Kohl des Zorns
hochrotem Kopf.
Ratsmitglied Ffog untersuchte angestrengt seine Fingernägel und machte leise »Tsss tsss tsss«.
Philip Cameron kaute auf der Unterlippe und klapperte mit Münzen in der Hosentasche. Mavis Peake spürte seine Aufregung und legte ihm eine beruhigende Hand auf den Oberschenkel.
Die Brüder Geronimo für ihren Teil starrten in eine mittlere Ferne und waren in Gedanken — mit verschränkten Armen und geschlossenen Beinen — am Little Big Horn.
Mrs. Naylor musterte den Bürgermeister mit einem nachsichtigen Lächeln.
»Wahnsinn, sage ich!« McFadeyen, inzwischen mit einer Gesichtsfarbe, die Innendekorateure im allgemeinen als Purpur-Magenta zu bezeichnen pflegen, erhob sich zu einem weiteren Ausbruch.
Mrs. Naylor schenkte ihm das süßeste aller süßen Lächeln. »Und dürfte ich erfahren, warum es Ihrer werten Meinung nach Wahnsinn ist?«
»Nun … nun … nun …« Der Bürgermeister ballte einmal mehr die Fäuste. »Verdammt, Frau!«
»Ja, bitte?« Mrs. Naylor beugte sich vor, als lausche sie jedem Wort des Bürgermeisters, und während sie das tat, streiften ihre nicht unbeachtlichen Brüste, verborgen unter der Seidenbluse, sanft die Tischplatte. Die kalkulierte Erotik dieser Bewegung blieb Philip Cameron keinesfalls verborgen, und bestimmte Regionen seines Unterleibs reagierten entsprechend. Mavis Peakes Fingernägel gruben sich tief in seinen Oberschenkel.
»Ich bin sprachlos.« Bürgermeister McFadeyen sank ein weiteres Mal auf seinen Stuhl zurück und fächelte sich mit den Protokollen der vorangegangenen Wochen frische Luft ins Gesicht.
»Warum? Es ist doch ganz einfach.« Mrs. Naylor erhob sich auf ihre Vier-Zoll-Stilettos, die sie als für diese Gelegenheit geeignet erachtet hatte, und warf das goldblonde Haar in einer eleganten Kopfbewegung nach hinten. Es schmiegte sich in wunderbaren Wellen über ihre sanft gerundeten, vollkommenen Schultern. »Wie Sie ganz ohne Zweifel inzwischen wissen, hat der katastrophale Brand in dieser Woche in Birmingham die Chancen Großbritanniens, Gastgeber der nächsten Olympischen Spiele zu sein, in Schutt und Asche gelegt.« Allgemeines Köpfenicken, und Mrs. Naylor fuhr fort: »Deswegen schlage ich vor, daß Brentford dem Ruf seines Landes folgt und die Spiele durchführt. Was ist daran verkehrt?« Sie starrte Philip Cameron tief in die Augen. »Will mich niemand unterstützen?«
Camerons Widerstand schmolz unter Mrs. Naylors Blicken wie Butter in der Sonne, und ehe er sich’s versah, fand er seinen Kopf auf- und abhüpfend wie den eines Nickhunds in der Heckscheibe eines Cortina. Mavis Peake drückte Camerons linkes Testikel machtvoll zusammen, was Cameron in einem Anfall von Schmerz zusammenbrechen ließ. Als seine Stirn mit einem dumpfen Knall auf die Tischplatte schlug, musterten die Brüder Geronimo unverhohlen den Skalp des Gefolterten, während ihre Hände zu den Bowiemessern in den Hosentaschen glitten.
»Oh, danke sehr, Philip«, sagte Jennifer Naylor zuckersüß.
Der Bürgermeister, inzwischen dunkelviolett mit weißen Flecken, sammelte, was von seinem Verstand noch übrig war, und bereitete sich darauf vor zu kämpfen. Er hatte nicht im Ngora-Gora-Becken Büffel gejagt, Tiger in Tibet gefangen und sich Wer-weiß-wo mit Watussis herumgeschlagen, um sich jetzt von einer verdammten Frau unterkriegen zu lassen. »Wo?« platzte er heraus. » Wo denn, verdammt?«
»Genau hier.« Mrs. Naylor deutete auf die unmittelbare Nachbarschaft.
Ratsmitglied Ffog hob die Hand. »Wenn Sie meine Frage verzeihen wollen, aber wer soll Ihrer Meinung nach dieses, äh, Unternehmen finanzieren?«
»Ich habe alle Zahlen im Kopf. Welche davon interessieren Sie im Einzelnen?«
Ratsmitglied Ffog wackelte dümmlich mit dem Finger. »Ich meine die Kosten. Wieviel soll das alles kosten?« fragte er.
Mrs. Naylor schlug ihren Filofax auf. »Der Bau eines Olympischen Stadions, komplett mit allen Einrichtungen, Olympischem Dorf, öffentlichen Zufahrtswegen et cetera et cetera …«
»Ja?« unterbrach Ffog sie.
»Rund einhundert Millionen Pfund.«
Es gibt Schweigen, und es gibt Schweigen. Einige sind dergestalt, daß eine auf einen dicken Axminsterteppich fallende Stecknadel geeignet ist, sie zu durchbrechen. Dieses Schweigen jedoch war von einer ganz anderen Natur. Es war so absolut, daß das Plopp-plopp-plopp absterbender Gehirnzellen in Bürgermeister McFadeyens Kopf ganz deutlich zu hören war.
»Im Stadtsäckel befinden sich einundfünfzig Pfund und
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