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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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gegeben hat.
    Also nicht bei den Rettungsmännern selber, aber sagen wir einmal: Krankenschwestern, oder diese Hippie-Krankenpfleger, die den ganzen Tag Schamhaare rasieren müssen, nur der eigene Vollbart hat noch nie eine Schere gesehen. Aber dann am Abend groß die Klappe aufreißen und sich als Uniformkritiker aufspielen.
    Bei den Männern selber ist sowas natürlich nicht vorgekommen. Und so lange der Alte gewesen ist, natürlich sowieso keine Chance für die Uniformkritiker. Und unter uns gesagt: Uniformverzicht wäre der Tod für jede Rettungsorganisation. Weil die meisten Freiwilligen sind ja nur wegen der Uniform dabei. Da war der Fürstauer nicht die große Ausnahme.
    "Zuerst habe ich noch geglaubt, der Bimbo schläft auf der Vak seinen Rausch aus. Weil ehrlich gesagt, es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß etwas in der Art vorkommt."
    "Was du nicht sagst."
    "Aber dann", hat der alte Oberlehrer den Hansi Munz ignoriert, "ist mir gleich aufgefallen, daß der Bimbo so einen roten Schädel hat. Zwar hat der Bimbo immer einen relativ roten Schädel gehabt. Aber natürlich einen derart roten Schädel und derartige Stielaugen und eine Zunge, die sich komplett über seinen Schnurrbart hinaufrollt, hat der Bimbo nicht einmal im Vollrausch gehabt. Und es ist ja wirklich nicht vom Alkohol gekommen. Es ist von dem millimeterdünnen Blutstrich gekommen, den der Bimbo rund um den Hals gehabt hat. Das muß nur ein hauchdünner Draht gewesen sein. Ich habe sofort in die Zentrale gefunkt: Der Groß ist tot."
    Der Groß. Nicht: der Bimbo. Und ab diesem Moment haben alle nur noch Groß gesagt, niemand mehr Bimbo. Weil wie gesagt Respekt vor den Toten.
    "Seit wann darf ein Sanitäter den Tod feststellen?" hat sich wieder der Munz eingemischt. Aber der Fürstauer - ganz pädagogische Akademie - hat den ungezogenen Zuhörer einfach ignoriert: "Die Funkzentrale hat dann einen Ersatzwagen für den Motorradfahrer geschickt, aber bis der endlich gekommen ist, ist der Motorradfahrer schon wieder gestanden. Wenn ihn nicht die Polizei gezwungen hätte, daß er zum Alkotest mitfährt, hätte der sich gleich wieder auf seine verbogene Maschine gesetzt."
    "Der hat schon wieder den nächsten Reisebus über den Haufen fahren wollen", hat ein junger Freiwilliger trocken dazwischengeschoben. Der ist sogar noch halb im Stimmbruch gewesen und hat noch nicht einmal einen richtigen Schnurrbart gehabt. Auch keinen flaumigen Damenbart wie der Hansi Munz, sondern nur so einzelne Haarfäden wie ein schlecht gesengtes Schwein oder wie der Verkehrsstadtrat Svihalek. Jetzt hat er sich um einen um so trockeneren Spruch bemüht. Aber sein Schmäh ist nicht zur Geltung gekommen, weil der Munz schon wieder geleiert hat: "Drehen jetzt die Freiwilligen schon ganz durch? Seit wann darf ein Sanitäter den Tod feststellen? Was ist überhaupt mit der Funkdisziplin bei den Freiwilligen?"
    "Funkdisziplin", hat der Fürstauer verächtlich ausgespuckt, und dann hat er seinen größten Trumpf ausgespielt: "Wenn du den Groß gesehen hättest."
    Weil natürlich: Keiner von den Anwesenden hat ihn gesehen.
    Außer dem Freiwilligen Fürstauer. "Wie wir ihn aufgesetzt haben, ist ihm die Zunge bis zu den Knien hinuntergehängt."
    "Wie diese Frau mit dem Knieschuß, die ich einmal geliefert habe", hat der Hansi Munz wieder gegackert.
    "Selbstmordversuch! Aber sie hat sich vorher beim Arzt erkundigt, wo das Herz ist. Und was glaubt ihr, was der gesagt hat?"
    "Das ist ein alter Witz", hat der Brenner gemurrt.
    "Zwei Zentimeter unter der Brustwarze", hat der Hansi Munz gejault.
    Dem Brenner ist auf einmal vorgekommen, als wäre der Geist vom Bimbo in den Hansi Munz gewandert, weil soviel Blödsinn hat normalerweise nur der Bimbo geredet. Und während er noch darüber nachgedacht hat, ob es so was geben kann, hat er den Fürstauer gefragt: "Wo ist der Groß jetzt überhaupt?"
    "Immer noch im 740er. Die Kripo hat die Garage versiegelt und den Bimbo vorläufig einmal dort liegen lassen, damit keine Spuren verwischt werden."
    Aber da muß ich schon sagen, es ist unglaublich. Die Garagentür haben sie so großartig abgeklebt, daß man fürchten hat müssen, die ganze neue Rettungsstation fällt zusammen, wenn jemand die Klebebänder herunterreißt. Aber die kleine Verbindungstür von der 730er-Garage zur 740er hinüber haben sie nicht abgeklebt!
    Im nächsten Augenblick sind die wichtigen fünf Minuten im Fürstauer-Leben vorbei gewesen. Er ist die längste Zeit der einzige

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