Kohl, Walter
manchmal einen anderen Sohn gewünscht hätte, einen
Sohn, mit dem er leichter hätte leben können. Heute kann ich das besser
nachvollziehen, denn ich versuche mich aktiv in seine Lage zu versetzen. Sicher
habe ich ihn manches Mal enttäuscht. Mein eigener Querkopf, auch darin sind wir
einander verwandt, war nicht immer mein bester Ratgeber. Für die Verletzungen,
die ich ihm zugefügt habe, übernehme ich heute die Verantwortung, diese Fehler
tun mir leid.
Deshalb
habe ich heute ein neues Verhältnis zu ihm. Er bleibt mein Vater, aber er ist
weit weg. Unser jeweiliger Alltag ist ganz anders, ist vollständig voneinander
getrennt, jeder geht seinen eigenen Weg, hoffentlich in Freude und Glück. Heute
habe ich losgelassen, und das fühlt sich gut an.
Sein
politischer und historischer Schatten allerdings lebt weiter in der Welt, in
der ich lebe. Auch diesen Schatten nehme ich heute an. Für die allermeisten
Menschen bin ich beim ersten Kennenlernen zunächst der »Sohn vom Kohl«. Das ist
kein Problem mehr, denn nun kann ich sagen: Ich gestalte mein Leben als Walter
Kohl, ich bin der »Sohn vom Kohl«. Dieses Leben nehme ich an, diesen Weg gehe ich.
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