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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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bei Abhöranlagen, den ich kenne, und -"
    "Und ich habe Ihnen schon am Telefon gesagt, daß ich damit seit genau zwölf Jahren nicht mehr das geringste zu tun habe."
    Ein bißchen ist der elegante, weißhaarige Herr dabei aus dem Gleichgewicht gekommen. Ich möchte nicht behaupten, daß er zornig geworden ist, aber ganz leicht hat sich sein Gesicht verfärbt, und eine gewisse Heftigkeit in der Stimme, wie er den Brenner unterbrochen hat. Fast hätte man glauben können, die grindige Umgebung des Café Augarten färbt ein bißchen auf den eleganten Herrn ab, quasi: Langsam macht sich die Darmflora über das verschluckte Beweisfoto her.
    Aber gleich wieder Mineralwasser und Beruhigung. Der Brenner hat eine Zeitlang nicht geantwortet, er hat einfach ein bißchen das Café Augarten wirken lassen.
    Außer den beiden und dem Kellner ist nur noch ein Gast dagewesen, eine Frau im Jogginganzug, die den einarmigen Banditen bearbeitet hat. Obwohl das Lokal fast leer war, hat es so nach Zigarettenrauch gestunken, daß der Brenner für einen Augenblick geglaubt hat, der italienische Schnulzensänger klingt hier noch heiserer als sonst, und gleich kriegt er einen Hustenanfall.
    "Ich war überhaupt nur bereit, mich hier mit Ihnen zu treffen, weil ich nicht am Telefon neben meiner Frau darüber sprechen wollte."
    "Sie weiß nichts von der jugendlichen Verirrung, über die wir uns kennengelernt haben?"
    Der Herr Oswald hat über den primitiven Spott vom Brenner nur traurig den Kopf geschüttelt.
    "Ihre Frau wird auch weiterhin nichts davon erfahren."
    "Natürlich nicht. Weil es nämlich keinen Kontakt mehr zwischen Ihnen und mir geben wird. Weil ich Ihnen nämlich gar nicht helfen kann, selbst wenn ich wollte. Ich wüßte ja gar nicht, wo ich die Geräte hernehmen soll. Ich habe nichts mehr."
    Der italienische Krebskandidat ist schon beim nächsten Lied gewesen, und immer noch tapfer gegen den Hustenanfall angekämpft.
    So sensibel der Herr Oswald auch gewesen ist, der Brenner hat ihm jetzt ein bißchen auf die Zehen steigen müssen: "Das Beweisstück, das Sie damals auf dem Reschenpaß verschluckt haben -"
    Der große, schlanke Herr ist auf einmal um einen Kopf kleiner geworden. Und dann: "Sie wissen es also."
Amore, amore.
Schon interessant, daß die Italiener alle so gute Stimmen haben.
    "Ich habe vorher mit dem Riedl telefoniert."
    "Dann wissen Sie es also."
    Und siehst du, darum sage ich: Richtig telefonieren macht oft den halben Detektiv aus. Weil in den paar Stunden, die dem Brenner von fünf bis acht geblieben sind, hat er von seiner Wohnung aus nicht nur den Oswald angerufen, sondern auch seinen Ex-Kollegen Riedl, der den Oswald damals in Tirol festgehalten hat, wie der Brenner versucht hat, ihn am Beweisfoto-Verschlucken zu hindern. Der Riedl war immer noch bei der Polizei und hat für den Brenner ein bißchen in den Akt hineingeschaut, sprich Computer.
    Der Brenner hat es dem Herrn Oswald jetzt gar nicht kleinweise aufzählen müssen. Daß das Beweisfoto, das der Herr Oswald damals zusammen mit seinen zwei Schneidezähnen verschluckt hat, vom Polizeiarzt noch halb verdaut zum Vorschein gebracht worden ist. Und daß der Herr Oswald deshalb mindestens zwei Jahre hinter Gitter gekommen wäre.
    Wenn er nicht seither für die Polizei als Spitzel gearbeitet hätte.
    Weil als Spanner ein paar nette Sammlerfotos machen ist die eine Sache. Aber dabei stillschweigend Zeuge von einem Verbrechen werden steht wieder auf einem anderen Blatt, und zwar auf einem verschluckten.
    Vom Riedl hat der Brenner erfahren, daß der Herr Oswald auch heute noch über eine Abhörausrüstung verfügt, gegen die die gesamte Ausrüstung der Staatspolizei bestenfalls ein Schnurtelefon ist, sprich: Basteln für Buben.
    "Ihre Frau wird davon nichts erfahren", hat der Brenner ihm versichert.
    "Und was wollen Sie von mir?"
    Der Brenner hat ihm dann die Erleichterung über die einfache Aufgabe angesehen.
    "Funk abhören?" Dem Herrn Oswald ist fast das Lachen gekommen. "Das ist kein Problem", hat er gesagt und sich vor lauter Aufatmen fast an seinem Mineralwasser verschluckt.
    Auf dem Heimweg ist der Brenner richtig fröhlich gewesen.
    Er hat geglaubt, daß er für heute das Schlimmste hinter sich hat.
    Eigentlich kein übertriebener Optimismus, wenn man bedenkt, daß es nur noch drei Minuten bis Mitternacht waren.
    Aber trotzdem Irrtum. Weil bei der Einfahrt zum Rettungshof kommt ihm schon der Hansi Munz entgegen, und der Brenner hat gleich gesehen, daß er

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