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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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Mom aus. »Aus diesem Grund wollte ich nicht, dass du es erfährst. Du kannst es nicht einfach dabei belassen, oder? Oh nein. Du willst natürlich mehr, du willst alles über diese Leute wissen, die für dich gar keine Bedeutung haben.«
    Â»Das Mädchen ist meine Schwester.«
    Â»Megan ist deine Schwester.«
    Â»Meg ist meine Adoptivschwester«, sagte ich eisig und legte besonderes Gewicht auf dieses Wort. »Ich will etwas über meine echte Schwester erfahren, meine Blutsschwester.«
    Â»Du willst uns nur wehtun.« Mom wurde laut. »Du willst uns dafür bestrafen, dass wir es dir nicht schon früher erzählt haben.«
    Â»Beruhige dich, Shelly«, sagte Dad und legte ihr die Hand auf den Arm. »Lauries Reaktion ist ganz natürlich. Es ist ein Schock zu entdecken, dass man einen Teil seiner Vergangenheit gar nicht kennt.«
    Â»Aber jetzt will sie die Leute aus ihrem Leben werfen, die sie geliebt und großgezogen haben, um völlig Fremden hinterherzujagen.«
    Â»Ich will etwas über meine Schwester erfahren«, wiederholte ich. Wie konnte es meine Mutter wagen, mich so ins Unrecht zu setzen, wo sie und Dad doch für diese Situation verantwortlich waren?
    Â»Interessiert euch denn nicht mal, wie ich darauf gekommen bin, dass es sie gibt? Sie kommt nachts zu mir.«
    Â»Oh, Laurie …«, fing Dad an.
    Â»Du glaubst mir nicht? Du denkst, ich lüge?«
    Â»Ich glaube, du bist sehr aufgewühlt«, sagte Dad.
    Â»Natürlich bin ich das. Ich bin aufgewühlt, weil die beiden Menschen, denen ich am meisten auf der Welt vertraut habe, mich mein ganzes Leben lang belogen haben, und ich bin aufgewühlt, weil diese Schwester, diese Lia, mich nachts besucht hat, weil sie in meinen Träumen herumrumort und an Orten auftaucht, wo andere Leute sie für mich halten. Erinnere dich mal, Dad, du hast doch gedacht, du hättest gesehen, wie ich in mein Zimmer hochgegangen bin – und ich war nicht mal im Haus. Das war Lia. Sie ist in mein Zimmer gegangen. Sie hat in meinen Sachen gestöbert. Sie hat auf meinem Bett gesessen. Als ich später in mein Zimmer gekommen bin, habe ich sie dort gespürt. Und dann, als Helen bei mir übernachtet hat …«
    Â»John, mach, dass sie aufhört«, bettelte Mom. »Ich halt das nicht aus. Begreifst du jetzt, dass ich immer recht gehabt habe? Wir hätten es ihr niemals sagen sollen.«
    Â»Wenn ich euch nicht dazu gezwungen hätte, hättet ihr es ja auch nie getan«, erinnerte ich sie. »Wenn ihr mir nicht glaubt, was ich über Lias Besuche erzählt habe, wie habe ich dann wohl von Lia erfahren? Was denkt ihr denn?«
    Â»Offenbar hast du dir den Aktenschrank vorgenommen und die Adoptionspapiere gefunden«, sagte Dad. »Reiß dich zusammen, Laurie. Aus der Sache ein Riesendrama zu machen, bringt gar nichts. Deiner Mutter und mir geht es auch so schon schlecht genug. Also, du wurdest adoptiert. Und nun bist du wütend, weil wir es dir nicht früher erzählt haben. Vielleicht hast du das Recht dazu. Aber wenn du ehrlich bist, musst du eines zugeben: wir lieben dich. Für sämtliche Fehler, die wir vielleicht gemacht haben, gibt es nur diesen einen Grund. Daran zweifelst du doch nicht, oder?«
    Einen Moment lang war ich still. Dann musste ich antworten: »Nein.«
    So wütend ich auch auf sie war, daran, dass sie mich liebten, hatte ich keinen Zweifel.

SIEBEN
    UND DESWEGEN, WEIL SIE MICH liebten und weil ich das wusste, und weil sie wussten, dass ich es wusste, konnten wir uns nicht wirklich entfremden. Ein, zwei Tage lang war es seltsam zwischen uns, aber das ging vorüber. Spröde und unbeteiligt zu tun, war besonders schwierig, wenn die Kleinen in der Nähe waren. Ich musste mir nur anschauen, wie sich Megan auf ihre witzige, wichtigtuerische Art in Szene setzte, und stellte fest, dass ich lächelte, so wie ich es immer getan hatte. Und wenn Neal mit verträumtem Blick über seinen Zeichnungen saß, wenn ihm das weiche helle Haar in die Stirn fiel, dann überwältigte mich diese Welle von Zärtlichkeit, die mich zum ersten Mal erfasst hatte, als meine Eltern ihn als kleines Baby mit nach Hause gebracht hatten. Die beiden waren meine Geschwister. Daran war nicht zu rütteln.
    Und Dad und Mom waren meine Eltern.
    Also rutschten wir zurück in das, was Dad »unser normales Leben« nannte. Über meine Adoption redeten wir nicht

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