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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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frische Luft."
    Sie krempelte die Ärmel des Bademantels hoch, der offenbar ihm gehörte, und blickte ängstlich ins Schlafzimmer. Raul zog gerade eine enge cremefarbene Reithose an. Das schwarze Haar hing ihm in die Stirn.
    Schweigend beobachtete sie, wie er dann auf Hochglanz polierte Lederstiefel aus einem Schrank nahm und sich aufs Bett setzte, um sie anzuziehen. „Du gehst reiten?"
    fragte sie unsicher. „Es ist doch fast dunkel."
    „Leg dich wieder in die Wanne", riet er ihr ironisch. „Tauch deinen Körper, den du so schützt, ins Wasser, und lass mich in Ruhe."
    „Ich habe gesagt, es tut mir Leid." Trotzig hob sie das Kinn. „Muss ich vor dir zu Kreuze kriechen?"
    Zum ersten Mal, seit sie den Raum betreten hatte, sah Raul sie direkt an. Der distanzierte Ausdruck in seinen Augen erschreckte sie. „Wie wär's, wenn du verschwinden würdest? Momentan habe ich nämlich keine Lust, mit dir zusammen zu sein."
    Polly zuckte zusammen und wurde aschfahl. Von einer Minute zur anderen konnte Raul sich in einen Fremden verwandeln, der ihr Angst machte.
    „Also geh wieder ins Bad, bevor ich noch etwas sage, das deine Gefühle verletzt", fügte er schroff hinzu. „Ich bin nicht in der Stimmung, meine Zunge im Zaum zu halten."
    „Ich habe keine Angst vor dem, was du zu sagen hast."
    „Und warum, zum Teufel, provozierst du mich dann so?" rief er frustriert. „Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann sag es gefälligst laut und deutlich, denn für alles andere habe ich keine Zeit!"
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie Melina vor sich. Sie wollte sich verteidigen. Sie wollte ihm erklären, wie sehr die Begegnung mit ihr sie aus der Fassung gebracht und beängstigt hatte. Doch sie hatte noch mehr Angst davor, ihn mit diesem Eingeständnis endgültig auf die Palme zu bringen. Als er sie erwartungsvoll ansah, funkelten seine Augen wie Flammen.
    „Ich habe dir nichts zu sagen", erklärte Polly in einem, wie sie hoffte, beschwichtigenden Ton.
    Leider erreichte sie damit jedoch genau das Gegenteil. Raul sprang auf und warf ihr einen höhnischen Blick zu. „Du hast genauso viel Rückgrat wie eine Qualle! Ich schäme mich dafür, mit einer Frau wie dir verheiratet zu sein!"
    „Vielleicht... v... vielleicht habe ich mich nur besser im Griff als du", brachte sie hervor.
    Er machte eine abwehrende Geste. „Heute Morgen habe ich dich am Flughafen verlassen, um den Streitigkeiten mit dir aus dem Weg zu gehen. Das habe ich auch in den letzten zehn Tagen gemacht, und es ist mir dabei gut gegangen. Ich habe miterlebt, wie mein Vater es sein Leben lang mit den Frauen genauso gemacht hat", fügte er mit einem feindseligen Unterton hinzu. „Und dann ist mir klar geworden, dass ich mit dir verheiratet bin und unsere Ehe wohl keine Zukunft hat, wenn ich mich von dir zurückziehe, sobald du mich wütend machst."
    „Raul, ich..."
    „ Callate ! Jetzt rede ich", fiel er ihr verächtlich ins Wort, während er ein Kleidungsstück aus einer Schublade nahm. „Ich finde deine ständige Eifersucht irrational und ärgerlich. Und bei einer Frau, die so gehemmt ist, dass sie nicht einmal die Badewanne mit ihrem Ehemann teilt, finde ich es noch seltsamer, dass sie wissen will, was ich mit anderen Frauen getan oder nicht getan habe, als ich niemandem Rechenschaft schuldig war!"
    Polly hatte die Lippen zusammengepresst, damit sie nicht bebten. Am ganzen Körper zitternd, beobachtete sie, wie er ein weißes Poloshirt überzog, und flüsterte:
    „Ich will es gar nicht wissen ... Ich meine ..."
    „Ich werde nie wieder auch nur das kleinste Opfer bringen, damit unsere Ehe funktioniert!" schwor Raul. „Ich habe meinen Sohn ... Was brauche ich noch?
    Jedenfalls kein albernes kleines Mädchen, das bei der Vorstellung, mit mir zu schlafen, Angst bekommt."
    „Raul, bitte ...", sagte sie gequält, als er zur Tür ging und diese weit aufriss.
    Dann rief er etwas in den Flur. Polly, die ganz weiche Knie hatte, folgte ihm zur Tür und sah, wie eine der Hausangestellten herbeieilte.
    Nachdem er ihr Anweisungen auf Spanisch erteilt hatte, nickte sie und eilte wieder davon.
    Er warf Polly einen höhnischen Blick zu. „Du brauchst meine Annäherungsversuche nicht länger zu fürchten, mi esposa. Das Mädchen bringt deine Sachen in ein anderes Zimmer."

8. KAPITEL
    Polly ging in dem schönen Gästezimmer auf und ab, das die Hausangestellte ihr zugewiesen hatte, ohne ihr in die Augen zu sehen. Ihr war die Situation auch sehr peinlich gewesen.
    In den darauf

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