lippen zusammengepresst. »Danke.« Dann stand sie auf und verschwand wieder in der Dunkelheit.
    »Bitte«, murmelte Christopher ins Leere.

12 | Die beiden Frauen und der Mann torkelten beinahe. Ihre Bewegungen wirkten, als wateten sie durch Sirup. Die Störwellen, die der Jammer ausstrahlte, mochten es nicht geschafft haben, die Upgrader von der Kohärenz abzuschneiden, aber sie beeinträchtigten sie zumindest.
    Jemand schrie um Hilfe. Kyle erkannte nur mit Mühe die Stimme seiner Mutter.
    Er warf sich in die Deckung der Küchenwand zurück, hob das Funkgerät an die Lippen. »Rus, Finn – draußen müssen irgendwo noch mehr von denen sein. Kümmert euch erst um die. Wir werden mit denen hier drinnen fertig.«
    »Alles klar«, kam Rus’ brummige Stimme zurück.
    Brian nickte Kyle zu. »Auf drei. Eins… zwei…«
    Sie stürmten los.
    Draußen auf der Straße spielte sich währenddessen ein merkwürdiges Schauspiel ab. Aus insgesamt drei Autos waren Leute jeden Alters ausgestiegen – glatzköpfige Männer in Geschäftsanzügen, Frauen mit toupierten Haaren, junge Typen in Jeans und T-Shirt –, die nun mit langsamen, unsicheren Schritten auf das Haus zutaperten. Die Männer und Frauen schienen gegen einen Widerstand anzukämpfen, der von dem Haus ausging, und zugleich unwiderstehlich davon angezogen zu werden. In manchen Nachbarhäusern bewegten sich Vorhänge, spähten Augen neugierig auf das Geschehen. Kaum jemand fühlte sich bei dem Anblick, der sich ihm bot, nicht an alte Zombie-Filme erinnert.
    Dann tauchten zwei Männer auf, die sich ganz normal bewegten. Der eine war ein gemütlich wirkender Riese mit dichtem Seemannsbart, der ein verwaschenes Holzfällerhemd anhatte, das in seinen guten Tagen rot gewesen sein musste, der andere Mann trug eine runde Drahtbrille und lächelte beim Anblick der unbeholfen auf sie zustapfenden Leute nur versonnen.
    »Rus?«, meinte er halb laut zu seinem Kumpanen. »Leichte Beute, wie’s aussieht, oder?«
    Der bärtige Riese nickte. »Wer die meisten zu Mus kloppt, hat gewonnen.«
    Dass die heranwackelnden Männer und Frauen in Zeitlupe Schusswaffen herauszogen, irritierte die beiden nicht. Der Riese ballte die Fäuste, teilte aus, streckte Männer wie Frauen, Alte wie Junge mit krachenden Kinnhaken zu Boden. Der andere, der von seinen Freunden nur »Finn« genannt wurde, demonstrierte, dass er unter anderem den schwarzen Gürtel im Taekwondo besaß, und schickte ebenfalls einen nach dem anderen ins Land der Träume.
    Im Haus war der Kampf nach wenigen Sekunden vorüber. Dem Mann gelang es noch, mit einer Pistole in Kyles Richtung zu zielen, er ging jedoch nach einem Faustschlag Brians bewusstlos zu Boden. Anschließend überwältigten Kyle und Brian die beiden Frauen. Während Brian die letzten Knoten an die Fesseln machte, befreite Kyle seine Mutter, die hilflos im Türrahmen stand, die Hände auf den Rücken gebunden und den Kopf in einem Gestell festgezurrt, das die Eindringlinge mit zwei Schraubzwingen am Türstock befestigt hatten.
    »Wo kommt ihr denn her?«, keuchte sie.
    »Dad hat befürchtet, dass so etwas passieren könnte«, sagte Kyle. Er musterte seine Mutter. »Mom! Glaubst du es jetzt? Komm mit uns. Bitte.«
    »Und das möglichst schnell«, ließ sich Russel Stoker von der Haustür her vernehmen. Er rieb sich die Knöchel der rechten Hand. »Die Upgrader draußen sind ausgeschaltet, aber ich fürchte, in der Nachbarschaft hat jemand die Polizei alarmiert. Wir sollten machen, dass wir wegkommen.«

13 | Christopher beobachtete, wie Madonna Two Eagles auf der anderen Seite des Feuers mit zweien der Musiker sprach, mit demjenigen, der trommelte, und dem mit der Mundharmonika. Sie erklärte etwas, zeigte ihnen Griffe auf ihrer Gitarre. Als alle genickt und offensichtlich verstanden hatten, was sie wollte, drehte sich Madonna Two Eagles zu der Runde am Feuer um. Sie räusperte sich auf eine Art, die jeden aufmerken ließ.
    »Ich weiß, es ist schon ziemlich spät«, begann sie, »aber ich möchte euch trotzdem gern noch etwas vorsingen. Ein einziges

Weitere Kostenlose Bücher