Komm, ich zeig dir die Liebe
Sie bitte beiseite.”
Brian trat aus der Reihe und blieb regungslos stehen, während der Beamte ihn mit einem Handgerät absuchte. Als der Detektor an die Metallknöpfe kam, erklang wieder ein lautes Piepen.
Brian machte eine entschuldigende Handbewegung. „Tut mir Leid.”
„Keine Ursache, Marine”, erwiderte der Mann und winkte ihn weiter. „Hier kommt oft Militär durch. Wir sind das gewohnt. Schönen Tag noch.”
Den werde ich wohl eher nicht haben, dachte Brian ein bisschen verzweifelt. „Danke”, murmelte er und setzte seinen Weg fort, einem unbekannten Schicksal entgegen.
Während er in der Menge der Wartenden stand, betrachtete Brian die freudigen, erwartungsvollen Gesichter der Umstehenden. Offensichtlich war er der Einzige, der sich in diesem Moment wünschte, er könnte woanders sein, nur nicht hier. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und er spürte ein Flattern in der Magengegend. Er versuchte, sich Mut zu machen, aber es half nichts.
Himmel! Eine Tochter!
Was sollte er mit dem kleinen Mädchen anfangen? Mit einem Baby?
Jetzt bereute er es, dass er seinen Schwestern nicht öfter über die Schulter geguckt hatte, als sie sich um ihre Kinder gekümmert hatten. Doch er hatte jedes Mal die Flucht ergriffen, wenn seine älteren Geschwister mit ihrem Anhang bei seiner Mutter aufgetaucht waren.
Dass man gerade ihn nun zum Vater gemacht hatte, kam ihm wie ein schlechter Witz vor.
Jemand vom Flugpersonal öffnete die Türen für die Passagiere, die gleich ankommen sollten, und Brian schnürte es die Kehle zu. Der Schweiß rann ihm von der Stirn, und er erinnerte sich auf einmal daran, dass er die gleichen Panikattacken verspürt hatte, als jemand zum ersten Mal auf ihn geschossen hatte.
Die ersten Fluggäste erschienen auf der Gangway. An ihren Armen baumelten riesige Tüten, die erstaunlicherweise noch als Handgepäck durchgegangen waren. Die ersten Begrüßungsrufe erklangen, und nach und nach fanden sich Freunde und Familien, so dass Brian schließlich allein dastand und immer noch wartete.
Dann war sie endlich da.
Eine etwas ältere grauhaarige Dame kam auf ihn zu. Sie hatte einen freundlichen Blick.
Über ihrer Schulter hing eine Tasche mit einem Logo von „Winnie the Pooh”, und auf ihrer Hüfte hielt sie ein Kleinkind.
Seine kleine Tochter.
Maegan Haley.
„Gunnery Sergeant Haley?” erkundigte sich die Frau, nachdem sie vor ihm stehen geblieben war und die Tasche auf dem Boden abgesetzt hatte.
„Ja, Ma’am”, erwiderte er und war … aufgewühlt. Ihm war sofort aufgefallen, dass das Baby genau die gleichen strahlend blauen Augen hatte wie er. Das traf ihn mitten ins Herz.
Was auch immer geschehen war, Mariah hatte nicht gelogen.
Meine Tochter.
Die Frau schien zu merken, was ihm gerade durch den Kopf ging, und lächelte. „Ich bin Mrs. Norbert, und das ist … Maegan.”
„Hm.”
„Könnten Sie sich bitte ausweisen?”
Offenbar war sie sich nicht ganz sicher, ob sie ihm das Baby anvertrauen konnte. Er hatte dafür Verständnis. Doch nachdem er seinen Ausweis gezeigt hatte, wirkte sie beruhigt.
„Na dann scheint ja alles in Ordnung zu sein”, sagte sie schließlich.
Nur weiter so, Haley, dachte er. Das macht einen hervorragenden Eindruck, wenn du kein Wort herausbringst.
„In der Tasche sind ein paar Windeln, eine kleine Flasche Apfelsaft und eine Veilchenwurzel.”
„Eine Veilchenwurzel?” Was sollte das denn bedeuten?
„Gegen die Schmerzen beim Zahnen.”
„Aha.” Er nickte. „Sie hat sicher schon alle Zähne”, sagte er jetzt, um zu zeigen, dass er halbwegs mitbekommen hatte, worum es ging. Da das Kind ihm die Zähne zeigte, wusste er, dass er nichts Falsches sagte.
„Die meisten schon, da haben Sie Recht. Aber die Backenzähne machen ihr noch zu schaffen.”
Das konnte ja heiter werden.
„Wie dem auch sei”, fuhr Mrs. Norbert fort, „Sie müssen jedenfalls sofort ein paar Einkäufe für das Kind machen. Wegen des Milchpulvers brauchen Sie sich aber keine Gedanken mehr zu machen.”
„Wegen des Milchpulvers?”
„Ja.” Mrs. Norbert sah ihn etwas verständnislos an. „Maegan kann Vollmilch trinken und isst praktisch alles, was wir auch essen.”
Gut zu wissen, dachte er. Obgleich er auch nicht vorgehabt hatte, ihr Katzenfutter vorzusetzen.
„Wenn Sie es sich ganz einfach machen wollen, sollten Sie sich einen Vorrat von Kindernahrung in Gläsern anschaffen. So haben Sie gleich kindgerechte Gerichte und Portionen fertig, die nur noch
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