Komm, ich zeig dir die Liebe
erwärmt werden müssen.”
„Hm.” Er kam sich nicht ganz auf der Höhe vor. Das Baby schien sich auch nicht gerade sehr wohl zu fühlen.
„Also, bitte unterschreiben Sie dann hier …” Mrs. Norbert griff in ihre große schwarze Tasche und zog ein Bündel Formulare hervor.
Brian nahm die Papiere entgegen, doch als er sie lesen wollte, verschwammen ihm die Buchstaben vor den Augen. Kein Wunder. Schließlich ging es hier um seine Zukunft, die er mit seiner Unterschrift besiegelte und die sein bisheriges Leben von Grund auf ändern sollte.
„Haben Sie einen Stift?”
„Nein.”
„Macht nichts, ich habe immer einen dabei.” Wieder begann Mrs. Norbert in ihrer Tasche zu wühlen. „Könnten Sie mal eben das Baby halten, dann kann ich besser suchen?”
So landete Maegan in den Armen ihres Vaters, und Vater und Tochter begutachteten sich vorsichtig. Brian fiel ihr herzförmiges Gesicht auf. Aus dem Mundwinkel ihres winzigen Schmollmunds lief eine feine Sabberspur das Kinn herab. Das unglaublich feine hellbraune Haar wurde von einer Schmetterlingsspange zusammengehalten. Maegan hatte ein blaues Kleid an und schwarze Lackschühchen, und über dem gut gepolsterten kleinen Po spannten sich weiße Strumpfhosen.
Brian hielt sie wie eine gefährliche Waffe in der Hand, sehr vorsichtig und auf Armlänge entfernt.
Auch Maegan musterte ihn, und er hatte den Eindruck, dass sie nicht sonderlich zufrieden war. Er konnte es ihr nicht verdenken. Schließlich war sie gerade mit einer wildfremden Frau durch die Luft geflogen, um am Ende der Reise einem wildfremden Mann ausgeliefert zu werden. Wie sollte sie da glücklich aussehen?
Als wollte sie ihrer Stimmung nun auch Ausdruck verleihen, fing Maegan an, wie wild zu strampeln und zu treten. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Unglücksmiene, bevor sie auch noch markerschütternd zu weinen begann.
„Seht!” flüsterte Brian. „Nicht doch!” flehte er und wiegte sie leicht hin und her.
Doch das schien sie nicht zu beruhigen. Die schaukelnde Bewegung sorgte nur dafür, dass ihr Weinen an Höhen und Tiefen gewann.
„Machen Sie sich keine Sorgen deswegen”, beruhigte ihn Mrs. Norbert, die ihren Stift endlich gefunden hatte. „Sie ist nur müde und überreizt.”
„Ich weiß, wie sie sich fühlt”, murmelte er. Tatsächlich war er inzwischen auch richtig niedergeschlagen.
„Phantastisch!” rief sie aus, nachdem er ihr das Baby auf den Arm gegeben hatte, um die Papiere zu unterschreiben, die ihm das alleinige Sorgerecht für diesen kleinen unglücklichen Schreihals übertrugen. „Ich bin mir ganz sicher, dass ihr beide wunderbar miteinander auskommen werdet. Es braucht vielleicht nur etwas Zeit.”
Ja, dachte er, als sich seine Tochter endlich wieder beruhigt hatte und ihn ansah. Dreißig Jahre mindestens.
Aber schließlich war er, Brian Haley, ein Ehrenmann. Er übernahm die Verantwortung für das Kind, das er gezeugt hatte. Doch während der Stift über das Papier glitt, sah Brian vor seinem geistigen Auge die letzten Trümmer seines alten Lebens zu Staub zusammenfallen.
„Gut”, verkündete Mrs. Norbert und steckte die Durchschläge der Papiere ein. Danach gab sie Maegan einen dicken Abschiedskuss auf die Wange, drückte sie noch einmal fest an sich und überreichte sie dann Brian. „Jetzt muss ich mich aber ranhalten. Meine Schwester ist aus Portland hierher geflogen. Wir haben uns längere Zeit nicht gesehen, und ich freue mich darauf, meine beiden Neffen wieder zu sehen. Wir wollen uns ein paar nette Tage in Disneyland machen.”
Brian sah der Frau vom Jugendamt nach, bis sie in der Menge verschwunden war. „Da geht sie hin ins Disneyland.” Er begegnete dem vorwurfsvollen Blick seiner kleinen Tochter, die sich immer noch nicht zu beruhigen schien. „Und du und ich, wir machen uns jetzt auf ins Taka-Tuka-Land. Du wirst sehen, es wird dir schon gefallen bei deinem Vater.”
4. KAPITEL
Kathy lehnte sich gegen die Tür und versuchte herauszubekommen, was sich dort draußen im Flur abspielte.
Natürlich könnte sie die Tür auch einfach aufmachen und Brian Haley fragen, was er da trieb. Aber sie hatte sich schließlich vorgenommen, dem Mann auszuweichen. Doch er machte es ihr nicht gerade einfach.
In den letzten Stunden hatte sie ihn andauernd die Treppen herauf-und herunterkommen hören, wobei er anscheinend schwere Sachen schleppte. Sie linste durch den Türspion. Doch das Licht war zu schwach, um Genaueres zu erkennen. Sie sah nur, dass
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