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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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das sagen.
    Nach einer Weile falte ich die Zeitung wieder zusammen. Ich nehme ebenfalls meine Brille ab und schließe die Augen. Fast eine
     Stunde später wache ich auf. Die Sonne ist weitergezogen, um jemand anderen hinter den Häusern jenseits des Tibers zu küssen.
    Clelia streichelt mir sanft über Gesicht und Haare. Kämmt mir die Augenbrauen. Streift meine Ohren. In ihren Händen liegt
     eine Sanftheit, die mir den Atem raubt. Eine unendliche Zärtlichkeit, beinah unerträglich für einen Normalsterblichen. Irgendwie
     göttlich. Ich möchte ewig so liegen bleiben. Meinen Körper in ihren Händen.
    Langsam schlage ich die Augen auf. Es ist, als sähe ich sie zum ersten Mal. Ich möchte ein mächtiger Mann sein, um ihr alles
     zu geben, was sie sich wünscht. Alles, was sie verdient.
    Ich nehme ihre Hand und küsse sie zärtlich. Dann nähere ich mich ihrem Gesicht und zeichne mit meinen Lippen einen Weg zu
     ihrem Mund, bis ich sie schließlich intensiv küsse. Gierig. Sanft.
    Du bist der Tiber und ich die Insel. Ich bin der Tiber und du die Insel, die meine Strömung spaltet, mein Herz. Mein Leben.
     Clelia.
    Wir halten uns eine Weile umarmt.
    »Es wird kalt …« Ich spüre, wie sie bei ihren Worten zittert.
    »Lass uns gehen.« Ich stehe auf und reiche ihr die Hand. Sie hält sie fest und sieht mir beim Aufstehen in die Augen. Ganz
     tief hinab bis ins Herz.
    Mein Herz, halt dich fest, bleibe heil, verpasse keinen einzigen Schlag. Suche Halt an den Lungen. Nutze die Muskelkraft.
     Nicht loslassen. Schick Mut und Stärke an unsere Pupillen, die als Allererste Clelias schönen Augen standhalten müssen.
    Sie steht vor mir und sieht mich immer noch so an. Ich bin verloren in ihren wider alle Vernunft schönen Augen. Ich bin ihr
     ganz und gar und fatal ergeben. Mir entfährt ein abgrundtiefes Seufzen und dann presse ich sie fest an mich. Ich möchte ihr
     weh tun. Sie verschlingen. Eros undThanatos. Meine Diva. Meine Muse. Meine Hexe. Meine Zauberin. Ich wollte, sie wäre mein.
    »Warum bin ich dir nur begegnet?« Sie sagt es mit leiser Stimme. Fast erschrocken.
    Ich lockere meine Umarmung gerade genug, um ihr in die Augen sehen zu können. Sie lächelt schwach. Schwach, aber stark. Es
     gibt nichts zu lachen. Ein warmes Lächeln. Vertrauenswürdig. Beruhigend.
    »Ich weiß nicht … Ich weiß nur, dass ich glücklich bin, dir begegnet zu sein. Sehr …«
    Sie drückt sich an mich, sanft und unerbittlich. Mit ihrem ganzen Wesen.
    Ohne uns aus der Umarmung zu lösen, gehen wir los. Unbequem, aber schön.
    »Lass uns zum Essen ans Meer fahren. Hast du Lust?«
    Clelia drückt mich noch fester.

W ir sitzen in der Sonne. Das Meer ist ruhig. Eine leichte Brise hilft uns, die Hitze zu ertragen. Satt und glücklich. Wir haben
     gut gegessen. Bruschetta mit Tomaten. Spaghetti mit Venusmuscheln. Einen Steinbutt für zwei. Gemischten Salat. Chardonnay.
     Sind ein bisschen angeschickert. Durch die Luft schweben die Klänge von
The Carnival Is Over
von Dead Can Dance.
    »Er heißt Alessio. Fünf Jahre war ich mit ihm zusammen. Er spielt erste Solovioline.«
    Das wirft sie mir so vor die Füße. Während ich meinen Espresso umrühre.
    Sie blickt mich ernst an. Ich blicke zurück wie jemand, der nichts gefragt hat.
    »Ich habe ihn seit drei Jahren nicht gesehen.«
    Ich habe nichts gefragt. Sie sieht weg.
    »Ich dachte, du wolltest vielleicht wissen, wer der einzige Mann war, mit dem ich je zusammengelebt habe.«
    Sie sieht mich wieder an. Ich sie auch. Ernst. Deute ein Zeichen der Verneinung an. Sie senkt den Blick.
    »Sorry …«
    Etwas ist kaputtgegangen. Die Vergangenheit existiert für mich nicht, schon gar nicht, wenn ich sie nicht kenne. Sobald ich
     sie kenne, wird sie präsent, Gegenwart. Ich weiß, dass das falsch ist, aber so bin ich nun mal.
    Clelia steht auf, zieht sich die Schuhe aus und geht zum Strand. Ich sage nichts.
    Ich sehe ihr nach. Sie entfernt sich in Richtung Horizont. Im Gegenlicht. Sie sieht aus wie eine Utopie. Wie ein Engel. Ich
     rühre schon längst nicht mehr in meinemKaffee, habe aber keine Lust mehr, ihn zu trinken. Ich lasse ihn abkühlen, zusammen mit meinem Herzen und meiner Wut.
    Ich betrachte Clelia, wie sie dicht am Wasser auf und ab geht. Ich bin regungslos. Ich warte, dass ich in der Sonne schmelze,
     mich in Wasser verwandele und dann in Dampf. Ich möchte mich für immer auflösen. Wenn sie zurückkehrt, wird sie nur noch meine
     Kleider vorfinden. Von mir nicht einmal einen

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