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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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meint, deine Eltern lassen sich scheiden oder so was.«
    Â»Nat sagt was?«, platzte es aus mir heraus.
    Â»Na, vielleicht ja nicht, aber es würde niemanden überraschen. Leute, die sich so zurückziehen wie sie, haben normalerweise Probleme. Das würde auch erklären, warum du in letzter Zeit so in dich gekehrt und komisch bist. Nat sagt …«
    Â»Ist mir doch egal, was Nat sagt!«, regte ich mich auf. »Meine Eltern sind sehr glücklich, danke der Nachfrage. Und eine Scheidung ist so ziemlich das Allerletzte, was sie zurzeit in Erwägung ziehen. Was bildet ihr euch eigentlich ein, Nat und ihr anderen? Das Privatleben meiner Eltern geht euch überhaupt nichts an!«
    Â»Laurie, bitte, beruhige dich doch.« Mary Beth wirkte nervös. »Ich wollte dich doch nicht so aufregen. Gordon hat zu Nat gesagt, dass du … dass du etwas herausgefunden hast, was zu Problemen zwischen dir und deinen Eltern geführt hat. Was es ist, hat er ihr nicht erzählt. Wir haben einfach angenommen …«
    Â»Ihr habt kein Recht, irgendwas anzunehmen«, sagte ich wütend. »Und was Gordon angeht …«
    Â»Auf Gordon musst du nicht sauer sein«, sagte Mary Beth. »Der hat nur versucht, dich in Schutz zu nehmen, mehr nicht.« Sie stand auf und nahm die Tasche. »Die Fähre ist da. Ich muss das hier zu Dad runterbringen.«
    Ich stand auch auf. Zitternd vor Wut. In den Jackentaschen hatte ich die Hände zu Fäusten geballt. Ich hatte mich Gordon anvertraut! Ich hatte mich auf ihn verlassen. Und er hatte sich auf der Stelle umgedreht und diesen Leuten, die ich kaum kannte, alles brühwarm erzählt! Er hatte ihnen alles erzählt – aber, nein, der Gerechtigkeit halber musste ich zugeben, dass er ihnen nicht von meiner Adoption erzählt hatte. Wäre das der Fall gewesen, hätte Mary Beth es ganz bestimmt erwähnt. Und das waren auch keine Fremden. Das waren ebenso meine Freunde wie Gordons, jedenfalls sollten sie es sein. Es war auch nicht ihre Schuld, dass ich mich von ihnen zurückgezogen hatte. Wie Mary Beth ganz richtig gesagt hatte, ich war diejenige, die sich seit dem vergangenen Sommer verändert hatte, denn da hatte ich es noch so aufregend gefunden, bei allen ihren Unternehmungen mitzumachen. Mary Beth, Natalie, Gordon, sie waren noch genau so, wie sie immer gewesen waren. Wenn sie nach Erklärungen für mein seltsames Verhalten suchten, war das nur verständlich.
    Â»Mary Beth«, sagte ich. »Warte mal.«
    Sie ging schon den Pier entlang. Jetzt drehte sie sich noch einmal zu mir um.
    Â»Was ist denn?«
    Â»Es tut mir leid«, sagte ich zum dritten Mal. »Wirklich. Es tut mir leid, dass ich die Party verpasst habe. Mir geht gerade viel durch den Kopf, aber das hat nichts mit der Ehe meiner Eltern zu tun.«
    Â»Da bin ich aber froh«, sagte Mary Beth kühl. »Hoffentlich kriegst du was immer es ist bald auf die Reihe.« Ihr Mund wirkte total verkniffen, so als wollte sie ganz klarmachen, dass man bei jemanden wie Mary Beth Ziegler nicht wütend oder laut zu werden hatte.
    Sie kehrte mir den Rücken zu und ging weiter. Plötzlich fiel mir dieser Tag wieder ein, an dem ich Helen an den Inseltisch in der Schulkantine mitgenommen hatte. Da hatte Mary Beth den Mund genauso verzogen.
    Mir war nicht danach, ihr bis runter zum Schiff zu folgen, deshalb blieb ich stehen, wo ich war, und beobachtete den Anleger aus der Ferne. Das hier war die »Nachhausekommfähre«, wie Meg immer sagte, weil die meisten Leute an Bord auf der Insel zu Hause waren, aber auf dem Festland arbeiteten. Männer in Anzügen und Mänteln strömten mit ihren Aktentaschen auf die Insel, ihnen folgten Arm in Arm Blane und Darlene. Ich wusste, dass ich sie eigentlich abfangen und mich entschuldigen müsste. Immerhin war es Darlenes Geburtstag gewesen. Ganz kurz spielte ich mit diesem Gedanken, den ich dann aber wieder verwarf. Eine weitere Konfrontation war jetzt einfach zu viel für mich.
    Ich hatte damit gerechnet, dass Gordon gleich nach ihnen von Bord gehen würde, aber das tat er nicht. Erst ein paar Minuten später sah ich ihn aus der Kabine kommen – in Begleitung eines Mädchens. Die beiden gingen Seite an Seite übers Deck, so tief ins Gespräch vertieft, dass sie ein paar Mal andere Leute anrempelten. Als Gordon auf dem Steg war, drehte er sich um, nahm die Hand des Mädchens und half ihr

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