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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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oder nicht gefunden wurde. In den einundzwanzig gekachelten Sälen vollzog sich das Geschehen in genau einstudiertem Tempo, das erst gegen zwei oder drei Uhr nachmittags nachlassen würde. Und abends um acht oder um neun wurde dann nur noch in zwei Sälen operiert, dort aber häufig bis zum nächsten Morgen, wenn der große Trubel abermals begann.
    Im krassen Gegensatz zur fieberhaften Tätigkeit in den OPs herrschte im Erfrischungsraum der Chirurgischen Abteilung wohltuende Ruhe. Kaffeepause war erst gegen neun, so daß sich dort zur Zeit nur zwei Personen aufhielten. An der großen Spüle stand ein kränklich wirkender Mann, der viel älter als zweiundsechzig aussah. Im Augenblick war er damit beschäftigt, das Becken zu säubern, ohne die mehr als zwanzig Kaffeetassen zu verrücken, die dort von ihren Benutzern abgestellt worden waren, viele noch halb voll mit bräunlicher Brühe. Der Mann war als Walters bekannt, und nur wenige wußten, ob es sich dabei um seinen Vor- oder Nachnamen handelte. Genauere Auskunft konnten seine Personalpapiere geben: Chester P. Walters. Wofür das P. stand, wußte allerdings niemand, nicht einmal Walters selbst. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr war er in der Chirurgischen Abteilung im Memorial beschäftigt, und niemand hatte den Mut, ihn zu entlassen, obwohl er so gut wie überhaupt nichts tat. Er fühle sich nicht wohl, lautete seine Standardentschuldigung, und in der Tat sah er auch alles andere als wohl aus. Er war blaß und hager, und alle paar Minuten schüttelte ihn rasselnder Husten, aber der Mann schien sich nie die Mühe zu machen, den seit Jahren angesammelten Schleim auszuhusten. Er war wohl zufrieden, wenn die Luftröhre gerade eben noch funktionierte und beim Husten die Zigarette nicht ins Wackeln kam, die in seinem rechten Mundwinkel klebte. Walters hielt ständig den Kopf nach links gebeugt, damit ihm der Qualm nicht in die Augen stieg.
    Der zweite Anwesende war einer der chirurgischen Assistenzärzte, Mark H. Bellows. Ihm war die Herkunft seines mittleren Initials bekannt: Es stand für Halpern, den Geburtsnamen seiner Mutter. Mark Bellows war mit Eintragungen auf einem großen gelben Block beschäftigt. Walters’ Husten wirkte auf ihn ebenso störend wie dessen Zigarette, und jedesmal, wenn es den Alten wieder schüttelte, sah Bellows gereizt auf. Es war ihm unverständlich, wie sich jemand so intensiven körperlichen Schaden zufügen konnte. Bellows rauchte nicht. Er hatte nie geraucht. Ebenso unverständlich war es ihm, daß ein Mann wie Walters im geheiligten Operationstrakt existieren durfte, so wie der aussah, sich benahm und angesichts der Tatsache, daß er nichts leistete, rein gar nichts. Die Chirurgie im Memorial war für Bellows der Gipfel medizinischer Zunft, und hier zum Personal zu gehören erschien ihm das erstrebenswerteste Ziel. Bellows hatte lange und hart darum gekämpft, im Memorial eine feste Anstellung zu bekommen. Und mitten im Paradies vegetierte dieses Ungeheuer, wie Bellows sich gegenüber seinen Kollegen zu beklagen pflegte: Es war geradezu lachhaft!
    Unter normalen Umständen wäre Bellows zu dieser Zeit in einem der einundzwanzig Operationssäle gewesen, hätte dort seinen Teil zum allgemeinen Tohuwabohu beigetragen. Doch an diesem 23. Februar oblag ihm anderes: Er hatte die Betreuung von fünf Medizinstudenten in seinen ohnehin überfüllten Dienstplan einzufügen. Bellows war zur Zeit Beard 5 zugeordnet, das hieß: dem fünften Stock im Beard-Block, benannt nach einem der Mäzene, die Bau und Einrichtung des Memorial ermöglicht hatten. Beard 5 war eine exzellente chirurgische Station, vielleicht die beste im ganzen Haus. Als stellvertretender Stationsarzt hatte Bellows zugleich die Aufsicht über die chirurgische Intensivstation, die sich an den Operationsflügel anschloß.
    Ohne von seiner Arbeit aufzusehen, nahm Bellows die Kaffeetasse und schlürfte das heiße Gebräu. Dann stellte er die Tasse klirrend wieder auf den Tisch. Soeben war ihm ein weiteres Mitglied des Kollegiums eingefallen, dessen Erfahrungen den Studenten von Nutzen sein konnten, und er trug den Namen in den Lehrplan ein. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Bogen mit dem offiziellen Briefkopf der Chirurgie. Er nahm das Blatt und las noch einmal die fünf Namen seiner neuen Studenten: George Niles, Harvey Goldberg, Susan Wheeler, Geoffrey Fairweather III., Paul Carpin. Nur zwei Namen beeindruckten ihn. Bei Fairweather mußte er grinsen, vor seinem inneren Auge erschien

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