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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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mit mir ein Detektivbüro aufmachen."
    Den Brenner hat ein fürchterliches Maschinengewehrrattern aus seinen Gedanken gerissen. Das war der Krückstock von der Frau Rupprechter, mit dem sie nervös wie die reinste Nähmaschine auf den Steinboden geklopft hat.
    Weil sie hat genau gemerkt, daß der Brenner nicht bei der Sache war. Sie hat ihm immer noch vom unverläßlichen Pflegepersonal vorgejammert. Und daß man über die Toten eigentlich nicht schlecht reden soll, hat die Frau Rupprechter auch nicht gekümmert. Weil die ist sogar über die Irmi hergezogen, die jahrelang ihre Hauskrankenpflegerin war. Man hätte glauben können, sie ist der Irmi einfach böse dafür, daß sie sich erschießen hat lassen. Praktisch Zumutung, daß sich die neunzigjährige Frau Rupprechter an eine neue Pflegerin gewöhnen muß.
    "Eine neugierige Person", hat die Frau Rupprechter gekrächzt.
    "Ja, Frau Rupprechter." "Überall ihre Nase hineingesteckt!"
    "Ja, Frau Rupprechter."
    "Dieses neugierige Mensch!"
    "Ja, Frau Rupprechter."
    Du merkst es schon an den eintönigen Antworten, daß der Brenner wieder ein bißchen auf einer Gedankenreise war. Der Berti mit seinem Detektivbüro war im Moment immer noch besser als die Rupprechterin.
    "Mein Freund beim Rettungsbund hat gesagt: Detektivbüro aufmachen interessiert ihn nicht, aber helfen tut er mir gern.
    Jetzt hab ich mir letzte Woche freigenommen. Praktisch als Test, ob ich detektivisch was los habe. Ob ich in einer Woche herausfinde, wer dich vor dem
Golden Heart
zusammengeschlagen hat."
    Möchte man meinen, so interessant ist die Frau Rupprechter mit ihren ewigen Geschichten auch wieder nicht, daß der Brenner dauernd vom kleinen Berti zu ihr abgeschweift ist.
    Aber das ist eben die alte Sache mit dem Reisen. Das Entfernte kommt einem immer interessanter vor, auch wenn es aus der Nähe betrachtet völlig uninteressant ist. Obwohl ich schon sagen muß, uninteressant ist so ein Verfolgungswahn eigentlich nicht, nur fürchterlich nervend, aber das ist ja was anderes.
    Und du darfst eines nicht vergessen. Wenn du heute schwer zuckerkrank bist, dann bist du auch automatisch halb blind. Das ist die Rindenblindheit, die kommt vom Zucker, frag mich nicht wieso, ich bin kein Augenarzt.
    "Sie hat geglaubt, ich sehe nicht, daß sie dauernd in meinen Papieren kramt", hat die Frau Rupprechter ihrer jahrelangen Hauskrankenpflegerin ins Grab nachgeschimpft.
    "Hat sie nicht Ihre Schreibarbeiten erledigen müssen?" hat der Brenner ein bißchen den Interessierten gespielt, weil die Frau Rupprechter immer großzügig mit dem Trinkgeld.
    "Natürlich!" hat die Rupprechterin den Brenner angeschnauzt. Weil nach der Behandlung ist die Rupprechterin immer noch ein bißchen unduldsamer gewesen als sonst, praktisch Kehrseite der Trinkgeldmedaille.
    Der Brenner war aber nicht lange gekränkt, weil er ist ja mit dem Kopf immer noch beim Berti gewesen.
    "Mein Freund hat sich beim Rettungsbund ein bißchen umgehört. Dort ist es ein offenes Geheimnis, daß dir zwei Lastwagenfahrer von der Firma Watzek-Beton eine aufgelegt haben."
    "Watzek-Beton ist doch diese Sponsor-Aufschrift auf jedem zweiten Rettungsbundauto."
    Leider. Diese Antwort ist dem Brenner erst jetzt eingefallen, wie er endlich mit der Frau Rupprechter, die ihre Füße nur mehr zentimeterweise vorwärtsschieben hat können, beim Auto angekommen ist. Und siehst du, darum sage ich immer, man soll Antworten nach Möglichkeit immer gleich geben. Weil jetzt hat der Brenner die Autotür aufgemacht und sofort gesagt: "Du solltest unbedingt ein Detektivbüro aufmachen."
    Und erst dann hat er sich ins Auto gebeugt und gesehen, daß sich der Berti inzwischen in Luft aufgelöst hat.
     

9
    Der Brenner war bestimmt nicht ein Mensch, der immer gleich das Schlimmste befürchtet hat. Im Gegenteil, bei der Polizei ist es ihm ein paarmal passiert, daß er einen Einsatz verpaßt hat, weil er geglaubt hat, Fehlalarm. Und dann dreifacher Aufwand, bis man die Sache unter den Teppich gekehrt hat.
    Jetzt natürlich doppelt alarmierend, wenn so einer sofort das Schlimmste befürchtet. Nach fünf Minuten hat er das Warten nicht mehr ausgehalten und hat die Frau Rupprechter einfach im Auto sitzengelassen. Er ist zur Imbiß-Rosi hinübergelaufen und hat sie gefragt, ob sie nichts vom kleinen Berti gesehen hat.
    "Frag doch in der Wäscherei", hat ihm die Rosi geraten. "Da sehen sie direkt auf den Parkplatz hinaus."
    "Wo ist die Wäscherei?"
    "Gleich da drüben, wo sie die

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