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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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in ein und demselben Haus gewohnt mit den Männern, die das Kellerstüberl für fünf Minuten in den reinsten Hexenkessel verwandelt haben.
    Ich weiß nur eines: Dem Bimbo hat es bestimmt nicht leid getan, weil der ist am nächsten Tag der große Held gewesen.
    Der ist kreuzfidel im Bereitschaftsraum gesessen und hat mit ein paar Kollegen die gestrigen Erlebnisse Revue passieren lassen.
    Wie dann der alte Lanz hereingekommen ist, sind sie zuerst einmal alle verstummt. Aber dann hat sich der Lanz eine Zigarette angezündet.
    Und dann natürlich der Bimbo: "Ziehen! Nicht blasen, Alter!"
    Und dann die anderen losgebrüllt, daß man glauben hätte können, die ganze, seit Jahrtausenden unterdrückte Angelegenheit ist auf einmal bei dieser Handvoll Rettungsfahrer herausgeplatzt, so hat sie der Ausspruch vom Bimbo amüsiert.
    Der Schädel vom alten Lanz hat geglüht, fast so rot wie gestern der vom Bimbo, wie ihm die Angelika das Rauchen beigebracht hat.
    Und wie sich jetzt auch noch der Hansi Munz und die anderen herausgetraut haben mit immer deutlicheren Anspielungen, was für ein Meisterstück die Lanz-Tochter gestern im Vollrausch am Bimbo vollführt hat, ist der Lanz einfach hinausgegangen und hat im Hof draußen seine Zigarette fertig geraucht. Aber bevor der alte Lanz in Sicherheit gewesen ist, hat der Munz schnell noch dem Bimbo vorgerechnet: "Dafür hättest du bei einer Professionellen mindestens 3000 Schilling hingeblättert."
    "Mindestens", brüllt der Bimbo. "Und dann noch weitaus nicht so gut wie bei der Lanzin."
    Der Brenner ist neunzehn Jahre lang bei der Polizei gewesen.
    Und da erlebst du natürlich in der Hinsicht auch so manches. Da will ich jetzt gar nichts beschönigen. Da hat das alte Sprichwort "Ruf bei Vergewaltigung nie Polizei, denn sie ist schon dabei" oft seine Gültigkeit.
    Oder vielleicht nicht direkt Sprichwort, mehr so ein Spaßwort ist das gewesen, das die Polizisten untereinander manchmal gesagt haben. Und ich weiß jetzt gar nicht, ob man das heute noch so sagt, weil die schönen alten Reime geraten ja alle in Vergessenheit. Das ist eben der Lauf der Dinge, da darf man nicht altmodisch sein und immer nur den Pessimismus betonen.
    Aber jedes Spaßwort hat ja den gewissen ernsten Kern. Und da hat es schon ein paar Fälle gegeben, die ich lieber nicht erzähle. Ist zu deinem Schutz genauso besser wie zu meinem.
    Und trotzdem muß man sagen: Gegen die Rettungskollegen sind die Polizeikollegen eigentlich die reinsten Mitmenschen gewesen.
    Der Brenner hat aber jetzt nicht lang Zeit gehabt, daß er sich darüber Gedanken macht. Die Glocke ist gegangen, und hinaus im Laufschritt, vorbei am Lanz, der gerade seine Zigarette auf dem Fensterbrett ausgedrückt hat. Und daran hast du erkennen können, daß es dem alten Lanz wirklich nicht gutgeht. Weil aus irgendeinem Grund sind die Hoffensterbretter dem Junior heilig gewesen. Und wenn er das gesehen hätte, frage nicht.
    Der Brenner hat beim Laufen bemerkt, daß er selber den gestrigen Kellerstüberl-Abend auch noch ein bißchen gespürt hat. Aber alter Spruch: Nichts scheißen, durchbeißen! Rein in das Vergnügen, sprich: rein in den 770er. Und aufpassen, daß du dir nicht ins eigene Auto kotzt. Starten, abdüsen, funken: "770 rückt aus."
    "770 verstanden. Fahren Sie einsatzmäßig Per-Albin-Hansson-Siedlung 14! Ein Kleinkind in die Augenklinik. Loctite Superkleber."
    "Verstanden."
    Der Kollege vom Brenner ist an diesem Tag der Hansi Munz gewesen. Und funken tut natürlich immer der Beifahrer.
    "Nicht so müde, Kollege!" hat sich der fette Buttinger jetzt noch über Funk lustig gemacht. Weil der hat ja gewußt, daß der Brenner und der Munz gestern im Kellerstüberl auch dabeigewesen sind.
    "Leck mich am Arsch", hat der Munz geantwortet. Aber da hat er den Sprechknopf am Funkmikrofon natürlich schon längst nicht mehr gedrückt.
    Wie sie das Kind mit den zugeklebten Augen gerade in der Augenklinik abgeliefert gehabt haben, ist schon die nächste Tour über Funk hereingekommen, eine Dialysepatientin, und dann ein Zuckerschock und dann ein Motorradfahrer, und wie sie das erste Mal eingerückt sind, ist es schon halb vier am Nachmittag gewesen.
    Aber da haben ein paar Kollegen im Bereitschaftsraum auf einmal nicht mehr so fröhlich gewirkt wie am Vormittag. Weil der Junior hat der Reihe nach alle Beteiligten am gestrigen Kellerstüberl-Abend in sein Büro geholt. Und jetzt ist sofort der Munz drangekommen.
    Während der Brenner am Gang draußen

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