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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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dreißig Jahre auf dem Buckel gehabt hat. Da muß sich jemand die Mühe gemacht und in die neue, supermoderne Rettungszentrale die alte Küchenuhr gehängt haben, die jetzt Punkt zwölf angezeigt hat.
    "Zwölf Uhr mittags!" hat der Sanitäter Marksteiner triumphiert.
    "Und?"
    "Und du liest gerade einen Artikel über die Stephanie von Monaco."
    "Und?"
    "Und der ihre Mutter hat in dem Western
Zwölf Uhr mittags
gespielt!"
    Weil wenn du in so einem Bereitschaftsraum herumsitzt und auf einen Notfall wartest, dann ist dir bald ein Zufall gut genug, um dir ein bißchen die Zeit zu vertreiben.
    "
Weibliche
Hauptrolle", hat sich der kleine Berti in die Unterhaltung eingemischt. Der ist ein Meter zweiundneunzig groß gewesen und dünn wie ein Bleistift, aber sein Leben lang Spitzname
kleiner Berti
.
    "Die männliche wird sie gespielt haben!" ist ihm der Marksteiner über den Mund gefahren und hat die Unterhaltung damit genauso schnell beendet, wie er sie angezettelt hat. Weil der kleine Berti ist nur ein Achttausender gewesen, Arbeitsplatz-Aktion 8000 vom Ministerium. Und von einem Achttausender kann sich ein Berufsfahrer nicht gut dazwischenreden lassen.
    Die Arbeitsplatz-Aktion war auch der Grund, warum der kleine Berti den Brenner manchmal ein bißchen genervt hat.
    Obwohl er bestimmt einer von den Netteren war. Einer, der manchmal sogar ohne Sonnenbrille ins Auto gestiegen ist. Aber er war mit seiner Stelle unzufrieden, und seit er gehört hat, daß der Brenner früher Detektiv war, hat er sich in die Idee verliebt, daß er zusammen mit dem Brenner ein Detektivbüro aufmachen könnte.
    Und heute ist wieder genau so ein Tag gewesen, wo es gefährlich war, daß er damit anfängt. Weil die Zeit ist einfach nicht vergangen. Um Viertel nach zwölf immer noch kein Notfall. Und um halb eins immer noch kein Notfall.
    Der Bimbo hat sein Goldkettchen jetzt schon zum drittenmal von seinem roten Fitness-Hals genommen und mit dem Fingernagel den Dreck zwischen den einzelnen Gliedern herausgestochert. "Ein Wahnsinn, wie schnell die kreuzgeschweißten Glieder verdrecken!" hat der Bimbo so zornig geschrien, als müßte er einem Zivildiener das Autowaschen beibringen.
    Aber es ist nur sein Goldkettchen gewesen, das er zusammengeschnauzt hat. Die Zivildiener hat man ihnen ja schon vor zwei Jahren weggenommen. Seither ist es bergab gegangen mit dem Vorsprung gegenüber dem Rettungsbund.
    Aber der Bimbo ist trotzdem froh gewesen, daß er keinen von diesen Schlappschwänzen mehr gesehen hat.
    "Ich frage mich, wo der ganze Dreck eigentlich herkommt!" hat der Bimbo sein Goldkettchen zusammengeschnauzt. "Wenn du dir vorstellst, daß dieser ganze Dreck in der Luft ist! Und wir schnaufen diesen Dreck die ganze Zeit ein!"
    "Vielleicht ist er gar nicht in der Luft", hat sich der kleine Berti jetzt in die Unterhaltung zwischen dem Bimbo und seinem Goldkettchen eingemischt.
    Wie das Ministerium den Kreuzrettern die Aktion 8000 und die Zivildiener gestrichen hat, sind ein paar von den Achttausendern regulär übernommen worden. Aber intern sind sie natürlich ewig die Achttausender geblieben. Und da war der Spitzname vom kleinen Berti wieder ein Vorteil, weil die anderen fünf haben überhaupt keinen Namen gehabt, sondern einfach Sammelname Achttausender.
    Dem Bimbo ist die Röte vom Hals in den Schädel hinaufgestiegen, als hätte ihn der Berti weiß Gott was geheißen.
    Weil du darfst eines nicht vergessen. Der Bimbo ist jetzt schon eineinhalb Stunden im Bereitschaftsraum gesessen. Eineinhalb Stunden keine rote Ampel. Nicht einmal eine Scheißhäusltour.
    Und da stauen sich natürlich gewisse Aggressionen.
    "Was redest du da, du junger Hupfer?" hat der Bimbo gejault, obwohl er höchstens fünf Jahre älter als der kleine Berti gewesen ist. "Wo soll denn der Dreck sonst herkommen? Glaubst du, den sondert das Goldkettchen ab?"
    "Oder dein Hals vielleicht."
    Jetzt aber. Das Blöde war, daß die anderen alle gelacht haben.
    Und der Bimbo hat genau gewußt: Schlägerei im Dienst strengstens verboten. Jetzt hat er sich nur langsam das Goldkettchen um den Hals gelegt. Und dann hat er gesagt: "An einem Achttausender vergreif ich mich ja nicht."
    Danach ist wieder fünf Minuten Ruhe gewesen, und der Brenner hat in aller Stille die Sexgeschichten im englischen Königshaus studieren können. Aber dann wieder der Marksteiner: "Ich sag ja immer, das kommt davon, daß sie soviel reiten, da werden die Blaublütigen so geil davon."
    Der Marksteiner hat diese

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