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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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bin Julian Membrane, und das ist mein Kompagnon Lukas Mucus.« Lukas verbeugte sich leicht in der Taille in Erwartung der ungläubigen Blicke, die ganz allgemein mit der Nennung seines Namens einhergingen. »Von der Sozietät Membrane, Mucus, Willoby, Wendehals und Raffgier. Spezialisten in der Konzeptionierung neuer Märkte und Trends durch gesteigerte Produktbewußtheit des Konsumenten. Außerdem Designberater. Hier unsere Karte.«
    Paul Geronimo beäugte die Karte mißtrauisch. »Weißer Bruder sprechen immer mit gespaltener Zunge«, beobachtete er.
    »Reden großen Haufen Büffelfladen«, stimmte sein Bruder ihm zu.
    »Wir würden Ihnen gerne einen Vorschlag unterbreiten«, fuhr Membrane fort. »Wir handeln im Namen unseres Auftraggebers, eines großen Menschenfreundes, der die Olympischen Spiele hier in Brentford sehen möchte. Er ist Wissenschaftler und lebt sehr zurückgezogen, und er wünscht, daß wir die Präsentation für ihn durchführen.«
    »Worte ergießen sich aus dem Mund des Weißen Bruders wie Weizen aus der Reibschale einer unachtsamen Squaw«, sagte Paul Geronimo.
    Barry beäugte seinen Bruder voller Stolz. Ihm fielen nie derart gute Sprüche ein. Andererseits war er wie Paul davon überzeugt, daß es sich bei ihnen beiden um eine duale Reinkarnation des berühmten Apatschenhäuptlings handelte … hauptsächlich deswegen, weil Barry sich so gerne als Indianer verkleidete.
    »Und daher«, sagte Julian Membrane, »möchten wir Ihnen unsere konzeptionelle Visualisierung des geplanten Brentforder Olympiastadions präsentieren.« Und mit diesen Worten zog er die Leinendecke von dem Rolltisch und enthüllte ein maßstabsgetreues Modell der Gemeinde Brentford. Unter lauten »Ahs« und »Ohs« erhoben sich die dazu fähigen Ratsmitglieder von ihren Sitzen und bestaunten das Wunder. Denn es war in der Tat ein kleines Wunder, was dort auf dem Tisch thronte.
    Der Realismus des Modells war schier unglaublich. Die gesamte Gemeinde, wie durch Magie auf Puppenhausgröße verkleinert. Die Ratsmitglieder versammelten sich staunend und zeigend ringsum, begierig, ihre eigenen Häuser zu betrachten, genauso wie die ihrer Kollegen.
    Mavis Peake stieß einen aufgeregten leisen Ruf aus. »Sogar die Farbe und das Muster meines Schlafzimmervorhangs stimmen!«
    »Und was stellen diese Dinge in Ihrem Hinterhof dar?« wandte sich Philip Cameron an Ratsmitglied Ffog. »Sie sehen mir sehr nach Folterbänken aus.«
    »Unsinn«, stotterte der errötende Ffog. »Das sind nur, äh … Bohnengerüste.«
    Philip Cameron war nicht so leicht zu überzeugen. Paul Geronimo flüsterte so laut, daß es alle hören konnten: »Braunhütiger Bruder scheinen großer Freund von Fesselspielen zu sein.«
    »Das ist eine Invasion meiner Privatsphäre!« begehrte Ffog auf. »Wo ist überhaupt das verdammte Stadion? Unter der Erde oder was?«
    Lukas Mucus schüttelte den kurzhaarigen Kopf. »Ganz im Gegenteil. Sogar sehr weit über der Erde, wie es der Zufall will.«
    »Aha?« krächzte Ffog. »Und wo genau soll es sich Ihrer Meinung nach befinden?«
    Mucus nahm einen Zeigestab zur Hand. »Hier, hier, hier, hier und hier«, sagte er und deutete auf die entsprechenden Stellen, die regelmäßig über die gesamte Gemeinde verteilt waren.
    Clyde Ffog schien verblüfft.
    Mrs. Naylor mischte sich ein. »Ich schätze, sie sollten es jetzt vielleicht demonstrieren, Lukas.«
    »Selbstverständlich, Madam. Wenn du so freundlich sein könntest, Julian?«
    Julian Membrane grinste, bückte sich und zog ein glitzerndes Objekt aus einer großen Schublade unter dem Rolltisch, das fast ein Drittel der Größe des Modells der gesamten Gemeinde einnahm. Es erinnerte sehr stark an einen flachgedrückten fünfzackigen Stern, in dessen Mitte sich ein verspiegelter Globus befand, wie man ihn in Diskotheken über der Tanzfläche finden kann.
    Julian hielt das Gebilde stolz vor die Versammlung. »Das Sternstadion!« verkündete er. Falls er eine Runde donnernden Applauses erwartet hatte, so wurde er nun herb enttäuscht.
    »Und wo Bitteschön wollen Sie dieses Monstrum unterbringen?« erkundigte sich Ffog mit spitzer Zunge.
    »Lukas, wenn du so freundlich sein könntest?«
    Lukas nickte höflich und betätigte einen kleinen Knopf an der Seite des Rolltischs. Ein leises hydraulisches Zischen ertönte, und aus jeder der zuvor bezeichneten fünf Stellen glitt eine teleskopische Säule. Als sie zu ihrer vollen Höhe ausgefahren waren, trat Julian vor und plazierte den

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