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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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nicht wer. Der Abzug. Er ist seit heute defekt.“
    Schrempf drängte sich an Karl vorbei, drückte ein paar Mal auf den großen roten Knopf und schüttelte schließlich sein Haupt. „Tatsächlich“, sagte er, „er scheint nicht zu funktionieren.“
    Karl seufzte und lehnte sich gegen den Geschirrspüler. Schrempf musterte den Abzug, Karl musterte Schrempf.
    â€žIch werde unverzüglich einen Techniker anrufen“, sagte Schrempf. „Spätestens morgen müsste der Abzug wieder funktionieren.“
    â€žUnd was soll ich in der Zwischenzeit tun?“, fragte Karl und deutete mit dem Kinn auf die Rosenblätter, die auf der Arbeitsfläche lagen. „Ohne Abzug kann ich nicht arbeiten.“
    â€žVergessen Sie die Blätter für heute“, sagte Schrempf und reckte seinen Kopf ein wenig nach vorne. „Geben Sie diese Proben in die Zentrifuge und lassen Sie sie anschließend vom Gaschromatographen analysieren.“
    Karl musterte die Röhrchen erneut. Sie trugen keine Aufschrift. „Was ist das?“, fragte er und schnüffelte vorsichtig am Kunststoffverschluss herum.
    â€žDas ist nichts“, sagte Schrempf.
    â€žNichts?“, sagte Karl erstaunt und warf einen Blick zu Schrempf. Bildete er sich das nur ein, oder war das angebliche Gentechnikgenie ein wenig rot geworden?
    â€žStellen Sie sich nicht dumm“, sagte Schrempf und richtete sich auf. „Das ist Öl, Rosenöl, um genau zu sein.“
    â€žIch denke, die neue Lieferung Blätter kommt erst morgen. Woher …?“
    â€žDenken Sie nicht, Baumgartner, dabei ist noch nie etwas Gescheites herausgekommen. Nehmen Sie die Proben, stecken Sie siein die Zentrifuge und dann in den Chromatographen. Wenn Sie fertig sind, rufen Sie mich an. Glauben Sie, dass Sie das schaffen?“
    Karl warf eines der Röhrchen in die Luft, registrierte befriedigt den erschrockenen Ausdruck auf Schrempfs Gesicht, fing es wieder auf und nickte. „Ich werde mir Mühe geben“, sagte er.
    Schrempf schluckte und quälte sich ein Lächeln ab. „Tun Sie das“, sagte er und verließ eiligen Schrittes das Labor.
    Karl ging hinüber zur großen Beckman-Zentrifuge, legte die Röhrchen vorsichtig auf der Arbeitsfläche ab und suchte den richtigen Rotor. Als er ihn gefunden hatte, steckte er die Proben so in die entsprechenden Vertiefungen, dass sich immer ein Röhrchen genau gegenüber einem anderen befand. Dann setzte er den Rotor ein, nahm die Zentrifuge in Betrieb, tippte den Code für den Rotor und die Umdrehungsgeschwindigkeit ein und drückte auf
Start
. Während die Zentrifuge langsam auf Touren kam und ein leises Brummen von sich gab, ging Karl zur Kühlkammer Nummer zwei und holte eine Flasche Wasser von einem der Holzregale. Er warf noch einen letzten Blick auf die Zentrifuge und trat dann hinaus in den Gang.
    Die Sohlen seiner Turnschuhe verursachten kaum ein Geräusch, als er der roten Markierung auf dem grauen Linoleum folgte, die ihm den Weg zum Aufzug wies. Er knöpfte sich den Kittel ganz auf, drückte auf den Rufknopf und las, während er wartete, die Zettel auf dem Schwarzen Brett. Sonia, eine Pflanzenphysiologin, die erst vor vier Monaten angefangen hatte, kündigte mit Ende dieses Monats, was Karl ihr nicht verübeln konnte. Rießer, ein vierschrötiger Mann, der Vorarbeiter im Expeditbereich, gab bekannt, dass er nächstes Wochenende, falls das Wetter mitspielte, ein Grillfest veranstaltete, irgendwo am Laaer Berg. Und Lehner, der Firmenarzt, der an zwei Tagen die Woche seine Zeit in einem winzigen Verschlag absaß, wollte seinen roten Citroen AX, Baujahr 93, loswerden, der knappe Hunderttausend Kilometer auf dem Buckel hatte.
    Der Aufzug kam. Karl hielt die Tür mit einer Hand offen und las den letzten Zettel noch einmal. Lehner verlangte nicht viel fürden Wagen, tausendzweihundert Euro. Karl zögerte, dann betrat er die Kabine. Nein, ganz entschieden und eindeutig nein, sagte er sich. Du gibst dein Geld nicht für ein Auto aus. Ein Auto, ausgerechnet du. Seufzend drückte er auf den Knopf für das Erdgeschoss.
    Er durchquerte den Expeditbereich, ging vorbei an Förderbändern, an Kisten, an übereinandergestapelten Kartons, die alle das Logo
Nur Natur!
trugen, in einem sanften Grün gehalten, nur das Rufezeichen, das war rot. Die Wasserflasche von einer Hand in die andere gleiten lassend, wandte

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