Kolumbus kam als Letzter
dem Auftreten von Bronzeobjekten gebaut, während
in Japan mit ihnen Stein-, Bronze- und Eisenarbeiten gefunden
wurden. Also ein munteres Nebeneinander von (europäischen)
Kulturstufen, die in Europa zeitlich fein säuberlich getrennt und als isolierte Glieder nacheinander als Entwicklungskette aufgereiht
werden.
In Europa wird das Megalithikum zeitlich in die Steinzeit verscho-
ben, man trennt Funde von Relikten aus Eisen zeitlich heraus und
schiebt sie den angeblich ungefähr 1500 Jahre später agierenden
Kelten zu. Gibt es hier nicht eine Zeitblase, die es aufzustechen
gilt? Entweichen dann mehrere durch Phantasie geschwängerte, wie
Luftballons aufgeblasene dunkle Jahrhunderte, vielleicht als nicht
erkannter Statthalter des Wirkens einer Naturkatastrophe? Betonen
möchte ich, dass nach Sastri (2002, S. 51) die Megalithkulturen in
Südindien »sicherlich aus dem Westen zur See gekommen sein
müssen, falls es sich nicht um eine total eigenständige indische
Kultur handelt«. Scheinbar wird die These bestätigt, dass die Mega-
lithiker den pazifischen Raum von West nach Ost – wie die Portu-
giesen zu Beginn des 16. Jhs. – bis nach Amerika besiedelten. Ich
weiß, dass es gegen den Strich des Anscheins und der allgemeinen
Ansicht geht, wenn ich auch eine andere Möglichkeit erwägen
möchte: Kamen die Megalithiker (Kelten) über die eisfreie Bering-
straße von Norden her und/oder durch die damals offiziell noch
nicht entdeckte Magellanstraße von Süden her in den Pazifik? Im
weiteren Verlauf des Buches werden wir die Voraussetzungen für
die eventuelle Beantwortung dieser Frage untersuchen.
Betonen möchte ich aber, dass es vielleicht zu einfach sein kann,
Megalithiker mit den Kelten beziehungsweise einer atlantisch-nor-
dischen Rasse (Wirth, 1928, S. 27) gleichzusetzen. Denn der Bau-
stil, das Vermessungswesen und die Religion der Megalithiker
kann von anderen Völkern übernommen und weitergetragen wor-
den sein, auch wenn Louis Carpenter feststellt, dass Dolmen in den Gebieten vorkommen, in denen die Blutgruppe Null mit hohem Pro-
43
zentsatz auftritt (Carpentier, 1986, S. 66 ff.). Denn es stellen sich die Fragen nach den Cro-Magnon-Menschen, die nach Wirth
ebenso wie die Aurignac-Rasse (Kultur der Jungsteinzeit in Süd-
westfrankreich) nur Mischformen der atlantisch-nordischen Rasse
und anderer nichtnordischer darstellt.
Aber allein den Begriff Rasse lehne ich als konfuses Denken ab
und stimme Dr. Horst Friedrich zu: »Die Vorstellung von angeblich
existierenden, gesonderten ›Rassen‹ der Menschheit war der westli-
chen Kultur erst in der Neuzeit aufoktroyiert worden …« (Friedrich
1995, S. 26). In diesem Sinne waren Kelten und zumindest ein Teil
der Megalithiker vielleicht das gleiche Volk, unterschieden sich nur durch andere Gepflogenheiten (Kultur, Architektur) wie auch das
deutsche Volk durch zwei Weltkriege vom Erscheinungsbild der
Kultur und Baustile her scheinbar wie durch scharfe Schnitte (=
Weltkriege) in drei verschiedene Völker getrennt wurde. Aber es
gab noch eine andere, ältere, nichtkeltische Kultur entlang der
atlantischen Küste Europas und Nordafrikas, die megalithische
Anlagen errichtete.
44
2 Keltenstraßen und Signaltürme
»Die Beurteilung des irischen Beitrages zum Aufbau der früh-
mittelalterlichen Kultur des Abendlandes hat unter Einseitigkeit gelitten« {Reifenstein, 1958, S. 50). Und Leo Weisgerber (1952, S.
8-41) stellte ein weit gespanntes Programm für die systematische Erforschung der irisch-deutschen Sprachbeziehungen im
Mittelalter vor. Die iro-schottische Kirche war eine eigenständige Kirche im Bereich der von den Kelten besiedelten Gebiete,
insbesondere Irlands und Schottlands. Sie vertrat ein aus dem
Heidentum weiter entwickeltes Christentum und missionierte ab
dem 5. Jh. sternförmig von den Britischen Inseln aus in alle
erreichbaren Gebiete, beispielsweise über den »Irenweg von Burgund über das Oberrheingebiet und den Bodensee nach
Binnenbaiern, die durch das Straßennetz aus römischer Zeit
gegeben war, die in vielen bairischen Klostergründungen ihren
Niederschlag gefunden hatte …« (Reifenstein, 1958, S.32). Aber die iro-schottischen Mönche missionierten auch per Schiff bis nach
Amerika …
Kelten im Nordatlantik
Bevor die Wikinger um 875 nach Island kamen, siedelten hier be-
reits iro-schottische Mönche mindestens seit Anfang des 9. Jhs. und
waren nach alten Berichten auch vor den
Weitere Kostenlose Bücher