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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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kennengelernt als New England, jetzt jedoch konnte ich die Welt erkunden.
    Und an die Erde war ich auch nicht gebunden! Ingo Swann war auf dem Merkur gewesen! In einem Kapitel des rot eingebundenen Buches war seine Reise in allen Einzelheiten beschrieben. Bei seiner Rückkehr hatte er berichtet, dass der Planet sowohl eine Atmosphäre als auch ein Magnetfeld hatte. Astrophysiker und Astronomen hatten erklärt, so etwas sei nicht möglich, doch kurze Zeit später hatte ein Raumschiff der NASA , Mariner 10, Daten übertragen, die Swanns Beobachtungen bestätigten.
    Jeff hatte die Vorstellung von Astralreisen in den Weltraum furchtbar aufregend gefunden.
    Â»Wenn du diese Sache beherrschen lernst, wirst du das Universum erkunden können!«, hatte er gesagt.
    Â»Auf keinen Fall«, hatte ich mit Nachdruck geantwortet. »So eine große Abenteuerin bin ich nicht.«
    Und das hatte ich auch so gemeint, als ich es gesagt hatte, oder ich hatte gedacht, dass ich es so meinte. Jetzt war das allerdings anders. Ich hatte nichts zu verlieren, das ich nicht schon verloren hatte. Warum sollte ich nicht die Zeit, in der ich noch ein Bewusstsein hatte, damit verbringen, das Unmögliche zu erfahren.
    Weil … weil …
    Weil ich es nicht konnte. So einfach war das. Die Menschen, die ich liebte, waren hier auf Brighton Island.
    Und deshalb blieb ich da. In den folgenden Tagen lernte ich meine Familie noch besser kennen. Ich verbrachte viele Morgen in Moms Atelier, beobachtete, wie die schlanken, geschickten Finger den Pinsel führten, wenn sie die Farben Schicht für Schicht auf die Leinwand aufbrachte. Es war ein Bild von einem windumtosten Strand, und am Himmel darüber wimmelte es von Möwen. Ihre grauen Flügel hoben sich vom dunkleren Grau des Winterhimmels ab, Bogen an Bogen, wie ein Muster. Das Bild hatte etwas tief Bewegendes an sich, das mich so gefangen nahm, dass ich den Blick nicht davon losreißen konnte. War dieses Gemälde wirklich so einzigartig? Oder war meine Reaktion dem Umstand geschuldet, dass dies womöglich das letzte ihrer Bilder war, das ich je sehen würde?
    Nachts, wenn der Rest der Familie zu Bett gegangen war, stellte ich mich neben meinen Vater, wenn er schrieb. Ich hörte zu, wie er laut vor sich hin murmelte und Dialoge ausprobierte.
    Â»Wie konnte der Mensch sich nur diese Welt zum Leben wählen? Ist ihre Schönheit denn so groß, dass die Sterne dagegen verblassen?«
    Ja , antwortete ich stumm. Ja … ja, das ist sie.
    Am meisten Zeit verbrachte ich mit Neal und Meg. Ich folgte ihnen, wenn sie die Post aus dem Dorf holten, ihre Freunde besuchten und wenn sie zum Anleger liefen, um mit der Fähre zur Schule zu fahren. Zwei Tage nachdem der Sturm sich gelegt hatte, war der Fährbetrieb wieder aufgenommen worden, und Meg und Neal stapften in Parkas und Stiefeln die schneebedeckte Beach Road entlang, schubsten und neckten sich und glitschten kreischend vor Entzücken über große Flächen von blauschwarzem Eis.
    Lia ging ein Stück hinter ihnen, der Schnee war ihr nicht geheuer. Wahrscheinlich hatte sie noch nie Schnee gesehen, denn sie tippte den Stiefel hinein und zog ihn schnell wieder raus, wie eine Katze. Ich konnte mir vorstellen, wie sie die Bällchen unter den Füßen so weit einzog, dass die Krallen zum Vorschein kamen.
    Als Neal im Übermut seiner elf Jahre einen Schneeball in ihre Richtung warf, schrie sie auf und hielt sich die Arme schützend vors Gesicht.
    Â»Laurie ist ein Weichei!«, brüllte er und rannte vorsorglich los, weil er Rache erwartete.
    Â»Du Mistgöre!«, hauchte sie. Aber Meg, die ein Stück zurück geblieben war, hörte es. Sie blieb mit einem Schneeball in den behandschuhten Fingern stehen und musterte Lia.
    Â»Du bist seltsam«, sagte sie.
    Â»Was willst du damit sagen?«, fragte Lia in scharfem Ton.
    Â»Du benimmst dich nicht so wie sonst immer.«
    Â»Was soll ich denn machen? Mir von deinem Bruder das Gesicht verbeulen lassen?«
    Â»Das war kein harter Schneeball.« Sie runzelte die Stirn und sagte nicht mehr. Megan runzelte in diesen Tagen oft die Stirn. Megan, sieh dich vor! »Er ist auch dein Bruder. Warum sagst du mein Bruder?«
    Â»Weil ihr euch so ähnlich seid, beide total verwöhnt. Habt ihr je etwas nicht bekommen, was ihr euch gewünscht habt? Womit habt ihr es eigentlich verdient, so viel mehr Glück zu haben als

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