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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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zusammen; die Rechtecke bargen Bücherregale, Objets d’art und eine große Stereokompaktanlage. Die zweite Längsseite bestand aus gemauertem Backstein und war mit Gemälden, Lithographien und mittelalterlichen Notenblättern in zierlichen Rahmen geschmückt. Rechts vom Kamin tickte eine alte Howard-Uhr, auf dem Sims links prangte ein Schiffsmodell. Durch die Fenster neben beiden Kaminen fiel der Blick auf dunkle Dächer und Schornsteinwälder vor dem Bostoner Nachthimmel.
    In gewollter Bescheidenheit war die Wohnung nur minimal möbliert. Auf dem Boden lagen wie zufällig dicke Teppiche, mit einem blau-gelben Bukhara als Blickfang in der Mitte. Darauf stand ein niedriger Kaffeetisch mit einer Onyxplatte, umgeben von großen Kord-Sitzkissen in starken Farbkontrasten.
    »Wirklich schön hier.« Susan drehte sich langsam um die eigene Achse und ließ sich dann auf ein Sitzkissen sinken. »Hätte ich nie erwartet.«
    »Was hätten Sie denn erwartet?« Mark setzte sich an die andere Tischseite.
    »Na ja, halt ’ne Bude. Tische, Stühle, eine Couch, so das Übliche.«
    Mark lachte, Susan stimmte ein. Beide merkten, daß sie nicht viel voneinander wußten. Während sie tranken, unterhielten sie sich ungezwungen. Susan streckte die Füße zum Feuer, um ihre kalten Zehen zu wärmen.
    »Noch Wein, Susan?«
    »Aber gern. Er schmeckt wunderbar.«
    Mark verschwand wieder in der Küche, holte die Flasche und füllte erneut die Gläser.
    »Das war ein Tag heute«, stöhnte Susan. »Unglaublich, niemand würde das für möglich halten.« Sie bewunderte das tiefrote Funkeln des Weines in ihrem Glas.
    » Sofern Sie immer noch auf Ihrem selbstmörderischen Kreuzzug sind, glaube ich Ihnen alles. Waren Sie wirklich bei Stark?«
    »Darauf können Sie Gift nehmen. Und ganz im Gegensatz zu Ihren Befürchtungen reagierte er ausgesprochen sachlich … Was man von Harris ganz und gar nicht behaupten kann, und im Grunde auch nicht von Nelson.«
    »Ich kann nur immer wieder warnen: Nehmen Sie sich in acht, vor allem auch vor Stark. Der ist, was seine Emotionen und Launen angeht, wie ein Chamäleon. Gewöhnlich komme ich ausgezeichnet mit ihm aus. Und nun, aus heiterem Himmel, ist er plötzlich hinter meinem Skalp her, und alles nur, weil irgendein Halbirrer sich einen Medizinvorrat in einem Umkleideschrank angelegt hat, den ich eine Zeitlang benutzte. Was macht Stark? Er kommt nicht etwa zu mir und fragt mich, wie das normale Menschen tun würden. Nein, er klemmt sich hinter den armen alten Chandler, unseren leitenden Oberarzt, und Chandler wiederum setzt mich einfach von einem meiner Operationsfälle ab, um mich zu verhören. Und später holt er mich dann aus der Visite raus, um mir mitzuteilen, Stark verlangte von mir eine sofortige Aufklärung der Angelegenheit. Als ob ich nicht noch mehr zu tun hätte!«
    »Was soll das, mit den Drogen im Schrank?« Susan erinnerte sich an den aufgeregten Arzt, der mit Nelson gesprochen hatte.
    »Ich weiß gar nicht, ob ich ganz im Bilde bin. Es geht da um irgendeinen überraschenden Fund. Einer der Chirurgen stolperte über einen Haufen Drogen, und das wohl in einem Umkleideschrank bei den OPs, den Walters in seinem Altersschwachsinn offenbar immer noch unter meinem Namen führt. Jemand hat da Narkotika gehortet, außerdem Curare, Antibiotika, kurz, eine ganze Apotheke.«
    »Und die haben keine Ahnung, wer das war und was die ganze Sache bedeutet?«
    »Meines Wissens nicht. Ich glaube, jemand hat das Zeug gesammelt, um es nach Biafra zu schicken oder nach Bangladesch. Aber warum sie als Depot ausgerechnet einen OP-Umkleideschrank nahmen, geht über meinen Horizont.«
    »Mark, Curare ist doch ein Nervenblockierer, oder?«
    »Ja, allerdings. Großartiges Zeug. Ach, übrigens, falls Sie es noch nicht gemerkt haben, wir essen heute abend hier. Ich hab’ ein paar Steaks geholt, und der Grill brennt schon. Draußen vor dem Küchenfenster auf der Feuertreppe.«
    »Sehr einverstanden, Mark. Bin nämlich völlig fertig und außerdem hungrig wie ein Wolf.«
    »Dann werde ich die Steaks drauflegen.« Mark ging mit seinem Weinglas in die Küche.
    »Lähmt Curare die Atemreflexe?« rief ihm Susan nach.
    »Nein. Nur alle Muskeln. Man kann sagen, der Betreffende will atmen, aber es geht nicht. Also erstickt er.«
    Susan starrte in den Kamin, das Glas an der Unterlippe. Von den tanzenden Flammen ging eine hypnotische Kraft aus. Sie dachte an Curare, an Berman und Nancy Greenly. Das Feuer knisterte plötzlich heftig,

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