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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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überhaupt folgen?«
    »Selbstverständlich, Sir! Selbstverständlich!« Sergeant Gottings Kopf nickte aufgeregt zwischen den blauen Sergeantenschultern. Er war erst der zweite Mensch in Brentford, der dem großen Detektiv begegnete, und er war zugleich der zweite, der den großen Detektiv aus tiefstem Herzen haßte.
     
    Kurz nach neun Uhr dreißig: Jennifer Naylor lenkte ihren Porsche auf den Parkplatz des Stadtrates. Binding, der tuberkulose Parkwächter, schlurfte aus seinem Parkwächterhäuschen und streckte die Hand aus. »Ihren Ausweis?« verlangte er.
    Jennifer wartete im allgemeinen stets mehrere vergebliche Anläufe ab, bevor sie das Fenster herunterkurbelte und sich erkundigte, was er genau sehen wollte.
    An diesem Tag jedoch hatte sie es eilig. Sie musterte ihn, als wäre er ein Fleck Vogelmist auf dem Spann ihres teuren Gucci-Schuhs, und deutete auf die Parkgenehmigung, die wie immer hinter der Windschutzscheibe klebte.
    Binding beugte sich mit tief in den Hosentaschen vergrabenen taschenbillardspielenden Händen vor, um die Genehmigung zu mustern — und das, was aus dieser Position von Jennifers Ausschnitt zu sehen war. Nachdem er sich lange und breit überzeugt hatte, daß beides augenscheinlich in Ordnung war, richtete er sich wieder auf und nuschelte: »Ich bringe Sie zu Ihrem Parkplatz.«
    Er drehte sich um und überflog den fast leeren Parkplatz mit einem nachdenklichen Blick. »Dort drüben in der Ecke bei dem Flaschencontainer ist noch einer frei.«
    Seine Worte gingen in kostspieligem Reifenkreischen unter, als Jennifer den Porsche in die nächste freie Parkbucht schwenkte. Die von Bürgermeister McFadeyen.
    »Sie dürfen hier nicht parken!« heulte Binding auf und unterbrach sein Billardspiel, um die widerlichen Hände aus den Taschen zu nehmen und damit herumzufuchteln. »Das ist der Parkplatz des Bürgermeisters! Ich verliere meinen Job …« Ein lautes Hupen aus dem Dreiklanghorn des Porsche erstickte den Rest seiner Worte.
    »Danke sehr«, sagte Mrs. Naylor. »Dort steht er ganz ausgezeichnet.«
     
    Kurz nach zehn Uhr: Jim Pooley verließ den Laden von Bob dem Buchmacher im Laufschritt. Der Spott des Millionärs klang laut in seinen roten Ohren. Er hatte eine noch weit höhere Quote erhalten, als Omally ihm vorhergesagt hatte. In seiner Gier, Pooley die zehn Pfund aus der Hand zu nehmen, hatte Bob ihn informiert, daß bei dieser speziellen Wette nur der Himmel das Limit sei. Jim dachte, daß er Omally diese Information besser nicht zukommen ließ. Der Sohn Irlands würde sich nur unnötig aufregen, wenn er das wahre Ausmaß ihrer geplanten Gewinne erfuhr. »Außerdem«, so sagte er zu sich, »außerdem bin ich das größere finanzielle Risiko eingegangen, also verdiene ich auch den größeren Anteil am Gewinn.«
    Zufrieden mit der eindringlichen Überzeugungskraft seiner stillen Argumentation, klimperte er mit seinem letzten Kleingeld, blinzelte zum Himmel hinauf und schlenderte zu Normans Eckladen in der Hoffnung auf eine Fünferpackung Woodbines auf Kredit.
    »Man kann nie wissen, ob man Glück hat«, murmelte er vor sich hin. »Man kann nie wissen.«
     
    Kurz nach zehn Uhr dreißig fand eine Ratsversammlung statt.
     
    Kurz nach elf Uhr klingelte — wie jeden Morgen — der Wecker des Übersetzers dieses Romans. Axel Merz erwachte aus einem tiefen Schlaf und einem Traum, in dem sein Lektor (der nun schon fünf Stunden fleißig an der Arbeit war) ihm endlich eine Gehaltserhöhung versprochen hatte. Wie realitätsfern Träume doch sein konnten! Axel gähnte, stemmte ein paar Eisen 6 und machte sich an die Übersetzung des nächsten Kapitels:

Kapitel 7
     
    »Verrückt! Wahnsinn!« Bürgermeister McFadeyen hämmerte mit beiden krampfhaft geballten Fäusten auf die Tischplatte vor sich. An seinem Hals trat ein überraschendes Dickicht aus Adern zutage, das genau wie eines dieser häßlichen anatomischen Modelle aussah, mit denen Chirurgen ihre Patienten so gerne zu erschrecken pflegen. Auf seiner linken Schläfe pochte ein blauer Fleck.
    »Absoluter Wahnsinn!« Erschöpft von der Wildheit seines Ausbruchs, sank er in seinen Stuhl zurück. »Und ich sage Ihnen …« Er sprang erneut auf und stützte sich schwer auf die Hände. »Das ist … ist … ist …« Der oberste Knopf seiner Weste sprang ab, kullerte auf die Tischplatte und rollte in einem kuriosen geomantischen Kreis, bevor er ratternd zur Ruhe kam. »Das ist … ist … ist … Wahnsinn!« Er setzte sich schwer atmend und mit

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