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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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des Bluts nicht verändert, damit der Chirurg nichts bemerkt. Wie könnte man das anstellen? Indem man im Gehirn die Sauerstoffaufnahme blockiert … oder die Abgabe von Sauerstoff an die Gehirnzellen. Ich hab’ mal gehört, daß es irgendeine Droge gibt, die Sauerstoffaufnahme verhindert, aber ich komme nicht drauf, wie sie heißt. Und wenn das Ventil an der Sauerstoffleitung von Bedeutung ist, müßte es ein Mittel sein, das in Gasform verabreicht werden kann. Aber es gibt noch einen anderen Weg. Man könnte ein Mittel verwenden, das die Aufnahme von Sauerstoff in das Hämoglobin blockiert und trotzdem die Farbe nicht verändert … Mark, ich hab’s!« Susan saß plötzlich kerzengerade da, mit weit aufgerissenen Augen und einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen.
    »Klar, Susan, du hast’s. Warum sollst du’s auch nicht haben?« Mark grinste ironisch.
    »Kohlenmonoxyd! Natürlich! Kohlenmonoxyd, behutsam über das Ventil eingespeist und gerade so bemessen, daß ein ausreichender Sauerstoffmangel eintritt, nicht mehr und nicht weniger. Die Blutfarbe würde sich nicht verändern, jedenfalls nicht dunkler werden, eher im Gegenteil: Das Blut würde hellrot, kirschrot, genau gesagt. Und eine kleine Menge würde genügen, um den Sauerstoff nicht in das Hämoglobin gelangen zu lassen. Und das Gehirn wird von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten – Koma! Dann stirbt das Gehirn des Patienten ab, und die ganze Sache hinterläßt nicht die geringste Spur. Niemand kann der Ursache auf den Grund gehen.«
    Schweigend sahen sie sich an, Susan gespannt, Bellows in müder Resignation. Schließlich meinte er: »Erwartest du darauf eine Antwort von mir? Na schön. Okay, es könnte so sein, unmöglich wäre es nicht. Lachhaft, aber nicht unmöglich. Ich meine, theoretisch wäre es denkbar, daß die Koma-Fälle in der Chirurgie durch Kohlenmonoxyd verursacht wurden. Ein gräßlicher Gedanke, vielleicht sogar eine geniale Idee, auf jeden Fall aber eine mögliche Lösung. Nur gibt’s da einen Haken. Denn nach wie vor haben fünfundzwanzig Prozent der Opfer die OPs nicht mal von weitem gesehen.«
    »Aber es verhält sich doch genau umgekehrt, Mark. Das sind ja die Fälle, die leicht zu erklären sind. Da lag in Wirklichkeit nie das Problem. Die chirurgischen Fälle waren die schwierigen, und auf die haben wir alle gestarrt wie das Kaninchen auf die Schlange. Der Fehler war nur, nach einer möglichen Erkrankung zu suchen, aber hier handelt es sich überhaupt nicht um eine Erkrankung. Den Patienten in der medizinischen Station wurden sublethale Dosen von Succinylcholin verabreicht, so einfach ging das.«
    »Susan, du kannst dir deine Hypothesen aus den Fingern saugen, bis du schwarz wirst.« Bellows war sichtlich ärgerlich geworden, und seinem Ärger lag eine tiefe Frustration zugrunde. »Du propagierst hier einen phantastisch organisierten Plan, einen hervorragend eingefädelten kriminellen Anschlag auf Patienten, läßt aber die wichtigste Frage völlig außer acht: Warum das Ganze? Wozu, Susan, wozu? Du setzt deine ganze berufliche Zukunft aufs Spiel, und meine auch, wenn ich das mal dezent andeuten darf, und alles nur, um eine potentiell denkbare Lösung in die Welt zu setzen, eine geradezu verrückt anmutende Erklärung für eine Serie unglückseliger Vorkommnisse, die nicht das geringste miteinander zu tun haben. Und gleichzeitig vergißt du bequemerweise die Frage nach dem Warum. Es müßte doch ein Motiv dahinterstecken, siehst du das denn nicht? So ist das doch schlichtweg lächerlich, ja, tut mir leid: lächerlich! Und außerdem muß ich jetzt schlafen. Einige Leute arbeiten nämlich, weißt du … Und … übrigens hast du nicht die Spur eines Beweises. Ein Ventil an der Sauerstoffleitung! Susan, wenn das alles sein soll … Du mußt jetzt einfach zur Vernunft kommen. Mir reicht’s jedenfalls. Ich will davon nichts mehr hören, kapiert? Aus, Schluß, fertig! Ich bin Chirurg, kein Sherlock Holmes.«
    Bellows stand auf und trank sein Glas leer.
    Susan starrte ihn an; ihre Zweifel waren wieder wach. Bellows stand nicht mehr auf ihrer Seite, soviel schien ihr klar. Und warum nicht? Die kriminelle Seite der Angelegenheit war doch sonnenklar.
    »Wie kannst du so sicher sein«, fuhr Bellows fort, »daß dein Mißgeschick überhaupt mit Nancy Greenly und Berman zusammenhängt? Für den Kerl, der so an dir interessiert zu sein scheint, gibt es doch eine viel einfachere Erklärung.«
    »Und die wäre?« Susan war jetzt

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