Kolumbus kam als Letzter
die teil-
weise monumentalen Bauwerke. Sie hantierten mit Steinblöcken,
die bis zu mehrere hundert Tonnen wiegen, als wären es Papp-
schachteln. Obwohl sie große Architekten waren, fand man keine
Anzeichen irgendwelcher Ansiedlungen oder Häuser. Andererseits
hinterließen die Kelten Lager und stadtähnliche Ansiedlungen –
Oppida genannt –, für die sie immer die unmittelbare Nachbar-
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schaft der Megalithbauten wählten. Während die Megalithiker auf-
wändige Grabbauten planten und ausführten, finden wir kaum
Gräber der Kelten, außer wenn sie die angeblich seit langer Zeit
vorhandenen megalithischen Gräber nachträglich geöffnet und nach-
belegt haben sollen, obwohl mögliche Schichtenstörungen norma-
lerweise nicht nachgewiesen werden können – ein Phänomen, das
auch bei amerikanischen Mounds zu verzeichnen ist.
Seltsamerweise wird die Errichtung von megalithischen Dolmen
neben den beschriebenen in Amerika auch in Korea oder Indien
eher in die Zeit der Kelten in Europa datiert. Bei meinem Besuch in
Indien erstand ich eine alte wissenschaftliche Dokumentation der
Royal Asiatic Society von 1851-52 sowie der Royal Irish Academy von 1862. Dort werden für die Erbauer der in Südindien zu findenden megalithischen Monumente, die ich teilweise selbst besichtigen
konnte, und die mit den europäischen identisch sind, Völker der
Kelten verantwortlich gemacht werden (Taylor, 1851/52 und 1862: Nachdruck 1989, S. 120).
Das Problem der unterschiedlichen Datierung vergleichbarer Mo-
numente in verschiedenen Teilen der Welt wird in dem Buch »A
History of South India« bestätigt. Während das Alter der ver-
gleichbaren megalithischen Relikte in Europa mit -2000 und im
Kaukasus mit -1500 angesetzt wird, werden diese in Indien in die
Zeit nach -300 bis ungefähr in die Mitte des ersten Jhs. nach der
Zeitenwende datiert (Sastri, 2002, S. 50), auch wenn D. H. Gordon
sich bemüht, die Zeit von -700 bis -400 in Indien anzusetzen. Je-
doch auch diese frühere Datierung entspricht wiederum dem Alter
von megalithischen Relikten aus der Adena- und Hopewell-Kultur
in Amerika (-800 bis +400).
In Korea wird die Errichtung von Dolmen auch um die Mitte des
-1. Jhs. gesehen (Joussaumes, 1985, S. 348), während diese Phase
in Japan von -250 bis +650 angesetzt wird (Joussaumes, 1985, S.
349 f.), mit einer Blütezeit der Hügelgräber um +500 (Kidder,
1959, S. 1341-191).
In Asien (Indien, Korea und Japan) setzt man das Wirken von Me-
galithikern (oder Kelten) zeitlich mit dem Bestand des römischen
Weltreiches rund ums Mittelmeer an. Wenn man in Indien glaubt,
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Abb. 13: Indien. Megalithische – nach Taylor (1851): keltische –
Steinsetzungen aller Art findet man in Südindien auf dem Dekkan-Plateau (links: nahe Rajunkolloor, rechts: Shorapoor Hill), dort, wo auch die dunkelhäutigen Drawiden leben, deren Sprache Wortgleichungen mit dem Baskischen aufweist. Andererseits beherrschten die Drawiden auch das indoeuropäische Sanskrit. Unmittelbar neben megalithischen Steinsetzungen sind in mehreren Tempeln in Hampi (ab 14. Jh.) Skythen mit ihren Pferden abgebildet (s. Foto 8 u. 10).
dass Kelten mit hochseetüchtigen Schiffen während der Römerzeit
in Südindien anlanden, fragt sich, woher sie kamen? Oder waren
die Römer in Wirklichkeit Kelten? Dann gäbe es kein Problem und
die Funde in Asien, aber auch in Ozeanien und Amerika erscheinen
zeitlich folgerichtig und als Ergebnis einer keltischen Expansion
vor gut 2000 Jahren während der (noch zu diskutierenden) angebli-
chen Römerherrschaft.
Ins 12. Jh. wird das Haamonga-A-Maui Trilithon auf Tonga in der
Südsee datiert, ein tonnenschweres dreiteiliges Korallensteinmonu-
ment in Form eines Tores, das megalithisch wirkt. Dieser Eindruck
wird verstärkt, wenn man megalithische Steinsetzungen auch auf
anderen Südseeinseln sowie in Australien und quasi auf der ganzen
Welt berücksichtigt (Südamerika), wie ich selbst feststellen konnte.
Waren sogar noch vor wenigen hundert Jahren Megalithbauten er-
richtende Völker in der Südsee tätig? Woher kamen sie? Aus Asien
und/oder Südamerika?
Wie bestimmt, datiert man überhaupt das Alter megalithischer
Dolmen, Cromlechs und Gräber in Indien? Ganz einfach, denn
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hier gibt es die Besonderheit, dass die zu megalithischen Monu-
menten gehörenden Gräber definitiv Relikte aus der Eisenzeit
aufweisen – im Gegensatz zu Europa. In Korea wurden Dolmen
zeitgleich mit
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