Kolumbus kam als Letzter
schwere Straßenwalze, zu deren Bedienung 15
Menschen (Zug- und Lasttiere waren angeblich unbekannt) erfor-
derlich waren, konnte ich in Cobá besichtigen.
Warum führten die Fernstraßen durch Seen und Flüsse, ja über-
brückten Täler in bis zu dreißig Metern Höhe und durchschnitten
höher liegendes Gelände, sodass die Sacbe-ob kaum Steigungen
aufweisen? Warum stützten sie die Straßen in sumpfigem Gelände
mit derart soliden Fundamenten ab, dass diese bis heute noch nicht
absinken? Trieben sie auf den Straßen Last- oder Zugtiere, ritten sie darauf? Laut Lehrmeinung waren den Maya ja Last- und Zugtiere
unbekannt.
Je schwerere Lasten man transportieren will, desto stabiler muss die Fundamentierung ausgebildet sein, einen ingenieurmäßig geplanten
Aufbau aufweisen und vor allem eben sein. Für diesen Zweck gibt
es heutzutage einen ganzen Normenkatalog. Pilger hätten auch auf
einer dem natürlichen Geländeprofil folgenden Straße wandern können, die einen viel geringer dimensionierten Unterbau erfordert
hätten.
Die Sacbe-ob der Maya waren eindeutig für Schwerlastverkehr aus-gelegt, wofür auch die nivellierte und glatt gewalzte Straßenober-
fläche spricht. Wurden auf diesen Straßen Schwer- und Massengü-
ter (Steine, Baumaterial, Lebensmittel, Versorgungsgüter), vielleicht sogar komplette flach konstruierte Schiffe transportiert? Aber die
Maya waren doch gar keine Seemacht? Zu diesem Zeitpunkt waren
die Wikinger (Normannen) die beherrschende Seemacht auf dem
Atlantik. Allerdings befuhren zu dieser Zeit auch Schiffe aus dem
chinesischen und indischen Raum die Weltmeere und pflegten
Handelsbeziehungen mit Amerika (Fotos 5 und 6).
212
8 Weltreisende Wikinger
Mittel- und südamerikanische Kulturen des Mittelalters wurden von asiatischen, aber auch weißen Einwanderern beeinflusst oder
gehen teilweise auf diese zurück. Die Alteuropäer gründeten neue Reiche – wie das Imperium der Inka. Ihre Anführer waren weiße Götter, im keltischen Glauben erzogene Krieger und Kulturbringer, die das Christentum lange vor Kolumbus nach Amerika brachten.
Wikinger in Mittelamerika
Die geraden, breiten, nivellierten Dammstraßen der Maya (Sacbe-
ob) mit festem Unterbau waren ideal dazu geeignet, um große Las-
ten auf Rollen zu transportieren, vielleicht auch die flach und breit konstruierten Drachenschiffe der Wikinger. Nach Joachim Rittstieg
(2001) entdeckten die Wikinger bereits 754 Mittelamerika.
i Diese Wikinger (Danen) waren vielleicht Angeln aus Jütland –
keine Wikinger aus Island oder Grönland – und kamen über Irland
oder Spanien. Der britische König Alfred der Große schreibt um
1000 in seinen Annalen, dass der Wikinger Ottar von Halogaland
für eine Fahrt nach Särkland bei gutem Wind dreißig Tage brauch-
te, während nach Island nur drei Tage benötigt wurden. Särkland
(= das Land hinter dem Meer oder das Drüben-Land )wird allgemein als ein von den Sarazenen beherrschtes Gebiet (um Bagdad)
angesehen. Nur, bis dorthin brauchten die Wikinger wesentlich we-
niger Zeit.
Eric Graf Oxenstierna schreibt in seinem Buch »Die Wikinger«
(1979, S. 91): »Schwedische Runensteine erwähnen Personen, die in
›Särkland‹ waren. Damit wird wohl kaum das Land der Sarazenen
213
Abb. 33: Maya-Drachenboot. Das
Graffito in Rio Bec B soll eine
Sänfte darstellen. Ungewöhnlich
ist neben der Ausbildung des Bugs
als Drachenkopf (linkes Insert) das
dreieckig dargestellte Segel auf
dem Maya-Bild. Die ent-
sprechende Form eines Segels
finden wir auf einem römischen
Relief in Leptis Magna (rechtes
Insert: Zeichnung W. Werner).
Das dreieckige Segel dürfte ein
Lateinsegel darstellen, die älteste
und vielleicht echteste, reinste
bekannte Form des Segels –
wahrscheinlich aus dem arabisch-
indischen Raum stammend.
Besonders bei Seitenwind erleichtert dieses Segel das Kreuzen. Das Insert rechts unten zeigt ein antikes Handelsschiff am Hafen von Classe, aus einem Mosaik des 6. Jhs. (Apollinare Nuovo, Ravenna). Interessant ist das Flickensegel, so wie es auch auf dem Maya-Bild dargestellt wird. Stellt das mesoamerikanische Graffito ein nordisches oder phönizisches Schiff mit Lateinsegel dar, das von seiner Besatzung getragen wird?
gemeint sein, sondern das Seidenland.« Mit Seidenland meint
Oxenstierna China, denn man fand chinesische Seide in einem Wi-
kingergrab in Birka. Erstaunlich ist auch der Fund einer Geldtasche
aus indischer Eidechsenhaut in
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