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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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gewesen, der den toten Bimbo gesehen hat. Weil natürlich die halbe Mannschaft hinter dem Brenner her in die 730er-Garage und durch die schmale Verbindungstür in die 740er hinüber. Nur die allerbravsten von den Freiwilligen haben sich nicht hineingetraut.
    Aber wie der Brenner dann den 740er auch noch aufgemacht hat, sind die ersten wieder umgedreht, und wie er eingestiegen ist und auch noch den Leichsack vom Bimbo heruntergezogen hat, sind sie nur noch zu sechst in der Garage gewesen. Weil natürlich Schiß, der Junior oder die Kripo, die im Schulungsraum im zweiten Stock den Mraz vernommen hat, könnten auf einmal auftauchen.
    Und wie der Brenner den Bimbo dann auch noch ein bißchen untersucht hat, sind sie überhaupt nur mehr zu viert gewesen.
    "Das würde ich lieber nicht tun", hat der Fürstauer hysterisch gewarnt, wie sich der Brenner am Hals vom Bimbo zu schaffen gemacht hat. Dabei hat der Fürstauer da noch geglaubt, daß er sich nur die Wunde genau anschauen will. Er hat ja noch gar nicht wissen können, daß der Brenner im nächsten Moment wie der reinste asiatische Wunderheiler mit seinen Fingern zentimetertief in die hauchdünne Wunde hineinfährt.
    Vor Schreck hat der Fürstauer dazu überhaupt nichts gesagt.
    Und der Horak auch nicht. Und der Hansi Munz auch nicht.
    Aber gekotzt haben sie auch nicht. Obwohl es sie bestimmt viel Beherrschung gekostet hat, wie der Brenner das Goldkettchen aus dem Bimbo-Hals herausgefieselt hat.
    "Mönch und Nonne", hat der Brenner gesagt.
    "Dichtest du schon wieder?" Der Hansi Munz hat zuerst geglaubt, daß der Brenner einen Schock hat. Aber natürlich bekannte Tatsache, daß Menschen, die einen Schock haben, oft glauben, daß die anderen einen Schock haben.
    "Das ist der Grund, warum das Goldkettchen nicht abgerissen ist", hat der Brenner erklärt.
    "Mönch und Nonne", hat der Hansi Munz in seinem Schock widergehallt.
    "Hat dir der Bimbo nie das Prinzip von seinem neuesten Goldkettchen erklärt? Er ist doch jedem damit in den Ohren gelegen: nicht kreuzgeschweißt. Sondern Mönch-und-Nonne-Prinzip. So wie die Dachziegel verhakt werden."
    "Wieso heißt das Mönch und Nonne?"
    "Dreimal darfst du raten. Weil der eine Teil einen Schlitz hat, und beim anderen steht was heraus."
    "Und das ist was Besonderes?"
    "Das siehst du ja. Es reißt nicht ab. Obwohl es so dünn ist.
    Der Bimbo hat gesagt, daran kann man einen Flügel aufhängen."
    "Ein Flügel wiegt ja nichts."
    "Er hat aber ein Klavier gemeint."
    "Und du hast das gewußt? Dann bist du ja verdächtig."
    Der Brenner hat dem Bimbo sorgfältig rundherum das Halskettchen aus dem Hals gefieselt, bis es wieder schön auf den Schlüsselbeinen gelegen ist wie zu den besten Bimbo-Zeiten. "Erinnerst du dich noch, wie der kleine Berti dem Bimbo erklärt hat, daß der Dreck aus dem Hals herauskommt?"
    "Ja und?"
    Der Brenner hat auf das blutverschmierte Goldkettchen gedeutet: "Weil heute wirklich der Dreck aus dem Hals herausgekommen ist."
    "So hat es der kleine Berti aber nicht gemeint. Sonst wäre er verdächtig."
    "Bei dir ist man aber schnell verdächtig."
    "Das ist ja das Blöde bei so einer Sache. Daß jeder sofort verdächtig ist. Darum bin ich froh, daß sie ihn schon haben."
    Gerade hat sich der Brenner noch gedacht, daß der tote Bimbo ziemlich blöd schaut. Und jetzt hat er selber noch ein bißchen blöder geschaut: "Was sagst du? Wen haben sie?"
    "Den Lanz."
    Und dann ein Donnerwetter, daß man glauben hätte können, in allen 23 Bezirken von Wien ist gleichzeitig 27 ausgebrochen, praktisch: Rette sich, wer kann. Weil für die Kripobeamten war es wirklich eine Katastrophe, wie sie gesehen haben, daß da einer an ihrer Leiche herumhantiert.
    Sie waren zu viert, zwei Uniformierte und zwei mit Sportsakko. Aber interessant! Obwohl die beiden praktisch das gleiche Sakko getragen haben, erkennst du es am Sakko, wer der Chef ist. Aber vielleicht war es nicht nur das Sakko. Weil der Chef war natürlich auch der, der nicht geschrien hat. Schreien tut auf dieser Welt immer der Stellvertreter.
    "Ausweis!" hat der Stellvertreter geschrien.
    "Müßte ich holen. Ich wohne hier im Haus."
    "Nichts da! Sie kommen gleich mit uns!"
    "Mitnehmen könnten Sie mich aber nur, wenn ich durch die abgeklebte Tür gegangen wäre. Aber Sie haben ja die Seitentür vergessen. Dabei lernt man das am ersten Tag beim Franzi:
Die Seitentüren und Fenster ebenfalls abkleben
", hat der Brenner den Hofrat Franzmeier mit seinem s-Fehler nachgemacht, der

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