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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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einen
nice day
gewünscht und dann aufgelegt.
    Berger wischte sich den Schweiß von der Stirn, warf einen Blick auf die digitale Anzeige, registrierte befriedigt, dass seine Durchschnittsgeschwindigkeit bei vierundzwanzig Kilometer pro Stunde lag und fragte sich, wie eine Stadt wie Moskau wohl vom Dach eines dreistöckigen Gebäudes aussah. Er wandte den Kopf und musterte die Rosen, die in ordentlichen Reihen im Saranhaus standen, und er dachte an eine besondere Rose, eine, die sich rein äußerlich nicht von den anderen unterschied, eine Rose, die dafür sorgen würde, dass er, Patrick Berger, Absolvent der Chemie-HTL in der Rosensteingasse und Magister der Betriebswirtschaft, in nicht allzu ferner Zukunft der König des Ostens sein würde.
    Nachdem er seine zehn Kilometer absolviert hatte, stieg er ein wenig steifbeinig vom Fahrrad, ging zurück in sein Büro und massierte sich dabei die rechte Schulter, die er sich gestern, beim allzu exzessiven Karatetraining, ein wenig gezerrt hatte. Er öffnete das Filofax, blätterte durch die Seiten und schaute nach, wann genau seine Russischstunde heute Abend angesetzt war. Neunzehn Uhr. Gut. Das würde ihm genügend Zeit lassen, ein hübsches Geschenk für Tatjana zu kaufen.
    Er schlüpfte aus seinem Trainingsanzug und dachte sich, wäre doch gelacht, wenn ich diese zwanzigjährige Studentin heute wiedernicht rumkriegen würde. Er warf den Trainingsanzug in den Plastikkübel, den er im Schrank vor neugierigen Blicken verborgen hielt, ging hinüber ins kleine Bad, stellte sich für genau zwei Minuten unter die Dusche, rieb sich Deo unter die Achseln, begutachtete seinen Körper im Spiegel, nickte seinem grinsenden Gesicht anerkennend zu und wählte schließlich einen leichten, anthrazitgrauen Anzug, ein weißes Hemd und eine Swatch aus der aktuellen James-Bond-Kollektion. Während er die Uhr umband, holte er eine Dose mit Sauerstoff angereichertem Wasser aus dem Kühlschrank, trank einen Schluck, setzte sich hinter seinen Schreibtisch, legte die goldfarbenen Turnschuhe auf die Arbeitsplatte, trank einen weiteren Schluck und bat schließlich seine Sekretärin via Gegensprechanlage, Schrempf in sein Büro zu rufen.
    Nach einer knappen Minute wurde verhalten an die Tür geklopft und Berger rief laut „Herein!“, woraufhin die Tür sich eine Handbreit öffnete und Schrempf seinen schmalen Körper hindurchschob und zwei Schritte vor dem Schreibtisch stehen blieb, die Arme an den Seiten herunterhängend, den Kopf gesenkt.
    â€žSetzen Sie sich“, sagte Berger und deutete mit der Hand, die die Dose hielt, auf einen unbequemen Stahlrohrsessel, der mit weißen Lederstreifen bespannt war und im Schaufenster des Möbelhauses ungemein schick ausgesehen hatte.
    Schrempf ließ sich umständlich nieder, schlug die Beine übereinander und sagte: „Ist er weg?“
    â€žBaumgartner? Schon lange.“
    â€žIst er …?“
    â€žVerletzt? Nein.“
    Schrempf nickte und wirkte erleichtert. „Glauben Sie, er hat etwas gemerkt?“
    Berger lachte, trank einen letzten Schluck und warf die halbvolle Dose in den Mistkübel. „Ach was“, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung, „nach dem Anschiss, den ich ihm verpasst habe, wird er froh sein, seinen Job zu behalten. An was anderes denkt der im Augenblick bestimmt nicht.“
    Schrempf kratzte sich am Hals, räusperte sich und sagte: „Sein Job scheint ihm nicht sonderlich am Herzen zu liegen.“
    â€žDa haben Sie Recht. Sicher weniger als diese Orchidee, die er hinter der Halle gepflanzt hat.“
    Schrempf rutschte ein wenig auf dem Sessel herum, in der vergeblichen Hoffnung, eine halbwegs angenehme Sitzposition zu finden. „Erstaunlich“, sagte er, „Orchideen gelten als äußerst sensibel und …“
    â€žWarum haben Sie die Proben nicht selbst untersucht?“, fragte Berger und beugte sich, die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, vor.
    Schrempf schien verwirrt. Er verschränkte die Arme, entschränkte sie wieder und ließ sie schließlich an seinem Körper herabhängen. „Nun, das wäre wohl verdächtig gewesen, meinen Sie nicht? Sie sagten, ich solle es möglichst unauffällig machen. Proben gleich welcher Art werden vom Laboranten untersucht und nicht vom Assistenten des Chefs, und gestern Abend hatte ich keine Zeit mehr für

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