Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
Daumen.
Mrs. Patterson beugt sich vor und lehnt sich über ihren Mann zu Stephanie. »Spätzchen, wir haben sie seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen. Aber vielleicht ist sie bei Kylie? Sophie geht es nicht gut, ich fürchte, sie kriegt die Windpocken, die gehen im Augenblick um. Kannst du das bitte Minna ausrichten? Wenn Sophie sich angesteckt hat, ist Gemma bestimmt die Nächste.«
Stephanie starrt auf die Rückbank. Sie war überzeugt, Gemma bei Sophie zu finden, so überzeugt, dass sie glaubt, jeden Moment könnte Gemmas freches, fröhliches Gesicht hinter der Scheibe auftauchen.
»Mrs. Patterson, wir können sie nicht finden.«
Mrs. Patterson wirft Stephanie einen eindringlichen, besorgten Blick zu, aber Mr. Patterson ist schon dabei, die Scheibe hochzukurbeln. »Sorry, Steph, aber wir müssen die Kleine jetzt nach Hause bringen. Mach dir keine Sorgen, sie taucht sicher auf.«
Stephanie rennt zurück zu Minna. »Mum, ich kann sie nicht finden. Sie war nicht bei den Pattersons.«
Minna geht näher ans Ufer, ihr Blick schießt hin und her und hinaus aufs Wasser. »Gemma!«, ruft sie, »Gemma!«
»Hast du am Auto nachgesehen, Mum? Soll ich da mal nachschauen?«
Minnas Gesicht sieht bleich und hart aus. »Da war ich schon«, sagt sie, »verdammt. Verdammt, wo steckt sie nur?«
Mr. Peters kratzt gerade die Fettreste vom Grillrost ab. Er hält inne und schaut herüber. Stephanie erinnert sich daran, wie er und seine Frau an Daves Geburtstag zu Besuch kamen, zusammen mit den Pattersons und Mr. Black und den Muldrews und Lisa. Die Erwachsenen tranken Wein, und Stephanie durfte lange aufbleiben und mit den Kindern der Gäste fernsehen. Die anderen schliefen auf dem Fußboden ein, aber Stephanie blieb wach. Als es dunkel war, trat sie ans Fenster und schaute hinaus. Minna und Mr. Peters tanzten unter der Lichterkette. Minna lachte. Mr. Peters beugte sich hinunter, Minna lachte immer noch, sein Gesicht war dicht an ihrem, und sie lachte immer weiter, während er etwas zu ihr sagte. Dann riss sie plötzlich den Kopf zurück, hörte zu tanzen auf, sie lachte nicht mehr, drehte sich um und verschwand in der Küche.
Mr. Peters kommt auf sie zu. Sein Gesicht ist rot und aufgedunsen, auf seiner Stirn stehen Schweißperlen. Stephanie kann Bier riechen und Würstchenfett.
»Habt ihr sie immer noch nicht gefunden?«, fragt er.
»Nein«, sagt Minna. »Nein, Bob. Langsam mache ich mir Sorgen.«
Sie blickt sich hektisch um. Starrt zu den schwarzen, windgepeitschten Kiefern hinauf, über den See, wo sich die Wolken zusammenbrauen, in den graugelb zerschrammten Himmel.
»Ich weiß nicht, wo ich noch suchen soll«, jammert sie. »O Gott, wo steckt sie bloß?«
Mr. Peters hat einen Arm um Minna gelegt. Er sagt ihr, das käme schon wieder in Ordnung, sie solle sich beruhigen, Kinder büxen ständig aus, ganz sicher werde sie sich einfinden. Er ruft zu den anderen Männern hinüber, die am Grill herumstehen und das Bierfass leeren. »Hey, hier wird ein Kind vermisst! Gemma, Gemma Anderson!«
Die Männer kommen heran und drängen sich um Minna. Alle wissen, wie Gemma aussieht, trotzdem beschreibt Minna sie noch einmal. Ihre Stimme klingt hohl und dünn, so als bekäme sie kaum noch Luft sie hat dunkle Haare, lange, dunkle Haare, zusammengebunden mit einer rosa Schmetterlingsspange. Sie hat eine blaue, kurze Hose an und ein gelbes T-Shirt mit einer Micky Maus vorne drauf. O Gott, was noch, was noch? Schuhe? Ihre Schuhe? Rosa. Rosa Sandalen, oder, Stephanie?
Die Männer sagen, sie würden sie schon finden, im Handumdrehen setz dich einfach hin und mach dir keine Sorgen, mach dir keine Sorgen, Minna. Sie rufen die anderen Väter dazu, alle sollen mitkommen und beim Suchen helfen. Jemand benutzt die Sprechanlage: Achtung, Achtung, wir vermissen ein kleines Mädchen, kommen Sie bitte zu den Picknicktischen, wenn Sie Gemma Anderson gesehen haben.
Stephanie steht neben Minna, ihr angestrengter Blick wandert über die Kieselsteine, über die beiden Ausläufer des Sees, so weit wie möglich. Sie sehnt sich schmerzlich danach, das gelbe T-Shirt aufblitzen zu sehen, den glänzenden Pferdeschwanz mit der Schmetterlingsspange.
Jemand muss dahinten nachsehen. Ihr geht zur Straße rauf, und ihr sucht das Ufer ab. Wir brauchen Leute für das Kiefernwäldchen, und wenn ihr schon da oben seid, könnt ihr gleich den Parkplatz überprüfen und in allen Autos nachsehen.
Mrs. Peters stößt dazu. Sie kommt dicht heran und
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