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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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Frucht meiner Phantasie sind.
     Keine Einbildung. Kein ausbrechender Irrsinn.
    Nicht nur.
    Clelia. Unwissentlich hat sie Tabula rasa gemacht mit meinen libertinären Abschweifungen, und das Beste ist: Sie fehlen mir
     kein bisschen.
    Einmal habe ich Luisa nach dem Mittagessen auf einen Kaffee zu mir in die Buchhandlung eingeladen. In den letzten Jahren war
     dies der Ort, wo unzufriedene Frauen Zuflucht fanden für folgenlose Sünden.
    Und es kamen so einige. Ehefrauen, Geschiedene, Liierte und überzeugte Singles. Manchmal nur ein einziges Mal, zum Ausprobieren.
     Um eine Regel zu brechen, um den unaufmerksamen Liebsten abzustrafen, der sich nicht genug um sie kümmerte. Frauen wissen,
     wann sie eine Laune risikolos ausleben dürfen. Und bei mir war das Risiko gleich null. Hier fanden sie ein Stündchen Ablenkung
     ohne Komplikationen.
    Auch Luisa kam gerne mit. Auf dem Weg guckte sie ganz spitzbübisch. Wie ein Mensch, der etwas vage Verbotenes tut. Ein amüsierter
     und gespannter Gesichtsausdruck, voll Vorfreude auf das Vergnügen.
    Luisa war in ihrem Element. Ich nicht.
    Warum habe ich sie nur eingeladen?
     
    Sie ist in Verführerlaune, streicht mir nonchalant über die Haare.
    Sie kommt näher. Umarmt mich. Ich spüre ihren Atem auf meinem Hals, und das gefällt mir nicht. Was mache ich jetzt nur? Speise
     ich sie mit Platitüden ab wie: »Sorry, ich bin nicht in Stimmung … Ich habe es mir anders überlegt … Ich habe Kopfweh … zu
     viel gegessen …«?
    Luisa küsst mich. Ich will nicht wie ein Volltrottel dastehen. Was, verflucht, habe ich mir nur dabei gedacht, sie zu mir
     einzuladen? In einem schlagartigen Verlust aller Eigenliebe beginne ich sie auszuziehen. Sie kommt mirzuvor. Sie ist schon nackt und zieht mich zu Ende aus. Sie küsst mich auf die Brust, den Bauch und nähert sich dann meinem
     Jadedolch, der gerade nicht in Kämpferlaune ist … Ich lasse sie machen und ganz allmählich beginnt jener Teil meines Körpers,
     weit weg vom Gehirn, zu reagieren wie gefordert. Es ist, als würde ich mir von außen dabei zusehen.
    Kondom. Wir betätigen uns in einem Beischlaf, den man getrost vergessen kann. Mir fällt auf, dass mein Bauch ein bisschen
     runder geworden ist, immerhin stimmt der Muskeltonus noch. Ich sehe nur mich. Luisa ist mit mir vereint, doch es fühlt sich
     an, als wäre das, was sich über und in ihr bewegt, nicht Teil von mir. Sie gibt alles. Ich viel weniger. Wir brechen das sinnlose
     Unterfangen ab. Sie ist verständnisvoll und freundlich. Sie ist eine großzügige Frau.
    Eine Weile herrscht Schweigen. Dann, während sie sich anzieht, betrachtet sie mich lächelnd. Ich hege eine heilige Furcht,
     dass sie jetzt fragt, ob wir uns wiedersehen.
    »Kann es sein, dass du verliebt bist?«
    Touché!
Welch weise Intuition. Wie schaffen die Frauen das nur, immer klüger und schneller zu sein?
    »Entschuldige, Luisa, aber ich habe gerade massig Sorgen …« Was für ein armseliges Bild ich abgebe. Massig Sorgen? Du kannst
     mich mal, Nino!
    »Ja, ja …«, lächelt sie leicht spöttisch und zieht sich in Ruhe weiter an. Kein Stück verlegen. Eine großartige Frau, diese
     Luisa.
    »Wir sehen uns bei Gianni.«
     
    Dann ist sie gegangen. Elegant. Der Abgang einer wirklich großen Dame.
    Ich hingegen fühlte mich wie ein wirklich großer Idiot. Ein wirklich großer Idiot in Unterhose.

E s ist Sonntag Vormittag. Clelia und ich machen einen Spaziergang über die Tiberinsel. Es ist ein wunderschöner Tag. Sie redet
     über Musik, der »blonde« Tiber fließt durch seine Windungen und leckt sanft an der Insel. Er sieht schlimm aus, dreckig wie
     er ist. Schade. Aber ich liebe ihn trotzdem.
    »Als ich klein war, kam er mir immer so riesig vor …«
    »Stimmt, mir auch. Als ich dann zum ersten Mal nach Paris kam, wurde mir klar, dass große Flüsse anders aussehen.«
    »Dasselbe dachte ich, als ich nach London kam.«
    Sie nimmt meine Hand. Das hat seit Jahren niemand mehr getan. Ist das schön!
    Wir laufen schweigend über die Insel, dann legen wir uns an der Uferseite zur Ponte Garibaldi hin ins Gras. Als wären wir
     der Freiheitskämpfer und seine Frau höchstpersönlich.
    Jetzt würde ich gern
Saturday Sun
von Nick Drake hören.
    Der Sonnenschein umfängt uns milde, beschützend. Irgendwie heimelig.
    Ich greife zur Zeitung. Clelia nimmt ihre Sonnenbrille ab und bettet ihren klugen Kopf auf meinen Bauch. Ich kann nur noch
     schwer die Seiten umblättern, sage aber nichts. Nie würde ich

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