Komm zu mir, Schwester!
Helen, als ich meine Tasche durchsuchte. »Ich hab genug für uns beide. Du kannst es mir morgen zurückzahlen.«
Als es klingelte, gingen wir also zusammen in die Cafeteria, und das hieÃ, dass ich entweder wie gestern allein mit Helen essen konnte oder sie mitnahm an den Tisch, an dem die Inselleute zusammensaÃen. Egal, was ich auch machte, es würde Probleme geben. Denn es gab ein ungeschriebenes Gesetz, nach dem sich Schüler vom Festland nur an den Tisch der Inselleute setzen durften, wenn sie dazu ausdrücklich aufgefordert wurden. Und so was wurde in der Regel von der ganzen Gruppe beschlossen. Gleichzeitig wäre es aber seltsam, wenn ich, nachdem mit Gordon und mir wieder alles in Ordnung war, den anderen den Rücken kehrte und mich in eine Ecke verzog, mit einem Mädchen, das ich kaum kannte.
»Komm, wir gehen mit unseren Tabletts da rüber«, sagte ich zu Helen und wies mit dem Kinn auf den Tisch.
Sie war überrascht. »Hattest du nicht gesagt, das sei eine Clique?«
»Ist so«, sagte ich. »Aber irgendwie gehöre ich dazu. Na, Gordon jedenfalls, mein Freund.«
»Welcher ist es?«, wollte Helen wissen. »Der doch nicht?« Blane Savage schaute nämlich gerade von seinem überladenen Teller auf und nahm uns aufs Korn, als wir mit unseren Tabletts rumstanden.
»Nein, Gordon isst nicht in dieser Pause. Er hat später Mittagspause. Aber die Leute sind nett. Komm, wir gehen rüber, dann kannst du sie kennenlernen.«
Es war keine gute Idee. Das wusste ich schon in dem Moment, an dem wir den Tisch erreichten.
»Hallo, Leute«, sagte ich und stellte mein Tablett auf den freien Platz gegenüber von Darlene. »Das ist Helen Tuttle. Sie ist neu hier. Das ist Darlene â und Blane â Mary Beth â¦Â« Ich stellte alle am Tisch vor.
Blane murmelte etwas, das als Gruà durchgehen konnte, und biss in sein Sandwich.
Darlene sagte »Hallo« mit dieser süÃen, leisen Stimme, die immer ein bisschen erstaunt klang. Ich beobachtete, wie sie Helen, die ein ganzes Stück gröÃer war als ich, von Kopf bis Fuà musterte ⦠das rostfarbene Haar, die hellblauen Augen mit den nahezu unsichtbaren Wimpern und Brauen, die netten Sommersprossen und den Hals mit der Silberkette mit dem kleinen türkisen Anhänger. Dann fiel ihr Blick auf die groÃen FüÃe, die in Socken und Chucks steckten. Sie und Mary Beth grinsten sich hämisch an.
»Hi«, sagte Helen arglos und begann ihr Tablett abzuräumen.
»Helen kommt aus dem Südwesten.« Ich hoffte, dass das nicht entschuldigend klang. »Sie macht sich gerade damit vertraut, was es heiÃt, New Englander zu sein.«
Mary Beth guckte belustigt. »Man wird ja noch nicht zum New Englander, bloà weil man hierhergezogen ist.« Sie machte eine Pause, dann fügte sie ohne groÃes Interesse hinzu: »Und aus welcher Stadt im Südwesten kommst du, Helen?«
»Tuba City«, antwortete Helen. »Das liegt in Arizona im Navajo-Reservat. Meine Eltern haben dort in der Schule unterrichtet.«
»Wow!«, machte Darlene höflich. »Das war bestimmt interessant.« Dann drehte sie sich zu Blane um und fing an, über den Segelturn am Wochenende zu reden, und Mary Beth wandte ihre Aufmerksamkeit dem anderen Ende des Tisches zu â und das war es dann für Helen.
Nicht, dass ihr das etwas ausgemacht hätte. Sie aà einfach weiter und bemerkte allem Anschein nach gar nicht, dass sie vom Gespräch ausgeschlossen wurde. Aber sie hielt die Ohren offen, und auf dem Weg zurück zum Unterricht sagte sie: »Das muss toll sein, auf einer Insel zu leben.«
»Ist es auch«, sagte ich. »Es ist wirklich schön da drauÃen. Du musst mal mit der Fähre rüberkommen, ehe sich das Wetter ändert und es zu kalt wird für den Strand.«
»Das wäre toll«, sagte Helen. »Wann soll ich kommen?«
Da wurde mir klar, dass Mary Beth recht gehabt hatte, man wird nicht zum New Englander, indem man einfach von einer Seite des Landes auf die andere umzieht. Keiner, den ich kannte, hätte meine lässig hingeworfene Bemerkung als Einladung zu einem Besuch bei mir aufgefasst.
»Ach, weià nicht«, sagte ich. »Dieses Wochenende nicht, da bin ich in Gordons Team bei der Regatta.«
»Mir passt es immer, wenn es dir passt«, versicherte Helen mir. »Ich kenne noch kaum jemanden und deshalb habe ich
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