Kolumbus kam als Letzter
der Fall sei, und zudem wären die Truthähne direkt auf mittelalterlichem Putz aufgetragen worden. Olbers hingegen hätte nur auf der von ihm aufgebrachten modernen (zusätzli-
chen) Tünchschicht gemalt. Weiter ging die Kritik nicht, schließlich hätte ein Dementi das herrschende Weltbild umgestürzt.
Der Bauhistoriker Meyer wies auf eine mögliche Fälschung hin, da
in den Schleswiger Tierfriesen sonst immer zwei Tiere abwech-
selnd dargestellt seien, wie z. B. Hase und Adler. Nur der Trut-
hahnfries mache mit der achtmaligen Wiederholung eines einzel-
nen Tieres eine Ausnahme. Allerdings hatte man vierzig Jahre
nach Olbers die Malereien erneut restauriert, diesmal unter der
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Oberleitung des Kunstmalers Professor Ernst Fey aus Berlin. Am
Ende der Maßnahmen waren aus vier im Wechsel zu den Truthäh-
nen gemalten Füchsen ebenfalls Truthähne geworden. Damit ist
die Kritik Meyers hinfällig, denn es waren zumindest seit, und
wahrscheinlich bereits vor 1890, zwei Tiere abwechselnd im
Schleswiger Tierfriesenstil abgebildet. Unter Beachtung der Stel-
lungnahme Stanges ist die Sache eindeutig: Bereits im 13. Jh.
kannte man den Truthahn in Europa.
Nach R. Hennig sind die in Nordamerika weit verbreiteten Trut-
hähne den Wikingern zur Versorgung mit Frischfleisch und gegen
die Mangelkrankheit Skorbut hochwillkommen gewesen. Aller-
dings wurden nur die männlichen Exemplare nach Europa gebracht,
weil Truthennen angeblich zu empfindlich für die lange Überfahrt
auf hoher See waren. Deshalb gab es auch keine lange Zeiträume
überlebende Truthahnfauna in Europa.
Hierzu passt sinngemäß eine dpa-Meldung vom 16. Juni 1999:
»Briten graben 500 Jahre alte Bananenschalen aus …, die zwischen
anderem Müll aus der Zeit der Tudor-Könige gefunden wurden.
Der Abfall überdauerte luftdicht abgeschlossen in einem ausge-
dienten Tank am Themseufer, in dem die Fische damals frisch ge-
halten wurden … Der Fund stellt die Wissenschaft vor große Rät-
sel, denn bisher war man davon überzeugt, dass die Banane erst im
19. Jh. nach England eingeführt wurde.« Es muss wohl mehr als
nur die Geschichte der Banane neu geschrieben werden …
Alteuropäische Sprachwurzeln in Amerika
Falls Wikinger über einen längeren Zeitraum nach Mittelamerika
fuhren, dann sollten auch einige Worte aus der Sprache dieser Wi-
kinger erhalten geblieben sein. Tatsächlich gibt es Wörter, die in der nordeuropäischen Muttersprache der Siedler und in den Maya-Dialekten identisch sind. Sie entstammen teilweise dem Westgermani-
schen. Der Realschullehrer Joachim Rittstieg (2001, S. 255 ff.) lebte sechs Jahre in Mittelamerika und fand diese sensationellen Übereinstimmungen durch puren Zufall heraus. Denn er beherrscht An-
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geliter Platt, eine westgermanische Mundart, die nur noch von wenigen Menschen in dem kleinen Gebiet Angeln, einem Teil Jütlands
(Dänemark), gesprochen wird. Nicht ein einziger Sprachforscher
der Maya-Sprachen würde eine solche Verbindung in Erwägung
ziehen, könnte es auch nicht, da kein auf diesem Gebiet tätiger
Wissenschaftler gleichzeitig altgermanische Sprachen und Maya-
Dialekte beherrscht. Nach eigenen Angaben konnte sich Rittstieg
mit drei Stammesältesten der Maya in Angeliter Platt verständigen!
»Die ersten spanischen Chronisten haben mit lateinischen Buchsta-
ben in spanischer Phonetik die ›Götterlieder‹ (sie liegen im Archiv
des Museo del Prado in Madrid) aufgeschrieben und erklärt, dass diese nicht in der Sprache des Volkes, sondern in ›Zuyua Than‹
(Sprache von Zuyua, HJZ) gesungen wurden … Diese Sprache
wurde von aztekischen und von Maya-Priestern gesprochen und
von vielen Adligen in beiden Sprachgebieten. Wenn ein Adliger ein
hohes Amt bekleiden wollte, musste er erst eine Prüfung in dieser
Sprache ablegen … (vgl. Roys, 1933; HJZ). Diese Sprache ›Zuyua
Than‹ besteht zu einem großen Teil, wie sich nachprüfen lässt, aus
Westgermanischen Wörtern« (Rittstieg, 2001, S. 255).
Die Sprache von Zuyua ist als eine Serie von Rätseln im Maya-
Kodex »Chilam Balam of Chumayel« (Roys, 1933) dokumentiert.
Brian Ross (1983) diskutiert diese im Magazin »American Ethnolo-
gist« (10/1983, S. 150-164) als streng geheime Sprache der Maya. Es
gab Sprachverschiebungen, Änderungen und mannigfaltige Fremd-
einflüsse. Aber das Angeliter Platt scheint der alten Geheimsprache ähnlich zu sein. Viele dieser Worte sind scheinbar in die Maya-
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