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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wütend.
    »Der Bursche wollte wahrscheinlich mal was erleben, und du …«
    »Du kannst mich mal, Bellows«, zischte Susan, außer sich vor Wut. »Jedesmal, wenn ich dir sage, daß mir gegenüber jemand aggressiv geworden ist, Harris oder jetzt das Schwein, das mich umbringen wollte, fällt dir nichts anderes dazu ein, als von Sex zu reden.«
    »Weil es den Sex nun mal gibt, mein liebes Kind. Du solltest das endlich akzeptieren.«
    »Ich? Ich hab’ den Eindruck, das ist mehr dein Problem. Ihr Ärzte werdet ja nie erwachsen. Wahrscheinlich macht euch die Pubertät viel zuviel Spaß.« Susan stand auf und zog den Mantel an.
    »Wohin willst du? Jetzt um die Zeit?« Bellows legte väterliche Strenge in seine Stimme.
    »Meiner Meinung nach bin ich auf der Straße sicherer als hier in dieser Wohnung.«
    »Du gehst nicht weg«, sagte Bellows entschieden.
    »Ach, nee? Sieh mal da, der große Herr Beschützer! Scheißdreck. Dieser Egoist will nicht, daß ich gehe. Na, dann soll er mal aufpassen.«
    Susan stürmte aus der Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu.
    Unentschlossen stand Bellows im Wohnzimmer, unentschlossen und unbeweglich. Unentschlossen war er, weil er sehr wohl wußte, daß Susan in manchem recht haben konnte. Unbeweglich, weil er mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr zu tun haben wollte. »Kohlenmonoxyd, so ’n Quatsch!« Er ging zurück ins Schlafzimmer und legte sich ins Bett. Als er auf die Uhr sah, war ihm klar, daß der Morgen praktisch schon angebrochen war.
     
    Panik ergriff D’Ambrosio, und er war machtlos dagegen. Vor engen Räumen hatte er immer Angst gehabt. Die Wände der Gefrierkammer schienen sich auf ihn zuzubewegen. Er atmete schneller. Dann fiel ihm ein: Hier würde er möglicherweise ersticken. Dazu die Kälte! Sie bahnte sich mit tödlicher Beständigkeit ihren Weg durch seinen dicken Mantel. Obwohl er sich unablässig in Bewegung hielt, waren Füße und Hände taub geworden.
    Das Schlimmste aber waren die Leichen. Die kalten Biester und der Gestank. D’Ambrosio hatte eine Menge scheußlicher Sachen erlebt. Viele Leute hatten ihm übel mitgespielt, und er selbst war in diesen Dingen auch nicht gerade kleinlich gewesen, aber das hier war die Krone. Mit den Leichen im Eiskasten eingesperrt! Zuerst versuchte er es mit Mißachtung, sah die Kerle einfach nicht an. Aber mit der Zeit half das nichts mehr. Die wollten, daß er sie ansah, also mußte er sie ansehen. Und dann fingen sie alle zu grinsen an. Jetzt lachten sie sogar. Und sie bewegten sich, wenn er mal eben nicht hinsah – als ob er das nicht merkte! Er mußte scharf aufpassen. Die bewegten sich, machten, was sie wollten. Er schoß auf einen Kerl, der besonders übel grinste. Den hatte er schon mal gesehen. Bestimmt, er erkannte ihn wieder. Er schoß, bis das Magazin leer war.
    D’Ambrosio zog sich in eine Ecke der Kammer zurück, von wo aus er alle im Auge behalten konnte. Mit dem Rücken an der Wand sackte er langsam in sich zusammen. Seine Knie spürte er schon nicht mehr.

 
Donnerstag
26. Februar
10 Uhr 41
     
    Der Weg ging bergab, wand sich nach links, durch ein Dickicht alter, knorriger Eichen und dorniger Heckenrosen. Die Zweige wölbten sich zu einem schmalen Tunnel, der dem Auge keinen Auslauf ließ; nach wenigen Metern verlor sich der Blick im Ungewissen. Susan rannte, keuchte, erkämpfte sich Schritt für Schritt, wagte nicht, rückwärts zu schauen. Vorn lag die Rettung, lag Sicherheit, sie konnte, mußte es schaffen. Aber der Weg wurde immer schmaler, die Zweige streckten sich nach ihr aus, Dornen verfingen sich in ihren Kleidern. Voller Verzweiflung suchte sie sich freizukämpfen, von vorn winkten Lichter: Signale der Geborgenheit. Doch je mehr sie an den stachligen Fangarmen zerrte, desto tiefer verwickelte sie sich wie in einem riesigen Spinnennetz. Mit den Händen versuchte sie, ihre Füße zu befreien, aber das bewirkte nur, daß sich auch die Arme hoffnungslos verfingen. Die Frist lief ab, das Verhängnis war nur noch wenige Minuten entfernt, sie mußte weiter, weiter … Dann hörte sie eine Hupe, und zugleich bekam sie einen Arm frei. Es hupte wieder, und Susan schlug die Augen auf. Sie befand sich im Boston Motor Lodge, Zimmer 731.
    Susan setzte sich im Bett auf, sah sich um. Sie hatte geträumt, ihren alten Traum, seit Jahren fast vergessen. Wie damals kam mit dem Aufwachen die Erleichterung, und sie ließ sich zurücksinken, zog die Decke bis unters Kinn. Die Autohupe, die sie geweckt hatte,

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