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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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autorisiert werden, den Computer zu benutzen; das wäre die wichtigste Voraussetzung. Zweitens brauchte ich die Erlaubnis, die Krankenblätter einzusehen. Drittens schließlich hab’ ich mir unten wohl was Schönes eingebrockt.«
    »So? Was denn?«
    »Bei Dr. Harris. Schätze, er ist entschlossen, mich auf dem schnellsten Wege aus dem Memorial zu befördern und die Hospitantenschaft in der Chirurgie abzubrechen. Wie es aussieht, hat er für Frauen in der Medizin sowieso nicht viel übrig, und ich hab’ wohl nicht gerade dazu beigetragen, das Vorurteil abzubauen.«
    »Mit Dr. Harris ist es manchmal etwas schwierig. Er ist sehr gefühlsbetont. Andererseits ist er wahrscheinlich der beste Anästhesist im ganzen Land. Für sein Urteil über Frauen in der Medizin hat er, glaube ich, besondere, private Gründe. Vielleicht ist das nicht gerade seine bewundernswerteste Seite, aber man könnte vermutlich Verständnis dafür aufbringen. Nun gut, ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Aber ich muß Ihnen auch sagen, daß Sie sich hier auf ein sehr heikles Gebiet gewagt haben. Bestimmt haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, was es heißt, wenn hier wirklich unsaubere Machenschaften im Spiel sind oder nur laut über diese Möglichkeit nachgedacht wird. Solche Gerüchte würden dem Krankenhaus unabsehbaren Schaden zufügen, wahrscheinlich sogar dem medizinischen Ruf von ganz Boston. Also, meine werte Dame, fassen Sie die Sache mit Samthandschuhen an, sofern Sie sie überhaupt anzufassen belieben. Mit Ihren Absichten schaffen Sie sich bestimmt keine Freunde, und mein ehrlicher Rat heißt: Lassen Sie die Angelegenheit auf sich beruhen. Wenn Sie aber trotzdem weitermachen wollen, nun gut, dann will ich versuchen, Ihnen zu helfen, aber garantieren kann ich nichts. Wenn Sie irgend etwas Neues herausfinden, will ich mir das gern anhören und mein Urteil dazu abgeben. Je mehr Informationen Sie vorzuweisen haben, um so leichter werde ich Ihnen zu dem verhelfen können, was Sie brauchen.«
    Stark ging zur Tür und öffnete sie. »Rufen Sie mich heute nachmittag noch mal an, dann sage ich Ihnen, ob ich mit Ihren Wünschen weitergekommen bin.«
    »Vielen Dank, Dr. Stark.« Susan zögerte auf der Schwelle, drehte sich noch einmal halb um. »Gott sei Dank sind Sie Ihrem Ruf nicht gerecht geworden. Man hat mich gewarnt, bei Ihnen müßte man darauf gefaßt sein, bei lebendigem Leib skalpiert zu werden.«
    Stark lachte. »Warten Sie nur ab. Vielleicht stimmen Sie der öffentlichen Meinung zu, wenn Sie einmal Zeit finden, an der Visite teilzunehmen.«
    Susan verabschiedete sich endgültig und ging. Stark setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete die Gegensprechanlage zu seiner Sekretärin ein.
    »Rufen Sie Dr. Chandler an, und stellen Sie fest, ob er schon mit Dr. Bellows geredet hat. Und sagen Sie Chandler, ich will, daß die Sache mit den Drogen im Schrank so schnell wie möglich aufgeklärt wird.«
    Er lehnte sich zurück und ließ den Blick aus dem Fenster schweifen: über den Wald von Bauten, die, alle zusammen, das Memorial ausmachten. Starks Leben war so eng mit dem Krankenhaus verwoben, daß sich beides zuweilen nicht mehr auseinanderhalten ließ. Wie Bellows Susan berichtet hatte, war es dem Chefchirurgen persönlich gelungen, den größten Teil des Geldes zu beschaffen, mit dem das Memorial modernisiert und seine sieben neuen Bauten errichtet worden waren. Daß Stark überhaupt chirurgischer Chefarzt geworden war, lag zum Teil an seiner Meisterschaft im Auftreiben von Subskriptionen und Spenden.
    Je länger er über den Drogenfund in Schrank Nummer 338 und dessen mögliche Konsequenzen nachdachte, um so wütender wurde er. Für ihn war das nur ein weiterer Beweis dafür, daß die meisten Leute über ihrer täglichen Geschäftigkeit das langfristige Ziel der Dinge aus den Augen verloren.
    »Verdammt«, sagte er laut vor sich hin. Dummköpfe würden am Ende all seine Bemühungen zunichte machen, das Memorial als das führende Krankenhaus im ganzen Land zu etablieren. Dann waren Jahre der Arbeit umsonst gewesen. Es schien nur allzu wahr: Wenn er wollte, daß etwas richtig gemacht würde, mußte er sich selbst darum kümmern.

 
Dienstag
24. Februar
19 Uhr 20
     
    Die Düsternis der Winternacht hatte sich längst über die Stadt gelegt, als Susan im oberirdischen Schnellbahn-Bahnhof Charles Street aus dem Zug stieg. Der Wind kam immer noch aus arktischen Breiten. Von der Flußseite her drang er in den Bahnhof ein und

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